Ferrari mit Upgrade in Jeddah
Leclerc kassiert Startplatzstrafe

GP Saudi-Arabien 2023

Die Formel-1-Saison begann für Ferrari nicht nach Wunsch. Ein Auto Vierter, eines gar nicht im Ziel. Dazu meilenweit hinter Red Bull. Und Charles Leclerc kassiert beim zweiten Rennen in Saudi-Arabien direkt schon eine Startplatzstrafe. Teamchef Frédéric Vasseur sucht Wege aus der Krise.

Charles Leclerc - Ferrari - GP Bahrain 2023
Foto: Wilhelm

Im letzten Jahr hing der Himmel für Ferrari nach dem ersten Grand Prix noch voller Geigen. Ferrari startete 2022 mit einem Doppelsieg in die neue Saison. Ein Jahr später brennt in Maranello der Baum. Carlos Sainz kam in Bahrain mit 48 Sekunden Verspätung als Vierter ins Ziel. Charles Leclerc rollte in der 40. Runde mit einem Elektrikdefekt auf der Strecke aus. Mit 12 Punkten belegt Ferrari nur Platz vier in der Konstrukteurs-WM.

Inzwischen weiß man, was Leclerc aus dem Rennen riss. Schuld war ein Steuergerät der Leistungselektronik. Ein Defekt am ersten Exemplar hatte in der Nacht vor dem Rennen dafür gesorgt, dass sich die Batterie leer saugte. Inzwischen sind beide Elektronikboxen ausgemustert. Leclerc braucht eine dritte Steuereinheit. Das bedeutet schon im zweiten Rennen eine Startplatzstrafe. Der Vize-Weltmeister des letzten Jahres wandert zehn Positionen zurück.

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Schneller entwickeln als Red Bull

Doch Ferrari hat noch mehr Baustellen. Der neue SF-23 hat ein paar schlechte Eigenschaften seines Vorgängers übernommen. Er ist laut Teamchef Frédéric Vasseur bei bestimmten Bedingungen schwer zu fahren, und es ist nicht einfach, die perfekte Balance zu finden. Das resultiert in einem Vertrauensverlust der Fahrer und auch in einer starken Reifenabnutzung.

Vasseur will sich nicht mehr darauf festlegen, ob die Reifenmisere mit dem Setup oder dem Fahrzeugkonzept zu tun hat. "Ich mache da keine Unterschiede. Uns fehlt Performance. Deshalb müssen wir versuchen das Beste aus dem herauszuholen, was wir haben und schneller entwickeln als Red Bull. Wir müssen zulegen, um Red Bull einzuholen."

Vasseur beruhigt die Gemüter damit, dass die Strecke von Bahrain eine Sonderstellung einnimmt. Kein anderer Belag, kein anderes Layout stresst die Hinterreifen so stark wie der Kurs von Sakhir. Wer ein Problem mit der Reifenabnutzung hat, wird doppelt bestraft. Wer wie Red Bull über den Dingen besteht, wird doppelt belohnt.

Frederic Vasseur & Laurent Mekies - Ferrari - GP Bahrain 2023
Ferrari
Vasseur wollte sich zu den Personal-Gerüchten nicht konkret äußern.

Kein großes Köpfe-Rollen

Jeddah könnte das Bild schon etwas zugunsten der Red Bull-Jäger verschieben, hofft Vasseur. Eine andere Charakteristik, ein anderer Asphalt, ein anderes Abtriebsniveau. Nicht, dass man Red Bull auf der Hochgeschwindigkeitspiste gleich schlägt, doch der Abstand sollte geringer ausfallen. Und Ferrari hat noch ein Technik-Upgrade in der Hinterhand. Red Bull offenbar nicht.

Der enttäuschende Saisonauftakt hat auch in Maranello Turbulenzen hinterlassen. Fast zeitgleich sickerte durch, dass Chefdesigner David Sanchez das Team verlässt. Ob aus eigenen Stücken oder auf Druck von Ferrari wollte Vasseur nicht kommentieren: "Ich spreche nicht über Vertragsdetails. Es ist, wie es ist. Ich wünsche David viel Glück."

Fast gleichzeitig tauchten Gerüchte auf, dass noch mehrere Köpfe rollen könnten. Es macht den Eindruck, dass da ein Maulwurf in Maranello sitzt, der Informationen von innen nach außen durchsticht. Vasseur versucht gelassen zu bleiben: "Es ist in einer großen Firma normal, dass Leute kommen und gehen. Meines Wissens sind keine Schlüsselpositionen betroffen."

Ferrari - Formel 1 - GP Bahrain 2023
Ferrari
Kann Ferrari mit dem kleinen Upgrade-Paket die Lücke zu Red Bull verkleinern?

Nur ein Rennen von 23

Zu Spekulationen um seinen Sportdirektor Laurent Mekies meint Vasseur: "Er ist eine unserer Stützen im Team." Immerhin gibt es eine klare Absage an Vermutungen der italienischen Gazetten, Simone Resta könnte von Haas an die Basis zurückbeordert werden. "Er macht einen guten Job bei Haas. Wir haben keine Pläne ihn zurückzuholen."

Der neue Ferrari SF-23 befindet sich nach Aussage von Vasseur im Fenster der Erwartungen. Aber da gibt es halt auch noch die Gegner, deren Leistung man nicht vorausberechnen kann. Ferraris neuer Capo betont, dass keiner im Team zufrieden mit dem Auftakt in Bahrain war. "Es war wichtig für uns herauszufinden, was gut und was schlecht gelaufen ist. Und dass wir Lösungen dafür finden. Ich erwarte eine erste Reaktion in Jeddah. Es war ein Rennen von 23 und noch nicht das Ende der Saison."