LMDh-Prototyp Alpine A424
Micks Renner für das Le-Mans-Debüt

Weniger als einen Monat vor dem Auftakt der WEC-Saison 2024 hat Alpine die finale Fassung seiner neuen Le-Mans-Maschine präsentiert. Der A424 absolvierte unter anderem durch Mick Schumacher bei allen denkbaren Bedingungen bereits 14.000 Testkilometer. Trotz der Vorarbeit bremsten die Offiziellen im Rahmen des F1-Launchs (7.2.) die Erwartungen – die Konkurrenz sei riesig.

Alpine A424 - Sportwagen-WM - WEC 2024 - Mick Schumacher
Foto: Alpine

Im Langstreckensport ist es eher selten, dass ein Fahrer ein Projekt überstrahlt. Doch mit der Verpflichtung von Mick Schumacher gelang der Endurance-Equipe von Alpine ein echter Coup. Auf den ersten Test am 17. Oktober folgte Ende November die Verkündung des Deutschen. Der 43-fache GP-Starter wird zusätzlich zu seiner Rolle als Mercedes-Tester in einem von zwei LMDh-Prototypen sitzen. Im Zuge der Vorstellung des neuen Formel-1-Autos haben die Franzosen sowohl Schumacher als auch die fertige Optik des Le-Mans-Wagens nun offiziell präsentiert.

Unsere Highlights

Nach einem Übergangsjahr in der Einheitsklasse LMP2, in der Alpine nur als Wagensponsor auftrat und in der das Einsatzteam Signatech im Renn-Rhythmus blieb, kehrt die französische Nationalmannschaft Ende des Monats in die Hypercar-Topklasse zurück. Gegensätzlich zu Ferrari, Toyota und Peugeot entschied man sich für das kostengünstigere LMDh-Reglement. Dieses sieht ein Zulieferer-Chassis und einen einheitlichen Hybrid-Zusatz vor. Den Antrieb und die Bodywork-Form bringen die Hersteller selbst ein.

Alpine A424 - Sportwagen-WM - WEC 2024 - Mick Schumacher
Alpine

Nach anfänglichen Momenten der Klaustrophobie fühlt sich Mick Schumacher mittlerweile wohl im V6-Prototyp von Alpine.

Deutsche LMDh-Rivalen

Das Chassis des A424 wurde vom Spezialisten Oreca entworfen, welcher auch den Acura/Honda-Rennwagen in der US-amerikanischen IMSA-Sportwagenserie baut. Der Motor ist eine Ableitung des Formel-2-Antriebs von Mecachrome und generiert aus seinem 3,4-Liter-Turbo-V6-Layout bis zu 700 PS. Abhängig von der Balance of Performamce liegt das Gewicht bei etwa 1.000 Kilogramm. Für die Kraftübertragung ist ein Siebengang-Getriebe von Xtrac zuständig.

Wie die LMDh-Rivalen von BMW, Porsche und Co. bezieht Alpine einheitliche Hybrid-Bauteile. Die Batterie stammt von WAE (ehemals: Williams Advanced Engineering), Bosch liefert die Hardware. Bei der Software haben die Hersteller technische Freiheiten. Nach einigen Problemen in der Anfangszeit gilt das LMDh-Konzept zu Beginn seiner zweiten WEC-Saison als weitgehend aussortiert. Obendrauf erhofft sich die dank der Neuzugänge Alpine, BMW und Lamborghini nun in der Überzahl befindliche LMDh-Fraktion eine bessere Einstufung gegenüber den LMH-Autos für Jahr zwei.

Herausforderungen für Mick

Bei der Präsentation der beiden blauen Renner bestätigte die Truppe des Motorsportchefs Bruno Famin die finalen Trios. Die Nummer 35 teilen sich die Langstrecken-Kenner Paul-Loup Chatin, Charles Milesi und Ferdinand Habsburg. Letztgenannter Österreicher sammelte zum Beispiel etliche LMP2-Titel. Im Schwesterauto mit der #36 wird Schumacher von Nicolas Lapierre und Matthieu Vaxivière unterstützt.

Der Deutsche erklärte: "Es ist kein Geheimnis, dass ich noch nie in einem geschlossenen Auto und mit so vielen Teilnehmern Rennen fuhr. Die größte Herausforderung wird wohl dementsprechend das Management des Verkehrs werden. Gleichzeitig freue ich mich aber darauf, da ich hierzu Erfahrung sammeln und meinen Horizont erweitern kann." Parallel will er aber auch dem Team bei dessen Lernprozess helfen. "Durch meinen F1-Hintergrund habe ich Einsichten und Wissen, die das Feedback der anderen ergänzen."

Vom höheren Gewicht und der geringeren Power ließ sich der Mercedes-Testfahrer nicht abschrecken. "Zuerst fühlte es sich etwas klaustrophobisch an, aber ich habe mich schnell darauf eingeschossen. Natürlich ist das Auto im Vergleich zu den mir bekannten Single-Seatern sehr schwer und muss anders gefahren werden. Jedoch erinnert es mich an meinen früheren Formel-2-Wagen. Der A424 ist also immer noch sehr cool und mächtig."

WEC-Kalender 2024

Veranstaltung

Datum

Vortest in Katar

26./27. Februar

1.812-Kilometer-Rennen in Katar (maximal zehn Stunden)

2. März

6 Stunden von Imola

21. April

6 Stunden von Spa-Francorchamps

11. Mai

24 Stunden von Le Mans

15. - 16. Juni

6 Stunden von São Paulo

14. Juli

6 Stunden von Austin

1. September

6 Stunden von Fuji

15. September

8 Stunden von Bahrain

2. November

Realistische Erwartungen

Elder Statesman Nicolas Lapierre fand ebenfalls lobende Worte. "Eine Sache ist jetzt schon klar: Das Auto fährt sich gut. Zum aktuellen Zeitpunkt sind die Indikatoren positiv, aber im ersten Aufeinandertreffen mit der Konkurrenz lernen wir dann, wo unser Potenzial und unsere Performance stehen." Ein Faktor sei zum Beispiel das Fahrverhalten im Verkehr. So oder so ist die Vorfreude auf Le Mans riesig. "Wir repräsentieren 'les Bleus'!" Der Dritte im Bunde der #36, Matthieu Vaxivière, schloss den am Genfersee geborenen Schumacher quasi ein. "Wir heißen Mick willkommen und verstehen uns super – auch weil er exzellent Französisch spricht."

Obwohl ein Topergebnis 61 Jahre nach dem Alpine-Debüt an der Sarthe unwahrscheinlich ist, will Alpine nicht nur hinterherfahren. Philippe Sinault, Teamchef auf der Langstrecke, hält fest: "Es ist schwer zu sagen, ob wir siegfähig im Debütjahr sein können, aber wir wollen gute Resultate und zeigen, dass wir schnell mit unserem Gesamtpaket glänzen können."

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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024

Erscheinungsdatum 08.05.2024

148 Seiten