Alonso sauer über Alpine-Taktik
Dicke Luft trotz 18-Punkte-Coup

GP Japan 2022

Alpine hat im Duell mit McLaren um Platz vier in der WM wieder in großem Stil zurückgeschlagen. Obwohl Esteban Ocon in Suzuka als Vierter vor beiden Mercedes ins Ziel kam, herrschte dicke Luft im Team. Fernando Alonso schimpfte über die Taktik.

Fernando Alonso - GP Japan 2022
Foto: Wilhelm

Suzuka war für Alpine ein echter Befreiungsschlag nach zwei Nullrunden. Der Angriff von McLaren ist vorerst abgewehrt. Alpine reiste mit 18 Punkten im Gepäck aus Japan ab, McLaren nur mit einem. Das Pendel schlug zuletzt von einem Extrem ins andere. Vor dem GP Italien hatte Alpine noch 24 Punkte Vorsprung auf McLaren. Nach Singapur führte plötzlich der britische Gegner mit vier Zählern im Haben. Und nur ein Rennen später ist es schon wieder umgekehrt. Alpine liegt mit 143:130 Punkten vorne.

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Es war eine starke Vorstellung des französischen Rennstalls. Auf eine Runde flogen die Alpine sogar den Mercedes davon. Das hätte sich normalerweise am Sonntag wegen des geringeren Reifenverschleißes der Mercedes umgedreht, doch Lewis Hamilton kam 28 Runden lang an Esteban Ocon nicht vorbei, und Fernando Alonso stieß in der letzte Runde George Russell mit frischeren Reifen von Platz 7. Somit holte der WM-Vierte sogar mehr Punkte als der Titelverteidiger der Konstrukteurswertung.

Das sechste Unterboden-Upgrade in diesem Jahr schlug in Suzuka voll an und brachte die versprochenen zwei Zehntel. Auf der japanischen Achterbahn mit seinen vielen schnellen Kurven kam der Fortschritt am Boden besser zur Geltung als beim Stadt-Grand-Prix von Singapur, wo das Upgrade debütierte. Im ersten Sektor mit den berühmten S-Kurven lag im Rennen wie im Training jeweils ein Alpine-Fahrer in den Top 5.

Fernando Alonso - GP Japan 2022
Wilhelm
Fernando Alonso war mit den Entscheidungen der Strategen nicht happy.

Sechs Unterboden-Upgrades

Die letzte Modifikation unter dem Auto brachte mehr Abtrieb, der nicht auf Kosten des Luftwiderstands ging. Ocon hatte genug Topspeed, um alle Angriffe von Hamilton abzuwehren. Schon beim GP USA in zwei Wochen liefern die Aerodynamiker den nächsten Entwicklungsschritt. "Der Unterboden ist unsere Goldgrube geworden. Wir finden immer neue Sache, die uns Zeit bringen", lobt Einsatzleiter Alan Permane.

Eigentlich wäre es ein perfekter Tag für Alpine gewesen, hätte nicht Fernando Alonso das Gefühl gehabt, dass da sehr viel mehr für ihn drin lag. Aus seiner Sicht war das Rennen eine verpasste Chance. Er hatte den gleichen Riecher wie Sebastian Vettel und wollte gleich nach dem Re-Start auf Intermediates umstellen. Die Kommandobrücke lehnte ab. Die Strategen hatten einen Plan, an dem sie stur festhalten wollten.

Man stelle sich mal vor, Alonso wäre wie Vettel und Latifi in der fünften Runde an die Box gekommen. Er hatte zu dem Zeitpunkt 18 Sekunden Vorsprung auf Vettel. Vier Runden später, als alle ihre Boxenstopps abgeschlossen hatten, lag Vettel 16,2 Sekunden hinter Spitzenreiter Max Verstappen. Mit anderen Worten: Alonso hätte geführt. Er hätte zwar den späteren Sieger nicht halten können, aber Charles Leclerc und Sergio Perez hätten sich bei dem exzellenten Topspeed von Alonso die Zähne ausgebissen.

Alonsos Frust-Fahrt ging noch weiter. Er wollte auch beim zweiten Reifenwechsel eine Runde früher an die Box. Auch das fand im Taktik-Pool von Alpine keinen Gefallen. Nach Ansicht der Strategen hätte es Alonso zu weit hinter Lando Norris geworfen. Nach dem Stopp in Runde 22 konnte er das Überraschungsmoment und die taufrischen Intermediates nutzen, um den McLaren gleich hinter sich zu lassen.

Fernando Alonso & Sebastian Vettel - GP Japan 2022
Wilhelm
Im Endspurt fehlten Alonso 11 Tausendstel auf Vettel. Die schnellste Rennrunde verfehlte der Spanier um eine Tausendstel.

Eine Tausendstel am Bonus-Punkt vorbei

Im Finale war Alonso der mit Abstand schnellste Mann im Feld. Er holte sogar auf Verstappen auf. Zwölf Sekunden in sechs Runden. Zum sechstplatzierten Vettel fehlten sechs Runden vor Schluss noch 20 Sekunden. Auf dem Zielstrich kam es zu einem Fotofinish der beiden Veteranen. Vettel schlug Alonso um 0,011 Sekunden.

Nicht einmal die schnellste Runde ging an den Mann im Alpine-Dress. Der Ex-Champion musste im Gegensatz zu Guanyu Zhou immer wieder Autos überholen und verpasste den Bonuspunkt um eine Tausendstelsekunde. Es war einfach nicht sein Tag.

Alpine fühlte sich zum Schluss auch noch um eine Runde betrogen. Man argumentierte, dass Verstappen vor Ablauf der Dreistunden-Grenze den Zielstrich passierte und deshalb eine weitere Runde hätte drehen müssen. Tatsächlich ging der Holländer 4,5 Sekunden nach der Zeitschranke über die Linie. Wird das Rennen gestoppt, weil die drei Stunden Veranstaltungsdauer überschritten sind, dann ist es ein harter Bruch. Der Grand Prix endet mit der nächsten Zieldurchfahrt.