Die 24h-Tricks der Fahrer und Mechaniker
Im Kampf gegen die Müdigkeit

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Das 24h-Rennen am Nürburgring wird aus gutem Grund als Marathon zwei Mal rund um die Uhr bezeichnet. Hier kommen Mensch und Material an ihre Grenzen. Wir verraten Ihnen, wie sich Fahrer und Mechaniker fit halten.

24h Rennen Nürburgring 2013
Foto: S.Baldauf/R.Kah

Gähnende Mechaniker, Feldbetten in den Boxen und verquollene Augen – ein vertrautes Bild während des 24h-Rennens am Nürburgring. Zwar bekamen bei dieser Ausgabe des Langstreckenrennens aufgrund der Unterbrechung die meisten noch eine Mütze Schlaf ab, doch das permanente Arbeiten am Limit geht selbst den hartgesottenen Zeitgenossen an die Substanz. Konzentration ist in diesem Rennen alles – egal ob auf der Strecke oder beim Boxenstopp (Ein Blick in alle Boxen bei der Rennunterbrechung ).

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Betten wie in der Jugendherberge

Wie sich die Fahrer und Mechaniker fit halten, ist ganz unterschiedlich. Audi-Pilot Mike Rockenfeller verrät: „Ich bin froh, wenn ich mich zwischendurch mal für drei Stunden ins Hotel legen kann und ein Auge zudrücke.“

Manthey-Pilot Timo Bernhard fällt das Schlafen hingegen etwas schwerer. „Ich versuche immer rund eine Stunde zu entspannen“, sagt er. „Aber das ist oft gar nicht so einfach. Man hat einen Tunnelblick und ist immer unruhig, dass man den Zeitpunkt nicht verpasst, wenn man wieder ins Auto muss.“ Im Truck von Manthey-Racing gibt es vier Stockbetten, wo sich die Fahrer während des Rennens zurückziehen können. „Es sieht ein bisschen aus wie in der Jugendherberge“, scherzt Bernhard.

Für den Porsche-Pilot kommt es nicht nur auf das richtige Schlafpensum an. Jedes Mal wenn  er aus dem Auto steigt, gönnt er sich eine Portion Pasta, um seine Energiereserven wieder aufzuladen. Anschließend geht es zur Massage, um die Muskeln wieder zu lockern.

Oft wird vergessen, dass die Mechaniker in 24h-Rennen auch Helden sind. Sie müssen zu jeder Zeit bereit sein, falls das Auto zum Service kommt. Einen Schichtwechsel gibt es nicht. „Bei uns bekommt das ganze Team viel Wasser mit Vitaminen“, sagt Catharina Felser, Teammanagerin bei Marc VDS.

Currywurst-Bude ist tabu

Die Belgier haben eigens zwei Betreuer dabei, die sich um die Fitness der Fahrer und Teammitglieder kümmern. „Das 24h-Rennen beginnt für uns eigentlich schon mit dem Beginn der Saison“, sagt Osteopath Jan Berx. Bei einem Test in Magny Cours wurden nicht nur die Autos auf die Probe gestellt, sondern auch die körperliche Verfassung der Mannschaft unter die Lupe genommen.

Gemeinsam mit seinem Kollegen bereitet er die Getränke für die Mannschaft vor, die mit isotonischen Zusätzen angereichert sind. Rund 15 bis 18 Liter sollten die Fahrer während des Rennens trinken – auch im Auto. Sogar der Speiseplan für das Rennwochenende wird mit dem Koch abgesprochen – die Currywurst-Bude ist tabu.

Farben-Brille hilft beim Aufwachen

Berx arbeitet nach der „Applied Kinesiology“-Methode, bei der auf jeden Fahrer ganz individuell eingegangen wird und die Muskeln im Fokus stehen. Denn Muskelschmerzen sind oft das erste Zeichen für Dehydrierung. Zudem wird darauf geachtet, dass die Piloten immer nur zwischen 45 und 52 Minuten schlafen, denn danach beginnt bereits die Tiefschlafphase, in der das Aufwachen wesentlich schwerer fällt. Damit die Fahrer in Ruhe entspannen können, hat das Team drei Container dabei, in denen sich jeweils eine Dusche und ein Bett befinden. Auf den Türen steht „Motel“.

Eine Methode, die wohl sonst keiner im Fahrerlager anwendet, sind die farbig beleuchteten Brillen, die ein bisschen an Star Trek erinnern. Sie wurden von einem Schlafforscher entwickelt und sollen mit ihrem Farbspektrum die Melatonin-Produktion im Hirn stoppen und so das Aufwachen leichter gestalten. „Mit all diesen Methoden fühlt sich so mancher Fahrer nach dem 24h-Rennen sogar besser als vorher“, meint Berx.