Sauber 2024 weiter mit Bottas und Zhou
Mick Schumacher gehen Optionen aus

Sauber setzt auf Beständigkeit. Valtteri Bottas und Guanyu Zhou fahren 2024 ihre dritte gemeinsame Saison für den Schweizer Rennstall, obwohl die Teamführung auch Gespräche mit anderen Kandidaten führte. Mick Schumacher schaut sich bereits in anderen Rennserien um. Eine heiße Spur führt zu Alpine ins Le-Mans-Programm.

Valtteri Bottas - Guanyu Zhou - Alfa Romeo - Formel 1 - GP Italien - Monza - 1. September 2023
Foto: xpb

Bislang herrscht auf dem Fahrermarkt der Formel 1 so gut wie keine Bewegung. Einzige Ausnahme ist Alpha Tauri nach dem Rausschmiss von Nyck de Vries. Gehandelte Kandidaten für Cockpits in der nächsten Saison kommen über den Gerüchte-Status nicht heraus. Es könnte sogar darauf hinauslaufen, dass 2024 gar kein neues Gesicht in der Startaufstellung zu sehen ist. Das wäre ein Novum in der Geschichte der Königsklasse.

Den nächsten Stein für Kontinuität setzt Sauber. Der Rennstall, der bis Jahresende unter dem Namen von Hauptsponsor Alfa Romeo fährt, hält an seinem Fahrer-Duo fest. Valtteri Bottas und Guanyu Zhou genießen weiter das Vertrauen der Teamführung im Schweizer Hinwil. Deshalb sitzen beide im kommenden Jahr im neuen C44. Das verkündete Sauber am Donnerstag (14.9.2023) vor dem GP Singapur. Gute Nachrichten für die einen, schlechte für andere, wie zum Beispiel Mick Schumacher. Seine Hoffnung auf ein F1-Comeback schwindet weiter.

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Valtteri Bottas - Alfa Romeo - GP Ungarn 2023 - Budapest - Formel 1 - Qualifikation
Wilhelm

Bottas und Zhou lenken auch in der kommenden Saison den Sauber-Rennwagen.

Stabilität im Aufbau zum Audi-Team

Über Zhou und Bottas schwebten zumindest Fragezeichen. Über dem Chinesen ein größeres, über dem Finnen nur ein kleines. Keiner der beiden kann in dieser Formel-1-Saison wirklich überzeugen. Beide vergehen im Mittelmaß. Doch schon im Fall Bottas drang in den letzten Wochen nach außen, dass der Routinier einen stichhaltigen (mehrjährigen) Vertrag habe. Er sitzt also recht sicher.

So war seine Bestätigung für das kommende Jahr eine Formsache. Zhou zitterte dagegen. Nach der Vertragsverlängerung kann der 24-Jährige aufatmen. Er stieg im letzten Jahr aus der Formel 2 in die Formel 1 auf und fährt seither an der Seite von Bottas, der nach seiner Ablösung durch George Russell bei Sauber Unterschlupf fand.

Teamrepräsentant Alessandro Alunni Bravi schildert: "Die Entscheidung, unsere Reise mit unveränderter Fahrerbesetzung fortzusetzen, ist ein Beweis für die Investitionen, die wir in unser Projekt getätigt haben. In der Formel 1 ändert sich nichts von heute auf morgen, und wir haben uns bewusst dafür entschieden, auf Stabilität zu setzen und unser Team in einer wichtigen Übergangsphase gemeinsam aufzubauen." Damit beschreibt er den Übergang hin zum Audi-Werksteam ab 2026.

Bottas hat die Oberhand

Bottas, ein zehnmaliger GP-Sieger, soll die Ingenieure mit seiner Erfahrung in der Fahrzeugentwicklung aus Piloten-Perspektive leiten. Vom immer noch jungen Zhou erhofft das Team, dass endlich der Knoten so richtig platzt. Im Rennstall wird der ehemalige Renault-Nachwuchsfahrer oft gelobt. Er sei schnell, habe einen "scharfen Blick für technische Details und beeindrucke mit seiner methodischen Herangehensweise".

In den Ergebnissen spiegelt sich das allerdings noch zu selten wider. 2022 sammelte Zhou in drei der 22 Grand Prix in Summe sechs WM-Punkte. Der erfahrene Teamkollege verbuchte 49 Zähler. In dieser Saison gestaltet Zhou das Duell ausgeglichener. Er steht bei vier Punkten, Bottas bei sechs.

Der Zwischenstand in der Qualifikation: 6:8 aus Sicht des chinesischen Fahrers, der in seiner Formel-1-Laufbahn bei 36 Grand Prix steht. Sein 34-jähriger Stallgefährte hat in seiner Karriere inzwischen 214 Formel-1-Rennen bestritten. Beide sind voll des Lobes füreinander. Bottas und Zhou betonen, wie gut sie zusammenarbeiten, um das Team voranzutreiben. Bravi fordert: "Es liegt an uns, ihnen ein besseres Auto bereitzustellen."

8 von 10 Teams besetzt

Dass sich in der Königsklasse nichts verändert, liegt auch an der Schwäche der Nachwuchsfahrer. Aus dem Unterbau kommt nichts nach. Mögliche Kandidaten aus der Formel 2 konnten in diesem Jahr nicht überzeugen. Keiner zeigt dort herausragenden Speed oder beeindruckt mit Konstanz. Auch nicht Sauber-Junior Théo Pourchaire, obwohl der Franzose die Meisterschaft ein Rennwochenende vor Saisonende anführt. Ihn bestätigte Sauber als einen der Ersatzfahrer für 2024.

Wie man hört, hatte sich die Sauber-Spitze mit verschiedenen Kandidaten beschäftigt und auch Gespräche geführt. Die Wahl fällt auf Kontinuität. Die Verlängerung von Zhou und die Bestätigung Bottas sind keine guten Nachrichten für Mick Schumacher, Mercedes-Ersatzfahrer, und Felipe Drugovich. Beide haben einen Formel-2-Titel in der Vita, beide hoffen auf einen Platz in der Königsklasse, wie unter anderem auch Mercedes-Nachwuchs Frederik Vesti. Allerdings sind für sie fast alle Türen zu.

Mit Red Bull, Mercedes, Ferrari, Aston Martin, McLaren, Alpine, Haas und Sauber sind bereits acht der zehn Teams besetzt. Alpha Tauri dürfte mit Yuki Tsunoda und Daniel Ricciardo weitermachen. Es sei denn, Liam Lawson lenkt sich als Vertreter des verletzten Ricciardo in den nächsten Rennen ins Rampenlicht.

Mick Schumacher - Mercedes - Formel 1 - GP Miami - 7. Mai 2023
Motorsport Images

Blick nach Le Mans? Mick Schumacher soll in Kontakt mit Alpine stehen.

Schumacher zu Alpine?

Bleibt nur der zweite Platz bei Williams neben Alexander Albon. Hier hat es der US-Amerikaner Logan Sargeant selbst in der Hand. Heißt für Mick Schumacher, er muss sich woanders umschauen. Seine Chancen auf ein Sauber-Cockpit waren aber ohnehin verschwindend gering. Das hörte man aus Gesprächen heraus. Plan B scheint bereits weit gereift. Nach Informationen unseres Schwester-Magazins "Motorsport aktuell" könnte der Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher zum Sportwagen-Programm von Alpine stoßen, und damit in Le Mans fahren.

Das Alpine-Management um Sportchef Bruno Famin soll bereits Kontakt zu Schumacher und seinem Management aufgenommen haben. Angeblich stehen die Chancen gar nicht schlecht, dass der Deutsche als einer der Stammfahrer in den Kader rücken könnte. Alpine rollt 2024 sein Sportwagen-Programm in der Topklasse mit einem neuen LMDh-Prototyp aus. Es heißt, der französische Hersteller habe Mick Schumacher zu einem der beiden Testtermine mit dem A424_β eingeladen.

Zurück in die Schweiz: Bei Sauber endet die Partnerschaft mit Alfa Romeo. Das ist notwendig, weil Audi die Übernahme des Rennstalls weiter vorantreibt. Ab 2026 wird aus dem Sauber bekanntlich ein Werks-Audi. Der Deal mit Alfa Romeo soll Sauber pro Saison einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag eingebracht haben. Geld, das jetzt woanders herkommen sollte.

Von daher könnte eine gewisse finanzielle Mitgift von Zhou eine Rolle gespielt haben. Plus: 2024 soll es in China wieder einen Formel-1-Grand-Prix geben. Für Audi, das Sauber dann zu 50 Prozent übernimmt, ist China ein extrem wichtiger Markt. Da hilft ein Chinese im Cockpit, um die eigenen Produkte schmackhaft zu machen.

2024 könnte alles beim Alten bleiben. Für das Jahr darauf erwartet die Formel 1 dagegen deutlich mehr Bewegung auf dem Transfermarkt. Weil einige Fahrerverträge mit dem Ende der kommenden Saison auslaufen.

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