Opel Astra Kombi Electric
Mit Strom gegen den Strom

Mit der Elektroversion des Astra Sports Tourer sticht Opel in eine noch winzige Nische unter den E-Autos, die es vor allem als Crossover und SUV gibt, aber nur selten als Kombi – und noch seltener im Kompaktformat. Fahrbericht.

Der MG5 bekommt als bislang einziger Elektro-Kompaktkombi nun Konkurrenz: erst mit dem Astra, dann folgt dessen Plattformbruder Peugeot e-308 SW. Der ab 43.490 Euro erhältliche Sports Tourer Electric übernimmt den Antrieb des Fließheck-Astra: 156 PS, 54 kWh. Die Akkumodule liefert CATL, den M3 genannten Motor das Gemeinschaftsunternehmen Emotors von Nidec und Stellantis.

Unsere Highlights

Die Limousine hat bei uns im Test einen günstigen Verbrauch von 20,5 kWh pro 100 km und 278 km Reichweite verbucht. Und da die WLTP-Verbräuche der beiden Karosserievarianten nur 0,2 kWh auseinanderliegen, erwarten wir vom 24 Kilogramm schwereren Kombi ein ähnliches Ergebnis. Das gilt auch fürs Laden: Am Schnelllader vergehen von zehn auf 80 Prozent etwa 30 Minuten, an der Wallbox lädt er dreiphasig mit maximal 11 kW. Routenplanungen mit Ladestopps sind jedoch weiterhin nur über Opels Smartphone-App möglich. Die damit erstellten Wegpunkte schickt man an die TomTom-Software des Astra, die ohne App-Hilfe wenigstens entlang der gesetzten Route nach Ladepunkten suchen.

Fährt kaum anders als das Fließheck

In seinen Fahreigenschaften unterscheidet der Kombi sich kaum von der Limousine. Der Vortrieb wird aus dem Stand etwas gedrosselt, um die Vorderräder am Durchdrehen zu hindern. Gut vom Fleck kommt man trotzdem, und auch zügig von 30 auf 50 km/h. Sportlich fühlt sich die Beschleunigung zwar nie an, ein adäquates Niveau erreicht sie aber immer. Kurios und nervig: Im Normalmodus gibt‘s die volle Leistung nur via Kick-down-Schalter.

Für die E-Maschine fehlt zudem ein Freilauf- oder Einpedalmodus. Im B-Modus steigt die maximale Rekuperation von 25 auf 48 kW, was genügt, um den Pedaleinsatz in vielen Situationen zu reduzieren. Schön wäre zudem, wenn die im Alltag gut dosierbare Bremse eine Auto-Hold-Funktion umfassen würde, die den Bremsdruck im Stand ohne Pedaldruck hält.

Eher komfortabel als sportlich

Die Antriebsgeräusche bleiben hintergründig, eher hört man mal das Fahrwerk arbeiten, doch selbst über einem Flickenteppich poltert nichts. Unebenheiten gleicht das Fahrwerk effektiv aus, wenngleich Federvorgänge auch mal etwas straffer ausfallen. Guter Komfort wird aber priorisiert, denn leichte Wankbewegungen lässt der Opel schon zu. Trotzdem sind recht hohe Kurvengeschwindigkeiten ohne Anstrengung möglich; richtig dynamisch wirkt der leer 1.685 kg schwere Kombi aber nicht.

Die Zuladung beziffert Opel je nach Ausstattung mit 415 bis 440 kg, weniger als für das Fließheck (444 kg). Radstand und Karosserie sind beim Sports Tourer sechs und 24 cm länger, wobei der Extraraum nicht im Fond ankommt: Die Kopffreiheit ist zwar besser, der Beinraum aber eher eingeschränkt.

Ordentlich möbliert und bedienbar

Die Ladefläche im Heck misst 103 x 103 cm, das Volumen beträgt 516 Liter. Oberärgerlich: Die Fächer der Schaumstoffbox unter dem Ladeboden sind so geformt, dass in das größte ein Kabel nur mit viel Fummelei irgendwie reinpasst.

Vorn ist der ansehnliche Innenraum durchdachter und vor allem gänzlich ohne Touchtasten gestaltet. Das Touchscreen-Infotainment lässt sich sinnvoll individualisieren, ist logisch aufgebaut, verwendet an manchen Stellen jedoch zu kleine Grafikflächen. Toll gelöst: Das gut aufgelöste Head-up-Display stellt man über den Knubbel der Außenspiegeljustierung ein.

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Fazit

Der E-Kombi ist zwar nicht sonderlich schnell, überzeugt insgesamt aber mit seinen Fahreigenschaften, außerdem lässt er sich halbwegs stressfrei bedienen. Der Antrieb wird vermutlich nahezu die hohe Effizienz wie in der Limousine erreichen – und trotzdem sind Fernreisen wegen des alternativlosen 54-kWh-Akku eine pausenintensive Angelegenheit.

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AUTO MOTOR UND SPORT 10 / 2024
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Erscheinungsdatum 25.04.2024

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