Vergessene Supersportler in China
Hier verstauben Porsche, Corvette und Ferrari

James Wan lebt in Shanghai und arbeitet als Rechtsanwalt. In seiner Freizeit ist er wie er es nennt "unbezahlter Fotograf". Auf seinen Fototouren hat er nun einen seit 2012 geschlossenen Showroom für Supersportwagen entdeckt – inklusive Supersportwagen und einem kleinen Geheimnis.

Vergessene Supersportwagen China
Foto: James Wan

Im chinesischen Guangzhou, genauer im Panyu Energy Conservation Science Park, stieß Wan auf den Händlerraum, der seit 2012 verlassen ist. Damals wohl der einzige Ferrari-Händer in China, musste der Showroom vermutlich als Folge eines 2011 erlassen Gesetzes zur Korruptionsbekämpfung und übermäßigen Konsums schließen. Dabei wurde ein wenig vom Inventar vergessen. Werbe-Schilder, Sitzgruppen, Prospekte und eben drei Supersportler.

Woher kommt der Carrera GT mit der Nummer 1255?

Neben einer gelben Corvette C5 Z06 steht sich dort eine Ferrari 575 Superamerica mit seltener Handschaltung die Räder platt. Alleine diese beiden Modelle reichen schon aus, um die Herzen von Sportwagen-Fans höher schlagen zu lassen.

Unsere Highlights
Vergessene Supersportwagen China
James Wan
Sie haben da was vergessen! Nein, wir meinen nicht die blauen Stühle!

Das Highlight ist jedoch der Porsche Carrera GT in der super-seltenen Farbe "Zanzibar Red". Diese Lackierung gehörte damals zur aufpreispflichtigen Exklusiv-Lackierung – lediglich dreimal wurde ein entsprechend lackierter Carrera GT ausgeliefert. Und da fängt auch schon das kleine Rätsel an. Die drei Porsche Carrera GT in Zanzibar Red befinden sich derzeit in Deutschland (schwarzes Interieur, farbige Räder, gelbe Bremssättel), in Chicago mit beigefarbenen Innenraum, farbigen Leichtmetallfelgen sowie silbernen oder schwarzen Bremssätteln und in Kalifornien mit schwarzen Innenraum, farbigen Rädern und gelben Bremssätteln.

Ein Gebrauchtwagen aus Deutschland?

Doch der China-Carrera-GT mit der Produktionsnummer "1255" kommt mit europäischen Spezifikation sowie schwarzem Innenraum, farbigen Rädern und gelben Bremssätteln daher. Ist es das vierte Modell mit dieser Lackierung? Oder wurde der deutsche Carrera GT als Gebrauchtwagen nach China verkauft, schließlich hat das Modell rund 4.500 Kilometer auf der Uhr. James Wan versucht noch das Rätsel zu lösen.

Übrigens: der Porsche Carrera GT wurde von 2003 bis 2006 in einer Auflage von mindestens 1.500 Modellen gefertigt. Angetrieben wird das Modell von einem V10 mit 6,8 Litern Hubraum und 612 PS. In 3,9 Sekunden sprintet das Modell auf 100 km/h, 200 Sachen sind nach 14,1 Sekunden drin, Top-Speed ist bei 334 km/h erreicht. Der Carrera GT mit seiner Keramikbremsanlage kostete 452.690 Euro. Serienmäßig gab es ihn in sechs Farben: "GT Silber Metallic", "Schwarz", "Basaltschwarz Metallic", "Fayencegelb", "Indischrot" und "Sealgrau Metallic". Ab 2005 konnten die Kunden auch eine Wunschfarbe (Paint-to-sample) bestellen, hier sind mittlerweile über 20 dieser Farben bekannt.

Fazit

James Wan hat wohl einen kleinen Schatz entdeckt. Die drei Supersportwagen sind für sich schon "Haben-will"-fähig. Der Porsche hingegen birgt nicht nur ein Geheimnis um seine Lackierung, sondern gehört auf die Straße! Geschniegelt und gestriegelt. Ich würde ihn ja freiwillig klarmachen ...

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