Lamborghini Urus Performante
Super-SUV mit 666 PS frisst Schotter

Der Lamborghini Urus Performante kommt mit nachgeschärftem Design, tieferem Schwerpunkt, verfeinerter Ausstattung und mit Stahlfedern. 16 PS mehr Leistung und 47 kg weniger Gewicht machen den Unterschied? Wir testen den SUV mit 666 PS und 850 Nm.

Lamborghini Urus Performante Giallo Fahrbericht
Foto: Automobili Lamborghini S.p.A.

Vallelunga klingt ja erstmal nach Rennstrecke. Formel-1-Teams testen hier, und früher gab es hier sogar einen Gran Premio di Roma. Dass es auch eine kleine Rallyestrecke gibt, ist weniger bekannt. Der hügelige Rundkurs befindet sich nördlich auf dem Gelände des Autodromo. Dort steht ein Lamborghini Urus Performante zum ersten Antesten bereit. Performante bedeutet im Fall des Urus ein scheinbar vernachlässigbares Leistungsplus von 650 auf 666 PS oder 490 kW, 20 Millimeter tieferes Fahrwerk, 16 Millimeter breitere Spur und einen knappen Zentner Mindergewicht.

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Das soll dem dennoch rund 2,2 Tonnen schweren Lamborghini einen weiteren Schub Sportlichkeit und Fahrspaß bescheren, der sich auch auf losem Geläuf erleben lässt. Damit das auch nicht nur Profis wie Matteo Milani mühelos gelingt, gibt es im Tamburo genannten Fahrmodus-Schalter ein neues Menü: Rally. Ab geht’s.

Der Urus wühlt sich durch Schotter

"Gut gefahren", sagt Matteo wenige Minuten später. Aber wahrscheinlich muss er das zu jedem sagen, der hinterm Lenkrad des Lamborghini Urus Performante sitzt und unter seiner Anleitung mehr oder weniger gekonnt um den kurzen Rallye-Parcours driftet.

Mit Vollgas sprintet der Urus auf die erste 180-Grad-Kurve zu. Bremsen, einlenken, Vollgas, befiehlt Matteo. Machen wir. Das Heck schwenkt aus, der Fuß bleibt auf dem Fahrpedal. Mit elegantem Schwung driftet der Lamborghini um die Kehre, gräbt sich mit allen vier Rädern durch den Untergrund und donnert so mühelos den steilen Anstieg nach oben, wie es das Leistungsgewicht von 3,23 kg pro PS vermuten lässt.

Im Rally-Modus auf Asphalt

Das geht so leicht und spielerisch, wie es sich hier liest – mit eingeschaltetem ESP an der langen Regelleine sowie feinem Feedback von Lenkung und Fahrwerk. Es ist dennoch nur ein Aspekt des Fahrspaßes im Perfomante. Dass die wenigsten Urus-Kunden ihren Wagen so bewegen werden, weiß man auch in Sant'Agata. Der Rally-Modus taugt auch auf der Landstraße, verspricht Matteo.

Lamborghini Urus Performante Giallo Fahrbericht
Automobili Lamborghini S.p.A.
Im Tamburo genannten Fahrmodus-Schalter gibt es ein neues Menü: Rally.

Auf der Landstraße dürfen wir den Urus Performante heute leider nicht fahren. Als Nächstes steht die Rennstrecke auf dem Programm. In der Boxengasse wartet ein weiteres Exemplar, diesmal mit den speziell für den Performante entwickelten Pirelli-P-Zero-Trofeo-R-Semislicks bereift. Die Pneus sollen nun in einem besonders breiten Temperaturfenster und sowohl auf trockenem Asphalt als auch bei Nässe funktionieren.

Diesmal wird am Tamburo auf Corsa geschaltet. Doch bevor es losgeht, bleibt etwas Zeit, sich im Lamborghini umzuschauen. Der ist mit feinem Alacantara ausgekleidet, die Sitze zitieren das klassische Sechseck-Thema, das auf den Lamborghini Marzal von 1967 hindeutet. Infotainment und Klimabedienung kommen unübersehbar von Audi. Auch das Design diverser Bedienelemente und die Schrifttypen in Displays erinnern an die Ingolstädter Gene des Urus.

Allradtechnik hilft auf der Rennstrecke

Dazu zählt ebenso das Torsen-Mittendifferenzial, welches beim Fahren natürlich nicht sichtbar ist. Zu seinen Eigenschaften zählt, dass es kleine Drehzahlunterschiede zwischen Vorder- und Hinterachse ausgleichen kann, bei größeren Unterschieden jedoch eine Sperrwirkung hat. Im Urus Performante wird es von einem aktiven Hinterachs-Differenzial mit Torque Vectoring sowie einer neu abgestimmten Allradlenkung unterstützt. Und das Beste daran: Bei schneller Kurvenfahrt ist davon so gut wie nichts zu merken.

Nach einer Eingewöhnungsrunde hämmert der Performante flott um den Kurs, bleibt in den schnellen Kurven stabil, die Lenkung übermittelt fetten Grip von den Vorderrädern. Keine Spur von Untersteuern, obwohl 58 Prozent des Gesamtgewichts auf den Vorderrädern lastet.

Keine Angst beim Bremsen

Unerschütterlich stabil bleibt der Wagen auch beim harten Anbremsen. Da zuckt nichts, die vorderen 440 Millimeter großen Carbon-Keramik-Scheiben werden von Zehnkolben-Monoblocks in die Zangen genommen. Und zwar so nachhaltig, dass selbst nach mehreren Runden kein Nachlassen am Pedal erfühlbar ist.

Lamborghini Urus Performante Giallo Fahrbericht
Automobili Lamborghini S.p.A.
Tuning-Aroma in Serie mit reichlich Sichtcarbon und Aero-Elementen.

"Auf den ersten Blick haben wir beim Performante die Beschleunigung und die Querdynamik verbessert und wir sind den Pikes-Peak-Rekord gefahren", hatte zuvor Technikchef Rouven Mohr erklärt. Doch bei der Performance ginge es mindestens ebenso sehr um den Spaß am Fahren. Mit dem Urus habe Lamborghini das Segment der Supersport-SUV erfunden, so der Ingenieur, doch der Performate sei noch viel schärfer.

Agil auch dank Wankstabilisierung

Da ist durchaus was dran, lässt sich nach einigen schnellen Runden um das Autodromo Piero Taruffi sagen – die Strecke in Vallelunga ist übrigens nach einem ehemaligen Ferrari-Werksfahrer benannt. Das zielgenaue spontane Einlenken, die dank Wankstabilisierung geringe Seitenneigung, die extrem fix regelnden Fahrdynamik-Systeme und natürlich das bereits erwähnte Leistungsgewicht lassen den großen und nicht eben leichten Lamborghini-SUV sehr lässig um die Strecke tänzeln.

Dabei hat die Alltagstauglichkeit kaum gelitten. Okay, das Fahrwerk scheint etwas polteriger als beim luftgefederten Urus, soweit sich das nach dem Schotter-Ausflug und der Rennstreckenfahrt sagen lässt. Und die Haltekräfte am Lenkrad sind bei schneller Kurvenfahrt eher etwas für ganze Kerle. Doch eine gewisse Hemdsärmeligkeit gehört bei Lamborghini zur Marken-DNA. Wer da etwas mehr Komfort und Konzilianz wünscht, wird etwa bei den Konzerngeschwistern in Ingolstadt, Zuffenhausen oder Crewe fündig.

Optik aus der Muckibude

Dass der Performante mehr Heavy Metal als Kuschelrock ist, zeigt auch das Design, gleichwohl die Unterschiede auf den ersten Blick nicht so auffällig scheinen. Design-Chef Mitja Borkert wollte, so erzählt er, einen Urus, der aussieht, als sei er im Fitnessstudio gewesen und käme nun mit ein paar Muskeln mehr zurück. Die Karosserie scheint tatsächlich etwas mehr zu spannen, die Konturen sind definierter.

Dabei wurde sogar die aerodynamische Effizienz gesteigert. Die Kohlefaser-Akzente an Radhäusern oder Heckschürze stehen dem Urus ohnehin gut. Und die vielen bunten Farben ebenso. Unser Tipp: Giallo Inti (siehe Bilder) oder Verde Viper scheinen besonders passend. Auch abseits der Rennstrecke.

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Fazit

Der Urus Performante glänzt beim ersten Kennenlernen mit extrem stabilem Fahrverhalten, schier endloser Traktion und sehr sicherem Handling auf Asphalt und Schotter. Auf die Luftfederung müssen die Kunden verzichten – der Federungskomfort fällt eher herb aus. Der Preis auch: 219.000 Euro ruft Lamborghini auf.

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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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