Ergebnis 24h-Rennen Nürburgring 2021
Porsche gewinnt Strategiekrimi

24h-Rennen

Das direkt neben der Nordschleife beheimatete Team Manthey-Racing hat zum siebten Mal das 24h-Rennen Nürburgring gewonnen. Dank einer cleveren Strategie nach einer langen Nebel-Pause setzte sich ihr #911 Porsche 911 GT3 R am Ende gegen BMW und Mercedes durch.

Podium - 24h-Rennen Nürburgring - Nürburgring-Nordschleife - 6. Juni 2021
Foto: Stefan Baldauf

Pünktlich zu seinem 25-jährigen Bestehen beschenkt sich Manthey-Racing selbst und lässt Porsche zum 13. Mal jubeln. Nachdem man nur von Platz elf aus in den Eifel-Klassiker gegangen war, zeigte Startfahrer Kévin Estre zu Beginn eine sehr starke Leistung und schob den #911 Porsche 911 GT3 R, der den Spitznamen "Grello" trägt, vor den Augen von 10.000 Fans bis auf Platz vier. Nach etwas mehr als einer halben Stunde lag der pfeilschnelle Franzose zum ersten Mal auf Platz eins.

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Trotz des immer stärker werdenden Regens hatte die Besatzung der #911 (Kévin Estre / Michael Christensen / Matteo Cairoli) eine bis auf einen Ausrutscher von Cairoli fehlerlose Fahrt und ging auf Platz sechs in die 14,5 Stunden lange Unterbrechung. Erst hatte sich in der Nacht starker Nebel über der regengetränkten Nordschleife festgesetzt, am Morgen behinderten dann tief hängende Wolken den Restart. Schlussendlich pausierte die Rennaction von 21.30 Uhr am Samstagabend bis 12.00 Uhr am Sonntagmittag.

Porsche 911 GT3 R - Manthey-Racing - Startnummer #911 - 24h-Rennen Nürburgring - Nürburgring-Nordschleife - 6. Juni 2021
Stefan Baldauf
Manthey-Racing fährt zum siebten Mal auf der Nordschleife der Konkurrenz davon.

Strategien sorgen für Kopfzerbrechen

In Folge einer kniffeligen Regel bezüglich der Stoppzeiten nach einer Rotflaggen-Unterbrechung mussten die Hersteller vor und nach dem Restart fleißig rechnen und ihre Strategie hin zum Finale erstellen. 21 Fahrzeuge waren in der gleichen Runde in den 3,5-stündigen Schlussspurt gegangen. Manthey-Racing nutzte seine Ausgangslage von allen am besten. Der jüngste Manthey-Mann Matteo Cairoli jubelte: "Das ist der beste Tag meines Lebens. Ich wollte von meinen beiden Kollegen lernen, es kam sogar der ganz große Wurf dabei rum!" Enttäuschung herrscht hingegen bei den anderen im Vorlauf siegreichen Lokal-Matadoren von Frikadelli Racing, die zwei DNF-Resultate verdauen müssen.

Platz zwei erzielte das Vorjahressieger-Team Rowe Racing, dessen #98 BMW M6 GT3 (Connor de Phillippi / Martin Tomczyk / Sheldon van der Linde / Marco Wittmann) knappe 8,817 Sekunden dahinter einlief. Ähnlich wie Estre im Porsche pflügte hier der Deutsche Martin Tomczyk beim ersten Start durchs Feld. Das Schwester- und Siegerauto des letzten Jahres, der #1 Rowe-BMW, ging als Führender in den Schlussspurt, hatte aber erst eine lange Standardstopp-Zeit und dann laut Fahrer Philipp Eng einen Leistungsverlust. Der M6 wurde am Ende zurückgezogen.

Das Podium komplettierte der #7 Mercedes-AMG Team GetSpeed AMG GT3 (Maximilian Götz / Daniel Juncadella / Raffaele Marciello). Obwohl man diverse Kontakte und kleinere Probleme hatte, konnte man die starke Marken-interne Konkurrenz in der Form des Haupt Racing Team (HRT) schlagen. HRT verlor beide Autos. Ihre Nummer #4 kollidierte nach vielen Führungsrunden in der Hohenrain-Schikane ausgangs der Döttinger Höhe mit dem Manta und zerschellte in der Streckenbegrenzung. Fahrer Maro Engel, der die Schuld auf sich nahm, blieb unverletzt.

Mehr Pause als Rennen

Das kürzeste 24-Stunden-Rennen der Ring-Geschichte war trotzdem voller Zwischenfällen: Sowohl bei Regen als auch beim intensiven Endspurt auf meist trockener Strecke gab es viele harte Duelle, Kontakte und Abflüge. Opfer dieses intensiven Rennverlaufs war die vierte deutsche Marke Audi, deren Vertreter mit der #2 (Car Collection) immerhin auf Platz fünf ins Ziel fuhr. Nachdem man am Samstag große Probleme hatte, sah es am Sonntag kurz nach einer Attacke auf die Spitze aus. Aber zwei gut gelegene Autos (#11 Phoenix Racing und #29 Audi Sport Team Land) nahmen sich mit Ausrutschern und Strafen aus der Entscheidung.

Die in Nicht-Corona-Zeiten von etlichen Zehntausend Fans bejubelten Exoten taten sich im Revier der Deutschen wie üblich schwer. Die auf eine Runde schnellen Lambo hatten direkt zu Beginn Probleme und der #22 WTM Ferrari 488 GT3 feierte als bester Italo-Racer einen soliden 13. Platz. Hut-Träger und Ring-Enthusiast James Glickenhaus sah einen 20. Rang seines #704 SCG004c: bester Verfolger der GT3!

KTM X-Bow GTX - auto motor und sport TRUE RACING - Startnummer #75 - 24h-Rennen Nürburgring - Nürburgring-Nordschleife - 6. Juni 2021
Stefan Baldauf
Herausfordernde Jubiläumsfeier in der Grünen Hölle: der #75 auto motor und sport True Racing KTM X-Bow GTX

Redakteure im Rennanzug

Zum 75-jährigen Jubiläum hat auto motor und sport zusammen mit True Racing einen speziell folierten KTM X-Bow GTX an den Start gebracht, der auf eine Runde nur wenig langsamer als die Fahrzeuge der GT3 ist. Das Team rund um den fahrenden Redakteur Jens Dralle zeigte sich nach einem langen Reparatur-Stopp mit dem 72. Gesamtplatz der Umstände entsprechend zufrieden. Kollege Dralle berichtet: "Wir sind froh, das Auto über die Ziellinie gebracht zu haben. Es wäre mehr drin gewesen, wenn die Reparatur nicht so lange gedauert hätte. Das Problem war der ungeplante Umbau der Lichtanlage."

Ebenfalls am Start war sport auto-Supertester Christian Gebhardt, der etwas mehr Grund zur Freude hatte. Der von ihm pilotierte #10 Max Kruse Racing VW Golf GTI TCR schaffte den Sieg in der Klasse SP 3T. Das Team des Bundesliga-Profis Max Kruse feierte kurz nach Ende schon feuchtfröhlich – wie es sich beim 24h-Rennen natürlich auch gehört. Im nächsten Jahr dann hoffentlich wieder mit Fans an der Nordschleife!