Alfa Romeo will Platz 7
Technik-Upgrades noch bis Las Vegas

GP Japan 2023

Trotz größerer Umbauten am C43 tritt Alfa Romeo auf der Stelle. Immer kommt irgendetwas dazwischen. Chefingenieur Xevi Pujolar verrät, wie man das Saisonziel trotzdem noch erreichen will.

Valtteri Bottas - Formel 1 - GP Japan 2023
Foto: xpb

Nach dem sechsten Platz im Vorjahr ist Alfa Romeo mit großen Zielen in die Saison gestartet. Doch schon früh wurde den Verantwortlichen klar, dass es mit dem Sauber C43 deutlich schwieriger wird, regelmäßig zu punkten. Nach einem schwachen Start entschied man sich Anfang Juni zur Trennung von Technikchef Jan Monchaux. Als Ersatz wurde James Key zurückgeholt.

Das ehemalige Oberhaupt der McLaren-Entwicklungsabteilung ist seit September an seinen Schreibtisch in Hinwil zurückgekehrt. Er konzentriert sich vor allem auf die Arbeit am 2024er Modell. Chefingenieur Xevi Pujolar hofft, dass dann endlich die Trendwende kommt: "Wir versprechen uns vom nächsten Auto einen großen Fortschritt. Der ist auch dringend nötig. Sonst bleiben wir dort, wo wir jetzt stehen."

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Setup-Experiment in Singapur

Wie Pujolar in Suzuka verriet, soll Key aber auch mit einem Auge noch auf das aktuelle Auto schauen, um zu sehen, ob sich mit kleineren Änderungen noch ein positiver Effekt erzielen lässt. Das große Singapur-Upgrade wurde noch vor dem Amtsantritt des Neuzugangs abgesegnet. Eine Steigerung war bei den ersten beiden Einsätzen mit dem Paket noch nicht zu erkennen.

Dabei hatten sich die Ingenieure vor allem für Singapur viel vorgenommen. Das Auto mag Hitze und langsame Kurven. Eigentlich hätte es sich auf dem winkligen Stadtkurs richtig wohlfühlen müssen. "Wir hatten Probleme, alles zusammenzubekommen, was vor allem an dem speziellen Streckenlayout lag. Wir haben einfach keinen Grip gefunden", gab Pujolar zu.

Aus Verzweiflung entschieden die Techniker, beim Auto von Zhou das Setup nach dem Qualifying umzubauen, und dafür den Start aus der Boxengasse in Kauf zu nehmen. Laut Pujolar konnte man damit einen Schritt in die richtige Richtung gehen. Darauf aufbauend startete man ordentlich in das Suzuka-Wochenende. "Im FP3 lief es so gut, dass wir für die Quali mindestens das Potenzial für das Q2 gesehen haben – vielleicht sogar für Q3."

Valtteri Bottas - Formel 1 - GP Japan 2023
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Im Rennen zerplatzte der Traum von Punkten für Alfa Romeo schon nach den ersten Metern.

Fahrer patzen in Suzuka-Quali

Doch obwohl die Ingenieure in der Pause zum Zeitfahren nichts änderten, kamen am Ende nur die Startplätze 16 und 19 heraus. Dieses Mal hatten es die Fahrer verbockt: "Im entscheidenden Run konnte Valtteri seine Zeit aus dem FP3 im ersten Sektor nicht noch einmal abrufen. Zhou hatte einen Fehler in Kurve 9. Das war es dann. Das Potenzial war da, aber wir müssen die Runden auch zusammenbekommen, wenn es darauf ankommt", ärgerte sich Pujolar.

Zhou entschuldigte sich bei den Ingenieuren: "Ein Auto vor mir hatte für Dirty Air gesorgt. Dann bin ich aufs Gras rausgerutscht. Es hätte sonst locker ins Q2 gereicht. Und von dort wäre es im Rennen eine andere Story gewesen." Doch von ganz hinten war die Nullnummer für das Schweizer Team vorprogrammiert. Es war bereits die elfte im 16. Rennen.

Valtteri Bottas legte sich am Start mit Alex Albon an. Dann wurde er auch noch von Logan Sargeant torpediert. Nach sieben Runden war Schluss für den Finnen. Guanyu Zhou wurde in der Startphase von einem riesigen Carbon-Teil getroffen und musste zur Reparatur an die Box. Von ganz hinten schaffte es der Chinese immerhin noch auf Platz 13. "Die Rennpace war richtig gut. Wir waren schneller als die Alpha Tauri. Und vielleicht sogar als der Aston Martin", analysierte der Pilot im Ziel.

Xevi Pujolar & Guanyu Zhou - Alfa Romeo - 2023
xpb

In Suzuka patzten die Fahrer. Chefingenieur Pujolar war nicht zufrieden mit seinen Piloten.

Last-Minute-Upgrades für C43

Die Ingenieure gehen optimistisch in die nächsten Rennen. Wenn nicht wieder irgendwas dazwischenkommt, sollte es auch irgendwann mit Punkten klappen. "Das Upgrade funktioniert. Das Auto ist schneller. Das sehen wir in den Daten. Aber auch bei den anderen Teams im Mittelfeld ist die Entwicklungsrate sehr hoch. Bei den engen Abständen kann man nie genau sagen, wo man steht. Das ändert sich ständig", sagt Pujolar.

Alfa Romeo hat Glück, dass auch die Konkurrenz in den letzten Rennen – wenn überhaupt – nur kleine Punkte gesammelt hat. Trotzdem blick der Spanier mit Sorge auf die Gegner: "Alpha Tauri wird immer stärker. Albon ist konstant gut unterwegs. Haas kann auch schnelle Runden abliefern – zumindest in der Quali. Alpine ist ebenfalls bei der Musik. Wir müssen zusehen, dass wir im Qualifying vor dieser Gruppe stehen, wenn wir punkten wollen. In Suzuka hat das leider nicht funktioniert."

Während die meisten Konkurrenten ihr Upgrade-Pulver schon verschossen haben, will die Entwicklungsabteilung in Hinwil in den nächsten Rennen noch ein paar Teile nachschieben. "Wir können jetzt nicht einfach aufhören. Wir werden in den nächsten Rennen noch weitere Upgrades bringen – wahrscheinlich noch bis Las Vegas. Wenn wir nicht weiter Gas geben, können wir uns den siebten Platz gleich abschminken. Das ist aber immer noch unser Ziel", so Pujolar.

Das 2024er Modell soll unter den Last-Minute-Facelifts für den C43 nicht leiden: "Was wir jetzt lernen, hilft uns auch für nächstes Jahr. Die Entwicklung für 2024 läuft schon auf Hochtouren. Wenn sich da etwas findet, das wir noch beim aktuellen Modell nutzen können, dann werden wir nochmal nachlegen."

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