499P Modificata heißt Ferraris Privatkunden-Ableitung des Le-Mans-Renners 499P. Mit dem 499P hat Ferrari 2023 nach Jahrzehnten Abwesenheit endlich wieder bei den 24 Stunden von Le Mans brilliert – zu Enzo Ferraris Zeiten war den Italienern lange Zeit Le Mans wichtiger als die Formel 1. Jetzt können Privatkunden mit dem 499P Modificata die leistungsmäßig brutale, weil von keinem Regelwerk gezügelte, Variante des Le Mans Autos kaufen. Für einen atemberaubenden Preis.
Der 499P Modificata ist, wie der Le-Mans-Renner, ein Einsitzer. Beim gleichzeitig vorgestellten Kunden-Rennfahrzeug 296 Challenge ist auf der Beifahrerseite ein Sitz montierbar, beim 499P Modificata umschließt eine enge Kanzel den Einzelsitz. Das Chassis und die Verkleidungen des Renners bestehen vollständig aus Carbon. Vorn gibt es eine riesige Spoilerlippe, auf der Kanzel sitzt ein großer Lufteinlass und am Heck sorgt ein Flügelwerk in der Größe eines Bücherregals genauso für Abtrieb wie die beiden mächtigen Venturi-Tunnel.
Mehr Performance als in Le Mans
Große Änderungen im Vergleich zum originalen Le-Mans-Fahrzeug gibt es beim Antrieb – der ist jetzt nicht mehr nach Le-Mans-spezifischen Restriktionen beschnitten. Insbesondere der an der Vorderachse sitzende 200-kW-Elektromotor (272 PS) darf bei jeder Geschwindigkeit den Vortrieb verbessern – beim originalen 499P ist dies erst ab 190 km/h erlaubt. Jetzt kann der Fahrer also ab dem Start und auch in langsamen Passagen die Vorteile eines Allradantriebs nutzen, was speziell die Kurvenagilität verbessert – vornehmlich am Kurvenausgang soll sich das Auto reaktionsschneller und präziser anfühlen.
Den Kontakt zum Rennstrecken-Asphalt stellen speziell entwickelte Pirelli-Räder her – in der Dimension 310/710-18 und hinten in der Größe 340/710-18.
Eine weitere Änderung ist die Einführung einer Boostfunktion: Beim sogenannten Push-to-Pass-System löst der Fahrer durch Ziehen eines auf der rechten Rückseite des Lenkrads platzierten Paddels einen Elektro-Boost aus. Für maximal sieben Sekunden erzeugt der Elektromotor dann zusätzlich zur Nennleistung weitere 120 kW (163 PS), was die Systemleistung auf 870 PS erhöht. Sinkt die Batterieladung unterhalb einer bestimmten Schwelle, ist der Boost nicht mehr abrufbar.
Der 2,9-Liter-Sechszylinder-Motor ist im originalen 499P an einem Hilfsrahmen aufgehängt, in der Modificata-Version ist er Teil des Chassis und erfüllt somit auch eine stabilisierende Funktion.
Chassis und Fahrwerk | |
Chassis | Carbon-Monocoque |
Fahrwerk | Doppelquerlenker, Schubstange |
Verbrennungsmotor | |
Typ | V6, Zylinderwinkel 120 Grad, Trockensumpfschmierung |
Hubraum | 2.994 ccm |
Elektromotor an der Vorderachse | |
Leistung | 200 kW (272 PS) |
aktiv ab | 0 km/h |
Antrieb | |
Systemleistung | 640 kW (870 PS) |
Räder | |
vorn | 310/710-18 |
hinten | 340/710-18 |
Schaltung | |
Getriebe | sequentielles 7-Gang-Getriebe |
Elektronische Systeme | |
Bremssystem | brake by wire |
Traktionskontrolle | |
Kostet über 6 Millionen Euro
Der 499P Modificata hat keine Straßenzulassung und er ist nicht für Rennseren homologiert – er dient ausschließlich dem privaten Spaßhaben auf Racetracks. Und für den ultra-exklusiven Spaß, mit einem von Restriktionen befreiten Le-Mans-Renner privat über Rennstrecken heizen zu können, verlangt Ferrari viel Geld: Inklusive deutscher Mehrwertsteuer kostet der 499P Modificata etwas mehr als sechs Millionen Euro (genau 6.069.000 Euro – netto 5,1 Millionen Euro). Immerhin ist darin die Unterstützung für die Teilnahme an Rennen in den ersten beiden Jahre enthalten.
Fazit
Der Ferrari 499P Modificata ist ein extrem besonderes Auto. Dass ein Hersteller sein Le-Mans-Fahrzeug auch als Kundensport-Fahrzeug auflegt ist selten und dass er das Kundensportfahrzeug sogar noch leistungsfähiger als das Original macht, ist noch seltener. Auf der Straße zeigen können die stolzen Eigentümer ihre 499P Modificata allerdings kaum – eine Straßenzulassung gibt es nicht. Und für eine Rennserie ist der Ausnahme-Renner ebenfalls nicht homologiert.
Damit dürfte der 499P Modificata mit einem deutschen Preis in Höhe von über sechs Millionen Euro eines der teuersten automobilen Spielzeuge am Markt sein – aber dafür gibt es dann voraussichtlich auch ein Fahrerlebnis aus einer anderen Welt.