Kia EV6 Update
Kia schraubt den Basispreis nach oben

Kia hat in der zweiten Hälfte 2021 mit dem EV6 das erste Elektroauto auf der neuen Plattform E-GMP an den Start gebracht. Als EV6 GT gibt es zudem eine Performance-Version mit Allrad, großer Batterie und 585 PS. Die Preise der Basis schraubt Kia jetzt nach oben.

Kia EV6 GT
Foto: Kia

Plattform

Im Gegensatz zum Kia E-Niro und dem Kia E-Soul, die Elektrovarianten von Verbrenner-Fahrzeugkonzepten sind, basiert der Kia EV6 auf einer neuen, für den Elektroantrieb optimierten Plattform. Die E-GMP (Electric-Global Modular Platform) ist flexibel skalierbar und für Plug-in-Hybrid, Wasserstoff- sowie reinen Batterie-Antrieb ausgelegt. Im Unterboden sind, ähnlich wie beim Modularen Elektrobaukasten von VW, die Batterien untergebracht. Neben den Kia-Modellen kommen auch Fahrzeuge von Hyundai – hier als erstes der Hyundai Ioniq 5 – in den Genuss der Plattform. Neben dem Kia EV6 bringen die Koreaner noch elf weitere Elektroautos, davon sieben auf E-GMP und vier als Derivate existierender Modelle. Außerdem kommen noch Modelle für das Ride-Sharing und Poolhailing dazu. Mehr zu EV1 bis EV9 lesen Sie hier. Auch der Genesis GV60 basiert auf der neuen Plattform.

Unsere Highlights

Die wichtigsten Fakten zur Electric Global Platform (E-GMP)

  • Sportliches Modell: unter 3,5 s für 0 – 100 km/h
  • Top-Speed: 260 km/h
  • Maximalleistung: 600 PS
  • Reichweite Basis-Modell: 500 km (WLTP)
  • Ladedauer: 18 Minuten für 80 Prozent Ladung; 5 Minuten für 100 Kilometer
  • Ladetechnik: 800 Volt, ohne Adapter auch Aufladung an 400 Volt-Stationen
  • Bidirektionales Laden: Vehicle-2-Load mit 3,5 kW
  • Heckantrieb mit weiterem Motor Allradantrieb
  • IDA Integrated Drive Axle Fünflenker-Hinterachse

Technische Daten

Im Vergleich zum Konzern-Bruder Hyundai Ioniq 5 erhält der EV6 auch zwei Batteriepacks sowie zwei Antriebs-Layouts. Heckantrieb (2WD) mit einem Elektromotor und Allrad (AWD) mit je einem E-Motor an den Achsen. Der Basis-Akku verfügt wie beim Ioniq 5 über 58,0 kWh (nur Heckantrieb verfügbar), die große Batterie kommt indes auf 77,4 kWh und hat damit über 4,8 kWh mehr Kapazität. Das Top-Modell, der Kia EV6 GT, liefert mit seinen beiden E-Motoren 430 kW (585 PS), stellt ein maximales Drehmoment von 740 Nm bereit und rennt in 3,5 Sekunden von Null auf 100 km/h. Als Top-Speed will Kia 260 km/h erreichen.

Der kleine 58-kWh-Akku kommt auf 394 km maximale Reichweite nach WLTP. Die Reichweite des 2WD-Modells mit 77,4-kWh-Akku wurde nun im Rahmen der ECE-Homologation ermittelt. Aus den bisher genannten "über 510 km" sind offiziell 528 Kilometer Reichweite im kombinierten Zyklus nach WLTP ermittelt worden. Die Reichweite im City-Modus beträgt 740 Kilometer nach WLTP. Die Allrad-Version kommt mit der großen Batterie auf 506 Kilometer.

Antriebe Kia EV6

Akku-Kapazität

Antrieb

Leistung

Drehmoment

0 - 100 km/h

Top-Speed

Reichweite

Long-Range

77,4 kWh

Allrad

325 PS

605 Nm

5,2 s

k.A.

506 km

EV6 GT

77,4 kWh

Allrad

585 PS

740 Nm

3,5 s

260 km/h

424 km

Long-Range

77,4 kWh

Heckantrieb

229 PS

k.A.

k.A.

k.A.

528 km

Standard-Range

58 kWh

Allrad

235 PS

605 Nm

6,2 s

k.A.

k.A.

Standard-Range

58 kWh

Heckantrieb

170 PS

k.A.

k.A.

k.A.

k.A.

Laden

In 18 Minuten soll der EV6 per Schnellladung zu 80 Prozent aufladbar sein, in unter 4,5 Minuten fließt Strom für 100 Kilometer in die Batterie. Dafür implementieren die Koreaner die 800-Volt-Technik von Projektpartner Rimac. Die 800V-Ladung ist beim Kia Standard, wer mit nur 400 Volt lädt, kann dies über das Mulitlade-System ohne zusätzliche Adapter oder Komponenten tun.

Der Kia EV6 bietet außerdem noch die bidirektionale V2L-Technik (Vehicle-to Load) mit 3,6 kW an. Sie erlaubt es während der Fahrt Technik-Equipment aufzuladen. Auch über eine externe Ladebuchse versorgt der EV6 im Stand zum Beispiel eine Klimaanlage oder einen Fernseher bis zu 24 Stunden mit Strom – auch andere E-Autos können via V2L geladen werden.

Im Herbst 2022 veröffentlichte Kia ein Update für den EV6, das das Ladetempo an kalten Tagen erhöht. Durch Akkukonditionierung, also das Aufwärmen des Akkus durch die Erhöhung des Innenwiderstands, soll die Ladezeit um bis zu 50 Prozent verkürzt werden, wenn der Akku außerhalb seiner optimalen Betriebstemperatur geladen wird. In Zahlen: Statt 18 Minuten von zehn auf 80 Prozent braucht der EV6 ohne Konditionierung bei fünf Grad Celsius Außentemperatur ca. 35 Minuten. Mit dem Update versucht das Auto den Akku schon vor dem Ladevorgang auf mehr als 21 Grad zu erhöhen, wenn der Ladezustand (SOC) über 24 Prozent liegt. Sobald die Konditionierung die optimale Betriebstemperatur erreicht, schaltet das System das Aufheizen ab.

Ausgeliefert wird das Update ab dem Modelljahr 2023 bei Neufahrzeugen. Ältere Kia EV6 erhalten das Update kostenlos von der Werkstatt. Ein OTA-Update, also Over-the-air, sei laut Kia nicht möglich. Vom Updateprozess ist auch das Navigationssystem betroffen, da sich die Vorkonditionierung automatisch aktiviert, wenn oben genannten Kriterien erfüllt werden und eine Ladestation als Ziel eingegeben wurde.

Übrigens: Mit mehr als 35 Prozent Ladung kann das Modell Lasten bis 1.600 Kilogramm ziehen.

Exterieur

Beim Design orientiert sich der Kia EV6 an der Studie Imagine by Kia vom Genfer Autosalon 2019 und dem Futuron von der Importmesse CIIE in Shanghai von Ende 2019 – ohne jedoch das Design von damals komplett zu übertragen. Der EV6 ist in Zusammenarbeit der drei Kia-Designstudios in Namyang (Korea), Frankfurt und Irvine (Kalifornien, USA) entstanden. Chef-Designer Karim Habib zeichnet für den EV6 verantwortlich.

Der Crossover zeigt sich mit stark gewölbter Fronthaube, einem coupéhaften Dachverlauf und einem markanten Heck mit einer abstehenden Karosseriesicke. Sie nimmt das Heckleuchtenband sowie die Blinker auf – ermöglichen zudem eine besondere Lichtsignatur. Das neue Kia-Logo prangt mittig am Heck. Weit unten im Stoßfänger ist das Kennzeichenfeld untergebracht. Der Abschluss fällt nicht so flach aus wie bei der Genf-Studie.

In der Seitenansicht dominieren klare Flächen mit wenigen Sickern und rundlich ausgestellten Radhäusern. Hingucker sind hier die aerodynamisch optimierten Leichtmetallfelgen sowie die scheinbar durchbrochene C-Säule, wodurch das Dach zu schweben scheint. Die untere Fensterlinie steigt nach hinten an. Versenkbare Türgriffe sowie Schweller in Trittbrettform geben dem EV6 ein besonders Styling.

Die schmalen LED-Scheinwerfer dominieren die Front, die fast ohne einen Grill im klassischen Sinne auskommt. Dafür hat das Designteam, die Motorhaube in einem großen Bogen tief nach unten gezogen. Zwei stark ausgeprägte Sicken leiten den Blick zur flach stehenden Windschutzscheibe. A-, B- und C-Säulen in Schwarz vermitteln ein durchgehendes Fensterband.

Der Kia EV6 GT zeichnet sich im Vergleich zu seinen zivilen Brüdern durch einen speziell gestalteten Stoßfänger mit Diffusor aus. Die Seitenansicht prägen 21 Zoll große Leichtmetallfelgen, hinter denen neonfarbene Bremssättel hervorlugen. An der Front ist die Schürze mit vertikalen Streben ausgeführt. Serienmäßig gibt es den Power-EV6 in Rot Metallic; optionale Farben sind Snow White Pearl, Moonscape Matt, Yacht Blau Metallic sowie Schwarz Metallic.

Interieur

Im Innenraum dominiert ein aufragender Armaturenträger, der eine Displaywand beherbergt. Sie reicht über zwei Bildschirme bis fast auf die Beifahrerseite. Vor dem Fahrer fungiert das Display als individuell einstellbares Kombiinstrument mit Darstellung aller fahrrelevanten Informationen. In der Mitte stellt das Touch-Display das Infotainment-System dar. In einer kleinen Leiste unterhalb der breiten Luftausströmer sind haptische Schalter für die Bedienung der Klimaanlage untergebracht.

05/2021, Kia EV6 Interieur Innenraum Cockpit
Kia Deutschland
Ein breites Display, das aus zwei jeweils 12,3 Zoll großen Monitoren besteht, zieht sich bis zur Mittelkonsole.

Die Mittelkonsole mit Armauflage schwebt in den Innenraum hinein, beinhaltet zwei Cupholder sowie prominent den Start-Stopp-Knopf und den Drehsteller für die Gangwahl des Automatikgetriebes. Unter der hervorstehenden Konsole ist zusätzlich Ablageplatz geschaffen worden. Fahrer und Beifahrer nehmen auf stark konturierten Entspannungs-Sitzen mit tiefen Wangen Platz. Sie bestehen aus recyceltem Material. Der Fahrer greift in ein großes Zweispeichen-Lenkrad mit Bedienfeldern rechts und links. Das neue Kia-Logo prangt prominent auf dem Pralltopf. Das Platzangebot profitiert vom völlig ebenen Fahrzeugboden.

Abmessungen und Volumen Kia EV6

Kia

EV6

Länge

4.700 mm

Breite

k.A.

Höhe

k.A.

Radstand

2.900 mm

Kofferraum-Volumen

520 Liter

Kofferraum-Volumen bei umgelegter 2. Sitzbank

1.300 Liter

Volumen Front-Kofferraum (2WD)

52 Liter

Volumen Front-Kofferraum (4WD)

20 Liter

Beinfreiheit vorne

1.078 mm

Beinfreiheit hinten

990 mm

Den Fahrer unterstützen eine Vielzahl von Sicherheits-, Konnektivitäts- und Infotainment-Systemen. Dazu zählt die Darstellung auf den beiden jeweils 12,3 Zoll großen Curved-Displays ebenso wie die Darstellungen über das Augmented Reality (AR)-Head-up-Display. Über das UVO genannte Connected-System erfährt der Fahrer alle Infos zu Ladestationen und Ladezustand der Fahrzeugs. Außerdem kann er einen Lade-Plan erstellen und seinen Reichweitenradius checken; es lassen sich auch mehrere Fahrerprofile anlegen. Für die Unterhaltung ist eine Meridian-Audio-Anlage mit 14 Lautsprechern an Bord. Für eine optimale Akustik sind viele schallabsorbierende Materialien verbaut.

Rekuperation

In Sachen Effektivität soll eine Wärmepumpe bei niedrigen Temperaturen eine 80-prozentige Reichweite wie bei 25 Grad Celcius garantieren. Außerdem ist eine Energierückgewinnungs-System an Bord das der Fahrer einfach über Schaltwippen am Lenkrad steuert. So kann er zwischen sechs Rekuperations-Level (keine Rekuperation, Level 1 bis 3, I-Pedal oder Auto-Mode) wählen. Ist I-Pedal ausgewählt, führt der Kia EV6 das Maximum an Brems-Energie zurück in den Akku. Gleichzeitig steuert er das System ausschließlich über das Gaspedal – bis zu Stillstand.

Sicherheit

Der KIA EV6 hält die folgenden Sicherheits-Ausstattungen bereit – teilweise gegen Aufpreis:

  • Highway Driving Assist 2 (HAD 2): Dank Frontkamera- und Radarsensoren sowie Navigationsdaten hält das System die Fahrspur und den Abstand zum vorausfahrenden Auto. Zudem unterstützt er beim Spurwechsel.
  • Safe Exit Assist (SEA) – Ausstiegsassistent: Warnt Aussteigende vor nahenden Fahrzeuge
  • Remote Smart Parking Assist (RSPA) – Einparkassistent mit Rückblickkamera sowie 360-Grad-Rundum-Kamerabild.

Preise (Update)

Mit dem Modelljahr 2023 schraubt Kia die Preise noch einmal nach oben und würfelt die Ausstattungslinien und Pakete durcheinander. Die einfache Basis (zu Beginn 44.990 Euro, zuletzt 46.900 Euro) entfällt. Stattdessen bildet seit Oktober 2023 die Linie Air den Einstieg für 50.090 Euro. Bislang war Air nur ein Paket, das für 2.700 Euro beispielsweise die Vehicle-2-Load-Funktion (V2L), also das bidirektionale Laden samt 230-Volt-Schuko-Adapter beinhaltete. Diese Technik lässt sich Kia aber weiterhin extra bezahlen und versteckt sie im bis zu 6.900 Euro teuren Pro Paket. Beim großen Akku gibt es Pro ab 4.700 Euro. Ebenfalls vorher Teil des Air-Pakets und jetzt im teuren Pro-Paket: die Ambientebeleuchtung, die induktive Ladeschale fürs Smartphone und Sicherheitsfeatures wie der Autobahnassistent oder der aktive Totwinkelassistent. Immerhin zählt zum Pro-Paket auch die Wärmepumpe, die zuvor einzeln für 1.000 Euro bezahlt werden musste.

Ebenfalls neu für den EV6 sind zwei weitere Pakete für die Linie Air: Plus (7.000 Euro) kommt beispielsweise mit elektrischer Heckklappe, Head-up-Display, Sitzheizung hinten und Sitzlüftung vorn. Das Paket Premium (11.600 Euro beim 58-kWh-Akku, 9.00 Euro beim 77,4-kWh-Akku) bringt unter anderem das Head-up-Display, eine 360-Grad-Kamera, ein Glasschiebedach, einen Linksabbiegeassistent und Remote Smart Parksystem, mit dem der Wagen auch von außen in die Parklücke manövriert werden kann.

An der Spitze der Preisliste des normalen EV6 steht nach wie vor die Ausstattungslinie GT-Line für 54.890 Euro mit 58 kWh Akku und 125 kW Heckmotor. Auch hier gibt es neuerdings zwei Pakete. Während GT-Line Pro mit Augmented Reality Head-up-Display, besagter V2L-Funktion, Autobahnassistent, Querverkehr- und Totwinkelwarner bei der kleinen Batterie 4.900 Euro kostet, gibt es das Paket zusammen mit dem 77,4-kWh-Akku in der GT-Line für 3.900 Euro. GT-Line Premium kostet 7.900 und 6.900 Euro und liefert analog zum normalen Premium-Paket beispielsweise die 360-Grad-Kamera, das Remote Parksystem, das elektrische Schiebedach und die Sitzkonfiguration mit Heizung und Belüftung.

Darüber rangiert dann der EV6 GT. Das Topmodell gibt es weiterhin ab 69.990 Euro mit 430 kW Leistung, 77,4 kWh-Akku und Allradantrieb. Letzterer ist seit Ende 2022 im Handel. In den Preisen ist die Herstellergarantie für sieben Jahre drin, die sich auch auf die Antriebsbatterie bezieht.

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Fazit

Im Rahmen des "Plan S" bringt Kia bis 2025 elf Elektroautos an den Start. Das erste ist der Kia EV6, dessen technische Daten aufhorchen lassen. Flexible Plattform, starke Basis-Akkus, gute Reichweite, Schnellladesystem – das Ganze noch gepaart mit der bekannten Kia-Optik und der entsprechenden Qualität der Koreaner: Fertig ist ein veritabler Konkurrent für VW ID.4 und Co.