Toyota RAV4 GR Sport
Was bringt das Facelift für den Welt-SUV?

Toyota frischt den RAV4 auf, nicht tiefgreifend, aber da, wo es nötig ist. Schließlich soll das "Recreational Active Vehicle 4-Wheel-Drive", kurz RAV4, ein Jahr vor seinem 30. Geburtstag eines der meistverkauften Autos der Welt bleiben.

Toyota RAV4 GR Sport
Foto: Toyota / Hans Berggren

Es ist ein enges Duell um die Krone der Welt. Eines auf das Toyota ganz in Ruhe blickt, schließlich wird es zwischen zwei Protagonisten aus eigenem Hause ausgetragen. Jahr für Jahr lautet das Duell der weltweiten Autocharts RAV4 gegen Corolla. Größtenteils trägt der RAV4 dabei Hybridantrieb, aber nicht auf allen Märkten. Die USA bekommen den 2,5-Liter-Vierzylinder-beispielsweise auch ohne elektrische Zusätze und mit einer Achtgang-Automatik statt des üblichen CVT-Getriebes. Hierzulande bleibt es auch nach dem Facelift bei "Hybrid only". Entweder als Parallelhybrid mit Front- oder Allradantrieb (218 und 222 PS Systemleistung) oder als extern aufladbarer Plug-in-Hybrid, ausschließlich mit Allrad (306 PS Systemleistung).

Unsere Highlights

Die Antriebe werden unverändert übernommen und überzeugen in erster Linie mit Effizienz. Bei Volllast geht der gefahrene Plug-in-Hybrid kraft seiner beiden Elektromotoren spontan und willig zu Werke, der Verbrenner hält sich lange zurück. Erst wenn die netto rund 14,5 Kilowattstunden fassende Batterie leer ist, muss der Verbrenner härter schuften und macht sich akustisch bemerkbar. Im Sport-Modus arbeiten die beiden E-Motoren an Vorder- und Hinterachse mit dem Verbrenner zusammen und schubsen den über 1,9 Tonnen schweren SUV in glatten sechs Sekunden auf 100 km/h. Bis zu 75 Kilometer sollen nach WLTP rein elektrisch drin sein. Ansonsten: saubere Übergänge zwischen den Antrieben, wählbare Hybridmodi von Elektro bis Erhaltung des Ladestandes und das durch die Rekuperation etwas nervös ansprechende Bremspedal.

Im Rallye-Glanz

Toyota RAV4 GR Sport
Toyota / Hans Berggren
Die GR-Sport-Rezeptur ist simpel: 19-Zöller, Logos, schwarze Akzente und eine etwas knackigere Feder-Dämpfer-Abstimmung.

Neu dagegen; die Ausstattungslinie GR Sport, die nicht nur zahlreiche GR-Logos und glänzend schwarze Akzente in und über das Auto verstreut, mit 19-Zöllern die Radhäuser füllt, die Sitzmittelbahnen in künstliches Wildleder hüllt, sondern auch Dämpfer und Federn ein wenig nachstrafft. Das Ergebnis? Leichte Komforteinbußen und zumindest auf den vereisten Straßen Nordschwedens keine wirklich spürbare Dynamik-Offenbarung. Der RAV4 fährt sicher, als ausschließlich mit Allradantrieb erhältlicher GR-Sport traktionsstark und kommuniziert hintergründig durch Fahrwerk und die unaufgeregte Lenkung.

Viel wichtiger: das veraltete Infotainment flog raus und wurde durch ein neues System ersetzt. Das bietet nicht nur schnellere Rechenzeiten und eine bessere Auflösung, sondern auch eine intuitive Sprachsteuerung, die sich mit "Hey Toyota" oder einem frei konfigurierbaren Befehl aktivieren lässt. Medien-, Telefon-, Klimasteuerung und sogar die Bedienung der Fensterheber beherrscht das System – auch in freier Sprache ("Mir ist kalt"). Nur ausgerechnet bei der wichtigsten Funktion, der Spracheingabe von Navigationszielen, stellte sich der Testwagen quer und wollte keinen einzigen Stadtnamen verstehen – ein Bug des Testwagens, sagt Toyota. Eine gute Gelegenheit, dem Wagen ein Over-the-Air-Update zu verpassen, wozu der RAV4 nun ebenfalls im Stande ist.

Alternativ kann natürlich auch kabellos Apple CarPlay und kabelgebunden Android Auto genutzt werden. Hinter dem Lenkrad wartet nun ein konfigurierbares Instrumentendisplay in hoher Auflösung. Vier Grundansichten können jeweils in drei unterschiedlichen Informationszonen weiter konfiguriert werden – eine klare Verbesserung zu der etwas überladenen, dröge wirkenden Vor-Facelift-Ansicht. Die um einen Ausweich- und Kreuzungsassistenten erweiterte Assistenzausrüstung wird über Lenkradtasten im Tachodisplay verstellt. Hier wird das System etwas kleinteilig und missverständlich, da fast jedes Assistenzsystem mit einer Abkürzung und einem winzigen Logo versehen ist. Ob man nun DRCC, RCTA oder PKSB deaktiviert, sollte vorher mit der Bedienungsanleitung abgeklärt werden.

Qualitativ bleibt es beim funktionalen, hinreichend wertigen Materialmix, der Robustheit vor Hand- und Augenschmeicheleien stellt. Schließlich sind die Anwendungsfelder des RAV4 so unterschiedlich wie die hunderttausenden Kunden, die ihn Jahr für Jahr kaufen. Trotzdem muss man für diese Solidität tief in die Tasche greifen. Der frontgetriebene Parallelhybrid startet bei 43.790 Euro, der Plug-in-Hybrid bei 59.790 Euro und der quasi vollausgestattete GR Sport kostet als PHEV sogar 67.990 Euro.

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Fazit

Toyota setzt an den richtigen Stellen an und wertet den RAV4 digital auf. Effizienz und Praktikabilität bleiben auf hohem Niveau, die Preise entfernen sich ein Stück weit von der Weltbürgerlichkeit.