VW Jetta im Fahrbericht
Rucksack-Golf mit mehr Platz

Von wegen Rucksack-Golf – der neue VW Jetta präsentiert sich eleganter und
geräumiger als je zuvor, emanzipiert sich deutlich von seiner Steilheck-Basis. Fahreindrücke vom neuen VW Jetta.

VW Jetta
Foto: VW

Als VW Jetta Nummer eins 1979 erschien, versuchten die VW-Strategen noch, ihn als dynamisch zu verkaufen. Dabei war das einzig Dynamische an ihm der Name, jedenfalls der offizielle. Umgangssprachlich hatte der VW Jetta sowieso gleich den Titel des Rucksack-Golf weg – ganz gleich ob als Auszeichnung oder Stigma.

VW Jetta auf Golf Bodengruppe

Fakt ist: Der VW Jetta musste mit der Bodengruppe – also auch dem verhältnismäßig kurzen Radstand – des Golf auskommen und trotzdem einen ordentlichen Ranzen im Heck mitschleppen. Ausgewogene Limousinen-Proportionen sehen anders aus. Dennoch war der Stufenheck-Golf kein Schlechter, bot in allen Generationen ordentlich Platz, einen monströsen Kofferaum und ein unaufgeregtes Image. Daran konnten nicht einmal die Jahre unter den Pseudonymen Vento und Bora etwas ändern.

Unsere Highlights

Nach 9,6 Millionen verkauften Exemplaren schickt VW Generation sechs ins Rennen – zunächst in den USA, ab dem 11. Januar auch bei uns. Hier wie dort neun Zentimeter länger als sein fünf Jahre gebauter Vorgänger, dem derzeit verkaufsstärksten VW in USA. Kein Wunder also, dass der Neue mit Blick auf die US-Kunden entwickelt wurde, wie Technik-Vorstand Ulrich Hackenberg unterstreicht. Der Extra-Raum fließt beim VW Jetta nicht wie anderswo üblich
lediglich in Fußgängerschutz oder Kosmetik, sondern kommt spürbar den Insassen zugute.

VW Jetta mit sieben Zentimetern mehr Radstand

Sieben Zentimeter mehr Radstand verbessern neben dem Fahrverhalten zugleich auch den Beinraum im Fond. Dort wartet eine bequem ausgeformte Bank auf alle, die den Verzicht auf stark eingezogene Dachverläufe zugunsten eines ordentlichen Platzangebots inklusive luftiger Kopffreiheit zu schätzen wissen. Hinten reicht es fast zum Rekeln und sicher für die Gewissheit, dass im optisch elegant integrierten Kofferraum bis zu 510 Liter Gepäck (Vorgänger: 527 Liter) ohne Klappengequetsche und Druckfalten mitreisen. Sollte das nicht genügen, bietet die geteilt umlegbare Rücksitzlehne noch Ausbaureserven.

Um das Reisen wie den Alltag angenehm zu gestalten, stimmte man die Federelemente ohne störende Härten ab, blieb nahe am bekannt ausgewogenen Golf-Stil. Selbst der für die USA vorgesehene Verzicht auf die sonst übliche Multilenker-Hinterachse zugunsten eines kostengünstigeren Verbundlenker-Pendants (Golf IV, bis 2003) wird nicht etwa als Manko empfunden. Für den europäischen Markt hält VW die aufwendigere Radführung trotzdem für unverzichtbar, hier soll der VW Jetta ja höher positioniert werden als in den besonders preissensiblen USA, wo er mit Toyota Corolla Stufenheck und Co in den Ring steigt.

200 PS – stärkste Motorisierung für den VW Jetta

USA-exklusiv bleibt auch die besonders gründliche Diesel-Abgasreinigung beim Zweiliter-TDI mittels NOX-Speicherkat – unter anderem, weil sie besonders schwefelarmen Kraftstoff braucht. Damit schafft es der Clean Diesel, sämtliche strengen US-Grenzwerte problemlos zu unterschreiten. Bei uns kommt durchweg Bekanntes unter die Haube des in Puebla/Mexiko gefertigten Jetta. Der Reihenfünfzylinder bleibt in den USA, in Europa massieren aufgeladene Vierzylinder vom 1.2 TSI bis zum 2.0 TDI die bis zu 18 Zoll großen Vorderreifen. Stärkster ist der 200 PS starke Zweiliter-TSI, der ebenso kräftig wie kultiviert loslegt und beweist, dass er prima in eine Limousine passt.

Am anderen Ende sparen die beiden 105-PS-Basismotoren, für die es das Blue-Motion-Technology-Paket mit Start-Stopp-Funktion und Rekuperation gibt. Die größeren Benziner und beide TDI schalten dafür optional per Doppelkupplungsgetriebe DSG mit sechs oder sieben Gängen. Schon die kleinen Motoren dürften ausreichen, um frei von sportlicher Attitüde, dafür mit fein nutzbarem Drehmoment, dem 4,64 Meter langen Jetta zu entspanntem Limousinencharakter zu verhelfen. Schließlich soll er ja kein Golf-Derivat, sondern ein neues Auto sein, wie Designchef da Silva betont.

VW Jetta könnte Passat Konkurrenz machen

Konsequent umgibt der VW Jetta seine Fahrer und Insassen also mit dem VW-Stil
im aktuellen Familiendesign, gefällt durch einfache Bedienbarkeit. Die erkennbar kostengünstige Hartplastik-Ausstattung für USA weicht in Deutschland standesgemäß unterschäumten Oberflächen. Derart gerüstet könnte der Jetta
in Deutschland sogar dem VW Passat ans Blech gehen.

Umfrage
Wie gefällt Ihnen der neue VW Jetta?
617 Mal abgestimmt
Sehr gut
Überhaupt nicht
Ist mir egal
Der alte Jetta war schöner
Der neue Jetta hätte näher am Golf bleiben sollen