Toyota Prius im Fahrbericht (2016)
Super-Sparer Generation 4

Prius also, in der jetzt vierten Generation. Es wäre unlauter zu behaupten ein Fahrtermin mit dem personifizierten guten Verbrauchsgewissen Japans würde Jubelstürme auslösen. Schauen wir mal, was der Neue drauf hat.

Toyota Prius
Foto: Toyota

Über jetzt 19 Jahre hat sich der Prius unglaublichen Respekt, aber noch keine Fahrspaß-Euphorie verdient. Seine Daseinsberechtigung generiert sich aus drei Punkten: Verbrauch, Verbrauch und Verbrauch. Um diesen auf glatt drei Liter pro 100 km nach - Hüstel - EU-Norm zu Senken, opfert der Hybrid so konsequent wie kaum ein zweites Auto andere Kriterien – wie attraktives Design zum Beispiel. Das wirkt bei Nummer Vier in seiner Harakiri-Linienführung auch deshalb verstörend, weil Nummer Drei doch schon auf einem ganz ansehnlichen Weg war. Aber gut, dafür gibt es jetzt auch einen cw-Wert von 0,24 und - sind wir ehrlich - da wurden früher noch hässlichere Studien fabriziert, um einen derart guten Wert zu erzielen.

Unsere Highlights

Toyota Prius 2016: Weniger Leistung

Was ebenso etwas verstört, sind die 14 PS weniger die der neue 122 PS starke Prius jetzt als Gesamtsystem-Leistung zu seinem Vorgänger hat. Gibt es ein Auto, dass eine Leistungsreduktion weniger nötig hatte als Toyotas Vorzeigesparer? Doch geben wir gleich Entwarnung: Die 0,2 Sekunden die der neue dadurch von Null auf 100 km/h länger braucht als Generation III sind im normalen Verkehr nicht spürbar. Der Prius fließt tapfer mit und zeichnet sich durch eine erheblich geringere Geräuschentwicklung als bisher aus. Aus der großen Katzenfamilie die früher bei starken Beschleunigungen aus den Tiefen des leistungsverzweigten Hybridsystems aufjaulte, ist jetzt ein kleines sonor brummendes Kätzchen geworden. Das hat vielerlei technische Gründe.

Toyota Prius
Toyota
Der Toyota Prius in der jetzt vierten Generation.

Insgesamt fünf Seiten widmet Toyota in seiner Pressemappe den umfangreichen Antriebs-Optimierungsmaßnahmen die speziell das Ein- und Auslaßsystem, die Kühleinheit, die Abgasrückführung, die Steuerungs-Software, die kleineren Elektromotoren und die Batterie betreffen. Toyota hat entdrosselt, verkleinert und verbessert, im Grunde bleibt der Prius aber erstaunlich konstant: Einen 1,8-Liter-Saugmotor mit magerem Atkinson-Zyklus und variabler Ventilsteuerung hatte auch schon der Vorgänger und die jetzt energiedichtere Metallhydrid-Batterie setzt Toyota seit 19 Jahren ein.

Weiterhin Metallhydrid-Batterie im Toyota Prius

Ein trotziger Anachronismus in diesen von Lithium-Ionen getriebenen Akku-Revolutionszeiten. Aber so ist das eben, wenn eine Firma eine Batterie-Technik kostengünstig wie zuverlässig im Griff hat und nicht unbedingt große Strom-Kapazitäten benötigt. Wenn es nicht zwingend nötig ist, wird bei Toyota eben nicht experimentiert. Das rein elektrische Fahrerlebnis von bis zu zwei Kilometer ist daher nur einen Tick ausgeweitet worden. Der kleiner bauende Akku sitzt jetzt unter der Rückbank und schafft daher noch mehr Platz im Innenraum, der aber auch so schon angenehm luftig wirkt. Quasi nicht geändert hat sich das Gewicht von recht üppigen 1450 Kilogramm. Aber auch hier muss man Toyota zu Gute halten, dass sie entgegen der weitverbreiteten populistischen Meinung, das Gewicht korrekterweise nicht als hauptsächlichen Verbrauchssünder erkannt haben.

Im Gegenteil sein sattes Auftreten und die neue Fahrwerksarchitektur lassen ihn jetzt noch entspannter und komfortabler über ondulierte Straßen gleiten. Den Waku-Doki-Schmu der Pressemappe zum – direkt übersetzt – spannenden und anregenden Fahrgefühl sparen wir uns. Der Prius liegt sehr sicher auf der Straße und fährt sich einen Hauch dynamischer als vorher. Handling-Fans werden dabei aber sicher nicht angeregt.

Was nicht schlimm ist, denn das erwartet auch keiner von diesem Niedrig-Emissions-Vehikel, dass VW wohl gerade jetzt gerne im Programm hätte. Immerhin hat Toyota mit der sogenannten TNGA (Toyota New Global Architecture), die im Prius zum ersten Mal zum Einsatz kommt, seinen ganz persönlichen modularen Querbaukasten á la VW.

Toyota Prius
Toyota
Über jetzt 19 Jahre hat sich der Prius unglaublichen Respekt, aber noch keine Fahrspaß-Euphorie verdient.

Und damit sind wir auch schon beim Verbrauch, der auf unserer ersten Fahrt natürlich deutlich an der reichlich optimistischen Werksangabe vorbeisprintete. Bei sehr ruhiger Fahrweise und einem Schnitt von knapp unter 50 km/h erzielte der Prius laut Bordcomputer auf 100 km 4,4 Liter. Ein niedriger Wert über den die meisten Dieselmotoren auf der Straße sehr glücklich wären. Doch das Verbrauchsthema ist in diesen Sparregionen sehr fragil. Wer sich beim Prius aus - Hüstel - optischen Gründen für geradezu monströse 17-Zöller anstatt der serienmäßen 15-Zoll-Räder entscheidet, konsumiert gleich mal zehn Prozent oder 0,3 Liter Benzin mehr.

Toyota Prius
Toyota
Nüchternes Cockpit im neuen Toyota Prius.

Bleibt noch zu erwähnen, dass das Interieur deutlich hochwertiger als bisher und das Infotainment immer noch nicht intuitiv wirkt. Dafür werden Starwars-Fans mit etwas Phantasie darin Darth Vader erkennen der auf einem Stormtropper hockt – jetzt gerne nochmal oben in die Bildergalerie schauen. Ab 28 150 Euro geht das spacige Niedrigverbrauchs-Spektakel aus Japan los. So ist der normale Vollhybrid-Antrieb jedenfalls noch nicht tot und hat noch einige Episoden vor sich.

Technische Daten
Toyota Prius
Grundpreis28.450 €
Außenmaße4540 x 1760 x 1470 mm
Kofferraumvolumen343 bis 1633 l
Hubraum / Motor1798 cm³ / 4-Zylinder
Leistung72 kW / 98 PS bei 5200 U/min
Höchstgeschwindigkeit180 km/h
Verbrauch0,0 kWh/100 km