Opel Corsa-e (2021)
22 km mehr Reichweite für den Elektro-Kleinwagen

Bis zu 337 Kilometer schaffte der Opel Corsa-e bisher mit einer Batterieladung nach WLTP – für einen Kleinwagen sehr ordentlich. Aber jetzt hält der Elektro-Corsa noch länger durch, denn die Rüsselsheimer verpassen ihm ein Technik-Update, das ihn sparsamer macht.

05/2020, Opel Corsa-e
Foto: Opel

Peugeot hat es beim Modell-Pendant e-208 vorgemacht, jetzt zieht Opel erwartungsgemäß direkt nach und steigert die Reichweite des Corsa-e ebenfalls. Wie viele Kilometer die Rüsselsheimer rausholen und wodurch? Dazu weite runten.

Vorher erinnern wir uns nochmal daran, wie groß der Sprung beim Modellwechsel des Corsa war – optisch und technisch. Der Einfluss aus Detroit hatte dem kleinen Opel in der Vergangenheit nicht nur gutgetan. Immer länger, höher und vor allem keilförmiger musste der Kleinwagen werden. Keine leichte Zeit für Opel-Designer wie Friedhelm Engler. Wenn der von der sechsten Corsa-Generation sprach, die fast fünf Zentimeter flacher ist als der Vorgänger, dann ging es auch um den Ballast, der mit dem Besitzerwechsel zur PSA-Gruppe (mittlerweile Stellantis) über Bord gegangen war.

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Und das mit dem Gewicht lässt sich tatsächlich messen. Rund 100 Kilogramm hatten die Opel-Ingenieure beim Wechsel auf die CMP-Plattform eingespart. Vor allem im Kampf um niedrigere CO2-Werte und Verbräuche erschien das immens.

Elektroantrieb? Ja, auch!

Opel Corsa-e
Opel
Elektromotor vorn, die Batteriemodule im Fahrzeugboden: der neue Opel Corsa-e. Weil es ihn auch mit Benzin- und Dieselmotoren gibt, ist er auch als Elektromodell ein Fronttriebler.

Beinahe noch wichtiger ist aber die Flexibilität, die CMP beim Antrieb ermöglicht. Klar kann der Corsa Benziner und Diesel, aber auch Elektro. Und zwar ohne Kompromisse, die die Opel-Ingenieure beim Prototyp Kadett Impuls 1 von 1990 noch eingehen mussten. Der kam zwar 103 Kilometer weit, doch die Blei-Säure-Akkus (13,6 kWh) waren extrem empfindlich und nicht sehr haltbar. Die 18 Batteriemodule des Corsa-e sind nicht einfach am Stück im Fahrzeugboden verbaut, sondern unter den Vorder- und Rücksitzen verteilt. Vorteil: Eine Art "Fußgarage" für die Passagiere im Fond, die dadurch angenehm tief sitzen, und ein wunderbar flacher Kleinwagen (1,43 Meter), der nicht um die Höhe der Akkus in den Himmel wächst.

Rund 450 kg wiegt das 50 Kilowattstunden große Akkupaket im Unterboden, dessen Lithium-Ionen-Zellen vom chinesischen Zulieferer CATL kommen. Den 136 PS starken Elektromotor an der Vorderachse steuert Siemens bei. Auf die Batterie gewährt Opel acht Jahre Garantie. Die E-Maschine mobilisiert ein maximales Drehmoment von 260 Newtonmetern und soll den Corsa-e in nur 2,8 Sekunden auf Tempo 50 sowie in respektablen 8,1 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen.

Jetzt rund sieben Prozent mehr Reichweite

Opel Corsa-e
Thorsten Weigl / Opel
Bis zu 100 kW schafft der Corsa-e am Schnelllader, dann ist Batterie in 30 Minuten wieder zu 80 Prozent voll.

Die maximale Reichweite gab Opel nach dem WLTP-Zyklus mit bis zu 337 Kilometern an. Bis jetzt. Nachdem Stellantis-Kollege Peugeot vor kurzem ein Reichweiten-Plus für den e-208 verkündet hat, kochten die Spekulationen hoch, dass auch Opel mit etwas mehr Ausdauer für den Corsa-e ums Eck kommt, was nun der Fall ist. Statt 337 soll er jetzt 359 Kilometer mit einer Akkuladung schaffen. Dafür ziehen die Rüsselsheimer andere Reifen mit geringerem Rollwiderstand auf die 16-Zoll-Räder und verbauen ein neues Reduktionsgetriebe mit optimierter Übersetzung. Zudem montiert Opel eine effizientere Wärmepumpe. Die hatte Peugeot schon zur Reichweiten-Steigerung des e-208 sowie des e-2008 erwähnt. Laut dem französischen Hersteller ist die Pumpe mit einem Feuchtigkeitssensor verbunden. Der findet sich oben an der Windschutzscheibe und übermittelt Informationen für eine genaue Umluft-Steuerung im Fahrgastraum, steigert so die Effizienz von Heizung sowie Klimaanlage und spart somit Energie. Opel kommuniziert die Funktionsweise weniger exakt. Es liegt aber nahe, dass im Corsa-e dieselbe Technik steckt wie in seinem Stellantis-Pendant Peugeot e-208.

Ist dann das Ende der Leistung in Sicht, kann der Akku am Schnelllader in rund 30 Minuten zu 80 Prozent geladen werden, die mögliche Ladeleistung liegt bei 100 kW. Zum Vergleich: Der VW ID.3 schafft mit 125 kW nur unwesentlich mehr. Der Fahrer kann zwischen drei Fahrmodi wählen: Normal, Eco und Sport. Sport soll die Reichweite nur moderat einschränken, während sie in Eco ohne Komfortverlust maximiert wird.

Produktion? Alle zusammen in Saragossa

Opel Corsa-e
Thorsten Weigl / Opel
LED-Lichter sind Standard und optional bringt der Corsa sogar das schlaue Matrixlicht ins Kleinwagen-Segment.

Spannend an der Corsa-Plattform, die auch der aktuelle Peugeot 208 nutzt, ist neben der Flexibilität der Antriebe die Tatsache, dass alle Modelle auf einer Fertigungslinie gebaut werden können. Heißt: Der Corsa-e entsteht im spanischen Saragossa auf dem gleichen Band wie die Typen mit Verbrenner. "Die integrierte Lösung erlaubt es uns, flexibel auf Produktionsspitzen reagieren zu können", erklärte Frank Jordan, der bei Opel die Vorausentwicklung und das Thema Elektromobilität verantwortet.

Innenraum? Opel setzt nicht auf i-Cockpit

Opel Corsa-e
Opel
Der elektrische Corsa kommt auf Wunsch mit digitalem Cockpit, setzt auf Touch- Bedienung und Knöpfe.

Wie grundlegend die Entwickler den Corsa umgekrempelt haben, zeigt sich im Innenraum. Trotz der technischen Verwandtschaft zum Peugeot 208 geht der Opel beim Cockpit einen eigenen Weg. "Im PSA-Konzern legt man großen Wert darauf, dass sich die einzelnen Produkte klar voneinander unterscheiden – trotz gemeinsam genutzter Plattformen", stellte Designer klar. Deshalb gibt es im Corsa statt des tief platzierten kleinen Lenkrads im Peugeot-i-Cockpit ein normales Volant, eine zum Fahrer hin orientierte Mittelkonsole, klassische Ergonomie und einen ansonsten betont schlanken Armaturenträger. Lediglich den Wählhebel und den einen oder anderen Schalter findet man so auch bei anderen Konzernmodellen.

Dabei wirkt das Interieur sehr luftig, trotz der flacheren Karosserie und der praktisch unveränderten Breite kommen auch Menschen über 1,80 Meter gut unter. Der Kofferraum fasst nun sogar 309 statt 285 Liter.

Wie sich das für ein Elektroauto gehört, gibt’s den Corsa-e auf Wunsch mit einem volldigitalen Cockpit, bei dem ein sieben Zoll großes Display die klassischen Rundinstrumente ersetzt. Direkt nebenan bildet der 10 Zoll große Touchscreen die digitale Kommandozentrale. Außerdem hat der Corsa-e serienmäßige Klimaautomatik – gut für die Passagiere, vor allem aber für die Akkus. Denn im Schnelllademodus übernimmt der groß dimensionierte Klimakompressor auch das Thermo-Management der flüssigkeitsgekühlten Batteriezellen.

Laden? An bis zu 85.000 Ladepunkten in Europa

Neu ist der Telematik-Service Opel Connect, der die Lücke von OnStar füllt, das seit dem Ausscheiden von Opel aus dem GM-Konzern nicht mehr zur Verfügung steht. Zum Leistungsumfang gehören Live-Navigation mit Echtzeit-Verkehrsinformationen, Fahrzeugdatenabruf per App sowie eine direkte Verbindung zu Pannenhilfe und Notruf. Auf Langstrecken haben Corsa-e-Kunden die Möglichkeit, über Free2Move Services einen Ladepass mit Zugriff auf mehr als 85.000 Ladepunkte in Europa zu nutzen. Ab der Ausstattungslinie Edition ist auch ein 11 kW On-Board-Charger im Auto.

Technische Daten Opel Corsa-e (2019)

Karosserie

Fünfsitzige Limousine

Antrieb

Vorderradantrieb, feste Übersetzung

Bremsen

innenbelüftete Scheibenbremsen vorn, Scheibenbremsen hinten

Länge (mm)

4060

Breite (mm)

1745

Höhe (mm)

1433

Radstand (mm)

2538

Leergewicht (kg)

ca. 1450

Reifen

205/45 R 17

Kraftübertragung

Vorderradantrieb, feste Übersetzung

Elektro-Antrieb (kW / PS)

100 / 136

max. Drehmoment (Nm)

260

Akku (kWh)

50

0-50 km/h (s)

2,8

0-100 km/h (s)

8,1

Höchstgeschwindigkeit (km/h)

150

Reichweite km (WLTP)

359

Grundpreis

29.900

Sicher? Sicher!

Als Sicherheitsausstattung stehen den Gegenverkehr ausblendende Matrix-LED-Scheinwerfer in der Aufpreisliste. Außerdem gibt es eine Verkehrszeichenerkennung, zudem einen Totwinkelwarner, einen adaptiven Abstandstempomat, einen sensorgesteuerten Flankenschutz, Notbremssysteme und Einparkhilfen.

Bei 29.900 Euro geht es los

Der Preis ist noch die Achillesferse jedes Elektroautos, doch mit 29.900 Euro bleibt der Strom-Corsa immerhin unter der 30.000er-Marke. Anfangs war das Einführungs-Modell First Edition für diese Summe zu haben. An dessen Stelle trat dann die gleichteure Basisversion Selection. Zieht man davon noch die 6.000 Euro Elektroauto-Förderung ab, wird die Sache langsam spannend und der Opel Corsa-e landet bei 23.330 Euro.

Oberhalb des Selection-Modells siedelt sich der Opel Corsa-e Edition an. Darüber rangieren die komfortbetonte Elegance-Variante, die für 32.395 beziehungsweise geförderten 25.825 Euro aufpreisfrei Aluräder, Lederlenkrad, elektrische Fensterheber hinten, Voll-LED-Scheinwerfer und Leder-Stoff-Polster für die Sitze mitbringt. Mit 16 Zoll-Leichtmetallrädern, Sportsitzen, Alu-Pedalen, schwarzem Dachhimmel sowie spezifischen Stoßfängern hat Opel den Corsa-e in der GS-Line eher in die dynamische Richtung entwickelt. Kostenpunkt hier: 32.895 respektive 26.325 Euro.

Fazit

Am aktuellen Corsa müssen sich die meisten aktuellen Kleinwagen messen, weil das Gesamtpaket aus Design und Technologie stimmt. Die Antriebsflexibilität gibt es in dieser Klasse aktuell von keinem anderen deutschen Hersteller. Preislich ist der Corsa-e kein Schnäppchen, aber der 50 kWh-Akku ist ein gewaltiger Kostenfaktor. Da dürfte es die Kunden freuen, dass der Saft jetzt noch für 22 Kilometer mehr reicht.