Wiesmann MF5 im Fahrbericht
Bi-Turbo- statt Saug-Power

Wiesmann hat den Wiesmann Roadster MF5 mit einem neuen Bi-Turbo-Motor ausgerüstet. Wie 555 PS auf knapp 1,4 Tonnen Auto wirken, klärt der Fahrbericht.

Wiesmann MF5, Vorderansicht
Foto: Reinhard Schmid

Biturbo-V8 statt V10-Sauger

Wenn 555 PS auf 2,4 Tonnen Auto treffen, scheint die träge Masse zu schmelzen wie Butter in der heißen Pfanne – wer es nicht glaubt, sollte einmal einen BMW X6 M probefahren. Nun aber wird dessen Herz in einen zweisitzigen Sportwagen namens Wiesmann MF5 verpflanzt, der dank Aluminium-Monocoque und Kunststoff- Karosserie – wahlweise als Roadster oder GT genanntes Coupé – gerade einmal um 1.400 Kilogramm wiegt.

Dabei konnte sich die Wiesmann MF5-Kundschaft schon bislang kaum über einen Mangel an Kraft beklagen, denn das Kleinserien-Modell wurde vom 507 PS starken V10 des verblichenen BMW M5 aus den Startblöcken geschleudert. Mit dem Auslaufen des Zehnzylinders wandert nun der 4,4-Liter-Biturbo-V8 in den langen Bug.

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MF5 bietet Leistung satt

Der MF5 wird ausschließlich mit Sechsstufen-Automatik angeboten, in deren schnelle und weiche Schaltvorgänge man freilich jederzeit per Schaltpaddel eingreifen kann, aber nicht muss. Denn der Achtzylinder schert sich herzlich wenig um die eingelegte Fahrstufe. Er reißt in nahezu jeder Lebenslage an wie ein Flugzeugträger-Dampfkatapult, das einen Jet beschleunigen muss. Seine Paradedisziplin ist dabei der Zwischenspurt auf der Landstraße.

Eben noch gondelt man in aller Seelenruhe hinter einem Milchlastwagen her und freut sich über den dezent bassigen Sound des V8, da bietet sich die Chance zum Überholen.

Dem beherzten Tritt aufs Gas folgen im Fahrbericht zeitgleich drei Ereignisse: ein ekstatisches Schnauben aus den oberarm-dicken Endrohren und das blitzartige Anschmiegen der Wirbelsäule an die Kontur der Rückenlehnen, während die Straße unter dem Wiesmann MF5 nach hinten weggezogen wird. Viel zu schnell wird das 100-km/h-Limit erreicht und das Bremspedal gefordert – man freut sich schon diebisch auf die nächste Überholmöglichkeit.

Komfort ist Fehlanzeige

Auf dem Weg dahin dürfen dem Sportwagen gern ein paar Kurven unterkommen, denn der Wiesmann MF5 ist nicht nur ein Längsdynamiker, sondern eilt auch bei Bedarf zielgenau über die imaginären Ideallinien der Provinz. Die Lenkung spricht feinfühlig an und gibt viel Rückmeldung über das Treiben der Vorderräder.

Dabei sollte der Straßenbelag allerdings nicht allzu kariös ausfallen, denn die straffe Fahrwerks-Abstimmung fühlt sich sehr dem Sport verpflichtet. Komfort stand offenbar nicht im Lastenheft des Wiesmann MF5 der zweiten Generation – wenn wir einmal von komfortabel kurzen Überholvorgängen absehen wollen.