Mercedes-AMG EQE 43 4Matic im Konfigurator
Einmal volle Elektro-Hütte, bitte!

Mercedes hat den Konfigurator für den EQE geöffnet. Die Preise beginnen bei 67.652 Euro für den EQE 350+. Doch was ist maximal drin? Wir haben uns durchgeklickt.

Mercedes-AMG EQE 43 4Matic Konfigurator (2022) Exterieur Vollausstattung
Foto: Mercedes-Benz

Eine echte Vollausstattung, Mercedes-Kenner wissen das, gibt es praktisch nicht: Oft schließen sich Extras aus. So auch beim Mercedes-AMG EQE 43 4Matic, den wir konfigurieren. Panorama-Schiebedach und Anhängerkupplung sind nicht kombinierbar. Also weg mit dem Häkchen für den Haken, an dem eh nur 750 Kilogramm hängen dürfen. Ganz ehrlich: Ein Anhänger mit Grünschnitt hinter dem futuristischen Elektromodell? Bliebe noch ein Fahrradträger am Heck – doch der ruinierte die vorbildliche Aerodynamik und damit die beeindruckende Reichweite von 532 Kilometern nach WLTP. Sie sehen: Wer ein Elektroauto konfiguriert, sieht sich Zielkonflikten ausgesetzt, die nicht allein der Konfigurations-Assistent vorgibt, sondern auch das eigene Gewissen. Doch dazu kommen wir an einer anderen Stelle.

Unsere Highlights

EQE: Der kleine EQS

Zunächst zum Auto: Der EQE, Modellcode V295, nutzt wie der größere EQS die EVA-II-Plattform und hat technisch gar nichts mit Limousine und T-Modell der E-Klasse zu tun. Das zeigen schon die Dimensionen: Mit 4,95 Meter Länge hat der Elektro-Viertürer CLS-Format. Weil Elektromotoren weniger Platz brauchen und kürzere Überhänge erlauben, streckt sich der Radstand mit 3,12 Meter auf das Format einer kurzen S-Klasse. Der Kofferraum ist hingegen mit 420 Litern eher kompakt geraten und wird schon von einer C-Klasse Limousine getoppt: Dort fasst das Gepäckabteil der Verbrenner-Versionen 455 Liter.

Bei den Antrieben hat der Käufer zum Bestellstart die Wahl zwischen dem 350+ mit einer permanent erregten Synchronmaschine im Heck und dem AMG 43 4Matic mit zwei Motoren. Die Basisversion kostet inklusive Herstellerbonus 67.652 Euro. Deren Elektromotor leistet 215 kW, in alter Währung 292 PS, und beschleunigt den EQE in 6,4 Sekunden von null auf 100 km/h. Der 90-kWh-Akku reicht laut WLTP-Zyklus für 639 Kilometer. Nach 15 Minuten an einem DC-Lader mit bis zu 170 kW Ladeleistung ist wieder Strom für 250 Kilometer im Akku.

AMG EQE 43 kostet 103.828 Euro

Der AMG EQE 43 4Matic hat an beiden Achsen je einen Motor und damit Allradantrieb. Die beiden permanent erregten Synchronmaschinen leisten zusammen 350 kW (476 PS). In 4,2 Sekunden fliegt der 2,5-Tonner aus dem Stand auf 100 km/h. Mehr Kraft kostet Reichweite: 532 Kilometer beeindrucken jedoch immer noch. Auch der Preis beeindruckt: 103.828 Euro kostet die AMG-Version. Doch das ist noch nicht alles. Nach wenigen Minuten werden wir Sonderausstattung im Gegenwert eines Mercedes EQA 250 in den Stromer geklickt haben.

Mercedes-AMG EQE 43 4Matic Konfigurator (2022)
Mercedes-Benz
Die Basis: Mercedes EQE 350+ für 67.652 Euro.

Und das, obwohl schon so Manches serienmäßig dabei ist. Das "Mercedes-AMG Exterieur" zum Beispiel mit einem angedeuteten Panamericana-Grill an der geschlossenen Frontblende, 20-Zoll-Rädern im 5-Doppelspeichen-Design und diversen Schriftzügen. Wir nehmen das Night-Paket für 666 Euro dazu. Das bringt diverse Zierteile in Schwarz und ab der B-Säule dunkler getöntes Glas. Kommen wir zu den Farben. Schwarz kostet als einzige Lackierung keinen Aufpreis. Für Weiß verlangt Mercedes 357 Euro, das hätte in den Neunzigerjahren vermutlich niemand bezahlt. Doch es geht noch teurer.

Graphitgrau Magno für 3.332 Euro

Mercedes-AMG EQE 43 4Matic Konfigurator (2022) Uni-Lackierungen
Mercedes-Benz
Schwarz kostet als einzige Farbe nichts extra.

Wer für 1.071 Euro Metallic bestellt, hat die Wahl zwischen dem Klassiker Obsidianschwarz, zwei Grautönen, sowie Hightechsilber und Spektralblau. Manufaktur-Lacke bringen weitere Auswahl wie das bekannte Hyazinthrot und ein Alpingrau für jeweils 1.464 Euro. Dazu kommen ein sehr teures Weiß (1.964 Euro) und das matt schimmernde Graphitgrau Magno – das wir allein schon wegen des höchsten Aufpreises von 3.332 Euro wählen.

Räder für 6.188 Euro

Auch Räder sind für die Außenwirkung eines Autos wichtig. Der teuerste Posten sind hier gar nicht die 21-Zoll-Vielspeichenräder für 2.023 Euro, sondern die Winterkompletträder: Die stehen mit 4.165 Euro im Konfigurator. Haben wir gerade Räder für 6.188 Euro angekreuzt?

Mercedes-AMG EQE 43 4Matic Konfigurator (2022) AMG 21-Zoll Vielspeichen-LM-Räder
Mercedes-Benz
Der Manufakturlack Graphitgrau magno und die 21-Zoll-Vielspeichenräder kosten zusammen 5.355 Euro.

Unter dem nächsten Punkt "Exterieur Extras" addieren beheizbare Frontscheibe und das Akustik-Komfort-Paket 690 und 1.071 Euro zum Grundpreis. Letzteres enthält neben wärmedämmendem und Infrarot reflektierendem Verbundglas auch "Akustikschäume" und "besonders schwingungsarme Fahrwerksbauteile". Sicher kein Fehler bei einem besonders leisen Elektroauto. Die "AMG Abrisskante in Hochglanzschwarz" für 298 Euro soll neben der Optik auch einen technischen Nutzen bieten, indem der Auftrieb bei hohen Geschwindigkeiten reduziert wird. Der AMG-EQE läuft 210 km/h.

Interieur: vegan ist der EQE nicht

Serienmäßig hat der EQE 43 ein AMG-Interieur mit zwei Bildschirmen. Sitze und Türen sind mit Kunstfaser und Ledernachbildung bezogen, der Lenkradkranz mit Nappaleder. Während andere Hersteller wie Audi, Cupra, Polestar oder Kia tierfreie Interieurs aus recycelten Kunststoffen anbieten, setzt Mercedes hier auf klassischen Luxus – einen veganen Innenraum gibt es auch gegen Aufpreis nicht.

Mercedes-AMG EQE 43 4Matic Konfigurator (2022) Cockpit
Mercedes-Benz
So sieht der Innenraum des AMG-EQE serienmäßig aus.

Der Nappaleder-Innenraum – ein- oder zweifarbig lieferbar – belastet das Konto mit 2.703 Euro und das Gewissen all jener, die aus Gründen des Tierschutzes ihren Cappucino mit einem Haferdrink aufschäumen und um den Wurstwagen auf dem Wochenmarkt einen Bogen machen.

Wenigstens muss für die Zierelemente nicht unbedingt ein Baum sterben: Carbon passt perfekt zu einem Hightechauto und kostet 1.131 Euro. Es gäbe aber auch Linde (Serie), wahlweise offenporig (354 Euro), oder Nussbaum in Schiffsdeckoptik (583 Euro). Früher, also zu Zeiten des W124, war mehr Walnusswurzel. Doch das ist ein anderes Thema.

9.699 Euro für Karbon und Hyperscreen

Die schicke Flechtoptik in der Mittelkonsole hat teure Konsequenzen: Wer Carbon-Zierelemente bestellt, muss auch den MBUX Hyperscreen nehmen. Der Konfigurations-Assistent nennt das charmant "Diese Auswahl erfordert eine Optimierung ihrer Konfiguration". Wir optimieren und addieren damit insgesamt 9.699 Euro zum Grundpreis. Das 1,41 Meter breite OLED-Display-Trio unterm gemeinsamen Deckglas ist für 8.568 Euro einzeln bestellbar.

Mercedes-AMG EQE 43 4Matic Konfigurator (2022) MBUX Hyperscreen
Mercedes-Benz
Keine Karbon-Zierelemente ohne Hyperscreen: Macht zusammen 9.699 Euro.

Kommen wir zu den Paketen. Vier sind es, wobei das Advance-Paket serienmäßig drin ist: Flächenbündige Türgriffe, Smartphone-Integration und eine kabellose Ladefläche sind damit schon mal an Bord. Mit dem Advanced-Plus-Paket für 2.202 Euro achtet der EQE mit Totwinkel- und Spurhalteassistenten auf seine Umgebung, öffnet die Türen per Keyless-Go und heimelt mit Ambientebeleuchtung das Interieur an. Das dritte Paket heißt Premium und erhöht neben dem Nutz- auch den Spielwert: Mit erweiterter Fahrerassistenz gleitet der EQE teilautonom durch den Verkehr, hilft beim Einparken, schützt und warnt vor Bösewichten, regelt das Klima automatisch in vier Zonen, und beschallt alle Insassen über das Burmester-Soundsystem. Das alles zusammen kostet 7.937 Euro.

Fahrerassistenz und Feuerlöscher

Mercedes-AMG EQE 43 4Matic Konfigurator (2022) Konfigurations-Assistent
Mercedes-Benz
Das Premium-Plus-Paket für 11.144 Euro ist der teuerste Einzelposten, enthält aber auch viel Ausstattung.

Fehlt noch was? Ja, ein Panorama-Schiebedach und ein Head-up-Display bitte. Zusammen mit dem US-Paket Plus heißt das nun Premium-Plus-Paket und kostet 11.144 Euro. Geht nur nicht in Kombination mit Anhängerkupplung, weil das Panorama-Schiebedach wie erwähnt den Haken hat, dass der EQE dann eben keinen haben darf. Uns bleiben jetzt nicht mehr viele Häkchen zu setzen. Einer der teuersten: Die Keramik Hochleistungs-Verbundbremsanlage mit bronzefarbenen Bremssätteln und 44 Zentimeter großen Scheiben an der Vorderachse für 4.998 Euro. Und wir vergessen natürlich auch einen Mercedes-Klassiker nicht: Den Feuerlöscher an der Fahrersitzkonsole. Für mercedestypische 142,80 Euro brutto ein wohlfeiles Extra, das an die seligen Zeiten des W124 erinnert und im Zweifel vor Schlimmerem schützt.

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Fazit

Der Mercedes EQE bietet – ob AMG oder nicht – alles von Fahrerassistenz bis Feuerlöscher und damit jene Ausstattungskombination aus Hightech und Vorsorge, die für die Autos mit dem Stern charakteristisch ist. Die triste und teure Farbauswahl enttäuscht hingegen ebenso wie die fehlende Option auf ein veganes Interieur. Doch ob das ein Nachteil ist, darf jeder für sich entscheiden. Ob ein voll ausgestatteter EQE seine 153.689 Euro wert ist? Bestimmt, wenn ein Elektroauto der Oberklasse mit exzellenten Fahrleistungen, allen technischen Möglichkeiten und verbrennerähnlicher Reichweite auf dem Einkaufszettel steht.