Elektrische Tourenwagen-Serie STCC
Mit 550 Elektro-PS in die Zukunft

Die skandinavische Tourenwagen-Meisterschaft (STCC) wird 2023 als erste nationale Rennserie mit vollelektrischen Autos durchstarten. Wir blicken auf den Stand der Dinge und erklären, wie der Neustart der eigenständigen STCC vonstattengehen soll.

STCC - Elektro-Rennautos - 2023
Foto: STCC

In den vergangenen Jahren waren TCR Skandinavien und STCC ein und dieselbe Meisterschaft. Mitte letzten Jahres gaben die Serienpromoter dann bekannt, dass die STCC wieder eigenständig werden wird – mit einem eigens entwickelten, neuen Technik-Reglement mit Elektroautos. "Wir sind schon eine ganze Weile dran, diesen großen Schritt der Elektrifizierung zu machen", erklärt Micke Jansson von der Firma EPWR, die die neuen STCC-Autos aufbaut und das technische Regelwerk entwickelt hat.

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"Der Schritt zur Elektrifizierung ist auch wirtschaftlich nötig, damit wir nicht nur Fans und Fahrern etwas bieten können, sondern auch den Sponsoren", weist er auf das zunehmend schwierige Unterfangen hin, Partner für den Verbrenner-Motorsport zu gewinnen. Dass Skandinavien in Sachen automobiler Elektrifizierung ohnehin Vorreiter ist, sei dabei zwar eine Hilfe, "aber das ist etwas, das wir auch global adaptieren müssen", meint Jansson.

STCC - Elektro-Rennauto - 2023
STCC
Den Veranstaltern war es besonders wichtig, die Kosten im Augen zu behalten.

Autos unter 300.000 Euro

Wie die in der Krise befindliche ETCR zeigt, ist es ziemlich teuer, den elektrischen Weg zu gehen. Deshalb hat man bei der STCC auch nicht auf das bereits etablierte Reglement zurückgegriffen. Da man bereits seit 2017 einen Prototyp in Erprobung hat, gibt es ohnehin keine Konkurrenzsituation.

"Wir konzentrieren uns stärker auf die Kosten, um die Einstiegshürde zu senken. Der Preis für das Auto liegt unter 300.000 Euro", verspricht Jansson, womit man sich sogar knapp unter dem Niveau der klassischen Tourenwagen in der Britischen Tourenwagenmeisterschaft (BTCC) befindet. Allerdings ist es das Doppelte eines TCR-Autos.

Eine Maßnahme gegen eine Kostenspirale ist die Verwendung frei verkäuflicher Straßenreifen, die zudem Action versprechen. "Die Autos haben rund 550 PS und wiegen um die 1.500 kg", nennt Jansson die Eckdaten. "Man hat Heckantrieb und eine Menge Drehmoment. Der Fokus liegt stark auf den Fahrern. Am Ende wollen die Fans unterhaltsame Rennen sehen."

STCC - Batterie - Technik - 2023
STCC
Die Batterie der Elektro-Renner liefert Manfred Stohls österreichische Firma STARD.

Internationales Interesse

Zwei weitere große Unterschiede zur ETCR: Nicht der Hersteller baut die Autos, sondern EPWR. Und nicht die Werke setzen diese dann ein, sondern private Teams. Die Basis-Fahrzeuge kommen dabei vom Gebrauchtwagenmarkt. "Es sind alte Autos, die wir dann mit dem einheitlichen Antriebsstrang versehen und zu Rennautos umbauen", erklärt Jansson. Die hochkomplexen Teile kommen von Zulieferern, wie zum Beispiel die Batterie von Manfred Stohls österreichischer Firma STARD.

Bisher sind BMW i4, Tesla Model 3 und VW ID.3 als Modelle bestätigt. Welches Modell das Rennteam PWR selbst einsetzt, ist noch offen. Zuletzt und auch in der Prototypen-Phase setzte man auf Cupra. Insgesamt sollen je drei Autos pro Hersteller antreten, also insgesamt zwölf Wagen zur Elektro-Premiere starten.

Den Fahrplan Richtung neues Zeitalter hat man bewusst konservativ gestaltet. Erst im Juni sollen die rennfertigen Autos an die Teams ausgeliefert werden. Das erste Rennwochenende findet dann am 8./9. Juli im schwedischen Falkenberg statt. Als Highlight steht Ende August ein Stadtrennen in Helsingborg an, das mit Verbrennern unmöglich realisierbar gewesen wäre.

Die Renndauer soll zwischen 12 und 15 Minuten liegen. "Es gibt auch international großes Interesse an unserem Ansatz", verrät Jansson. Mit dem elektrischen Schritt zeigt man in Skandinavien jedenfalls Initiative. Abzuwarten bleibt, ob er auch den erhofften Erfolg bringt.