Alfa Romeo zeigt endlich Potenzial
„Ziel ist nicht Haas, sondern Williams“

Mit sechs WM-Punkten in Katar hat Alfa Romeo Platz acht in der Teamwertung von Haas übernommen. Das Schweizer Team will aber noch weiter nach vorne.

Valtteri Bottas & Guanyu Zhou - GP Katar 2023
Foto: Alfa Romeo

In den acht Rennen vor Katar haben die beiden Alfa-Piloten gerade einmal ein mageres Pünktchen gesammelt. Bei der Hitzeschlacht von Losail platzte nun endlich der Knoten. Valtteri Bottas und Guanyu Zhou fuhren auf den Positionen acht und neun fette Beute ein. Die sechs WM-Punkte brachten das Team in der Konstrukteurswertung an Haas vorbei auf Rang acht.

Von Interims-Teamchef Alessandro Alunni Bravi gab es danach ein Sonderlob für die ganze Mannschaft: "Wir haben endlich das Rennen abgeliefert, das wir uns schon lange Zeit vorgenommen haben. Wir wussten, dass wir das Potenzial für Punkte haben, aber wir mussten ein perfektes Rennen erwischen, um dieses Ergebnis nach Hause zu bringen."

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Am Ende wurden Bottas und Zhou im Klassement direkt hintereinander geführt. Doch im Rennen fuhren sich die beiden Piloten selten über den Weg. Die Strategen setzten die beiden Autos auf komplett unterschiedliche Taktiken. Bottas startete mit Softs und hing danach drei lange Stints an. Zhou begann mit drei langen Stints und hob sich die weichen Reifen für den Schlussspurt auf.

Valtteri Bottas - Alfa Romeo - GP Katar 2023
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Valtteri Bottas kam schon in Runde vier zum ersten Boxenstopp.

Bottas profitiert von Safety-Car

"Wir hatten uns das schon vorher so überlegt. Für uns war das die cleverste Lösung, um im Rennen alle Eventualitäten abzudecken", erklärt Teammanager Beat Zehnder die Gedanken der Strategen. Eine dieser Eventualitäten war ein frühes Safety-Car, das durch den Mercedes-Crash ausgelöst wurde. Es gab Bottas die Chance, den Reifenwechsel ohne größeren Zeitverlust abzuspulen.

"Der Plan wäre im Fall von Valtteri wohl nicht so gut aufgegangen, wenn er regulär in der fünften Runde reingekommen wäre", gab Zehnder zu. Mit den extremen Strategien konnte man die beiden Piloten einigermaßen aus dem Verkehr nehmen. Neben der Taktik war aber vor allem die gute Pace des Autos ausschlaggebend für das erste doppelte Punkteresultat seit Montreal 2022.

"Beide Fahrer waren sehr schnell unterwegs. Bevor Zhou am Ende auf Soft gewechselt ist, fuhr er mit 14 Runden alten harten Reifen schneller als Alonso auf frischen Mediums", freute sich Zehnder. Für das Team selbst kam die starke Pace nicht überraschend: "Wir haben seit Monza größere Fortschritte mit dem Auto gemacht. Wir konnten daraus nur nie Kapital schlagen, weil wir einfach zu viele Fehler gemacht haben. Das betrifft die Fahrer wie auch das Team. In einigen Fällen kam dann auch noch Pech dazu."

Beat Zehnder - Formel 1 - 2023
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Für Beat Zehnder kam das gute Ergebnis nicht überraschend. Bei Alfa Romeo wusste man, dass im Auto eine gute Pace steckt.

Strafen bringen Zhou drei Plätze

In Katar verhielten sich die Piloten taktisch clever: "Wir haben Valtteri zum Beispiel gesagt, dass es nichts bringt, sich lange gegen schnellere Autos wie den McLaren von Norris zu wehren", verrät Zehnder. Auch die Track-Limits waren Teil der Kommunikation vom Kommandostand zu den Fahrern: "Zhou war zweimal neben der Linie, Valtteri dreimal – alles relativ früh im Rennen. Wir haben sie vor allem gegen Rennende dran erinnert, wie wichtig es ist, keine Strafe zu bekommen."

Die Track-Limit-Strafen sorgten am Ende dafür, dass Zhou noch ordentlich nach vorne gespült wurde. Der Chinese hatte die Zielflagge eigentlich nur auf Rang zwölf gesehen. Doch Lance Stroll, Pierre Gasly und Sergio Perez waren in ihrem Dreikampf in den Schlussrunden so oft neben die Strecke geraten, dass sie alle noch von den Schiedsrichtern zurückgestuft wurden.

Die Strafe für Gasly hatten die Alfa-Strategen früh auf dem Schirm. Sie führte sogar zu einer leichten Anpassung der Taktik: "Wir haben Zhou etwas früher als ursprünglich geplant reingeholt. Eigentlich haben wir den Soft-Reifen nicht getraut, aber wir wollten unbedingt innerhalb der fünf Sekunden zu Gasly bleiben. Wir wussten, dass wir am Ende angasen mussten", so Zehnder.

Andreas Seidl & Alessandro Alunni Bravi - Formel 1 - 2023
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Andreas Seidl und sein Statthalter Alessandro Alunni Bravi wollen unbedingt noch Platz sieben in der Teamwertung.

Unübersichtliches Rennen

Das Schweizer Sauber-Urgestein gab zu, dass er während des Rennens lange Zeit nicht wusste, welche Plätze am Ende für seine beiden Schützlinge rausspringen werden: "Bis zum letzten Boxenstopp hatte man keinen richtigen Überblick darüber, wer wo genau liegt. Erst nachdem sich Valtteri die Reifen für seinen letzten 18-Runden-Stint geholt hat, haben wir gesehen, wo er liegt und wer von den Autos vor ihm noch reinkommen muss."

Mit den sechs Punkten von Katar stockte Alfa Romeo sein Konto auf 16 Zähler auf. Damit wurde die US-Konkurrenz von Haas endlich überholt. "Unser Ziel war aber nicht Haas, sondern Williams. Und das bleibt es auch", bekräftigte Zehnder. In den letzten fünf Rennen muss man jetzt noch irgendwie sieben Punkte auf das britische Traditionsteam aufholen.

Alunni Bravi spornte seine Truppe an, nicht nachzulassen: "Wir brauchen noch einen weiteren Schritt, um auf Basis des Katar-Ergebnisses als Team weiterzuwachsen. Unser Ziel bleibt der siebte Platz in der Teamwertung. Das wird schwer, das wird ein Kampf, aber wir haben die nötigen Leute, die Fahrer und den Ehrgeiz dazu. Es wird natürlich nicht einfach. Aber wir werden es unseren Gegnern auch nicht einfach machen."

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