Jaguar C-X75 aus James Bond-Film
Erneut wird ein Stuntauto aus „Spectre“ verkauft

Mit dem hochexklusiven Coupé feierte sich Jaguar einst selbst – und lieferte sich ein Bösewicht eine Verfolgungsjagd mit 007 höchstpersönlich. Bereits Ende 2019 sollte ein C-X75 aus "Spectre" in Abu Dhabi versteigert werden; nun steht ein weiteres Exemplar in Großbritannien zum Verkauf.

12/2021, Jaguar C-X75 aus James Bond 007 Spectre
Foto: Pistonheads Holdco Limited

Mit dem C-X75 feierte Jaguar auf dem Pariser Autosalon 2010 sein 75-jähriges Bestehen. Und ließen sich nicht lumpen, schließlich verpassten die Briten der Studie nicht nur ein spektakuläres Design, sondern auch einen extrem ausgeklügelten Antrieb. Das C-X75-Showcar verfügte über vier elektrische Radnabenmotoren und zwei kleine Gasturbinen, die als Range Extender fungierten. Das System leistete 780 PS und beschleunigte das Supercar in drei Sekunden von Null auf Hundert.

Unsere Highlights

Filmauto statt Kleinserie

Damals konnte Jaguar noch nicht ahnen, welchen Weg das Auto nehmen würde. Ursprünglich sollte zusammen mit Williams Advanced Engineering, der Entwicklungsabteilung des gleichnamigen Formel 1-Teams, eine Kleinserie von 250 Autos aufgelegt werden. Dazu kam es aufgrund von wirtschaftlichen Schwierigkeiten seitens Jaguar leider nie. Stattdessen wurde der C-X75 zum Filmstar. Im James Bond-Abenteuer "Spectre" von 2015 ist das Auto in einer heißen Verfolgungsjagd durch Rom zu sehen. Und zwar in Händen des Bösewichts Mr. Hinx (Dave Bautista), der versucht, 007 höchstpersönlich (Daniel Craig) im Aston Martin DB10 zu erwischen. Was für den einen im Wasser und für den anderen mit einer brennenden Autonase endet.

12/2021, Jaguar C-X75 aus James Bond 007 Spectre
Pistonheads Holdco Limited
Der britische Händler Simon Drabble Cars bietet derzeit einen C-X75 aus Spectre zum Verkauf an.

Williams baute für die Dreharbeiten sieben C-X75-Exemplare auf. Jenes mit der standesgemäßen Chassisnummer 007 steht nun zum Verkauf: Über das Online-Portal "Pistonheads" und den britischen Luxusauto- und Oldtimer-Händler Simon Drabble Cars bietet dessen aktueller Besitzer eines der Filmautos zum Preis von 720.000 Pfund netto im Spectre-Trim an; ein Käufer oder eine Käuferin aus Deutschland müssten also umgerechnet etwas mehr als eine Million Euro für den Boliden zahlen. Technische Informationen bleiben der Verkäufer und Simon Drabble zwar schuldig. Auf der Internetseite des Händlers heißt es jedoch immerhin, dass Jaguar Land Rover diesen C-X75 einst direkt an den jetzigen Verkäufer abgab und er in der Zwischenzeit stets von der dortigen Klassikabteilung gewartet wurde.

2019 ohne Erfolg versteigert

Doch das Auto mit der Chassisnummer 007 ist nicht der erste Jaguar C-X75 aus Spectre, der veräußert werden sollte. Bei einer Auktion im Rahmen des Formel 1-Saisonfinales in Abu Dhabi 2019 brachte RM Sotheby's eines der Stuntautos unter den Hammer. Das Auktionshaus veranschlagte seinerzeit einen Schätzpreis zwischen 800.000 und 1,2 Millionen US-Dollar (heute umgerechnet zwischen 712.000 und 1,07 Millionen Euro). Doch trotz der grandiosen Historie des Sportwagen-Exoten und des sicherlich sehr zahlungskräftigen Publikums fand sich niemand, der genug Geld für den Sportwagen bot.

Jaguar C-X75 aus Spectre
Amy Shore ©2019 Courtesy of RM Sotheby's
Anstelle des Gasturbinen-Hybridantriebs kommt in den Filmautos ein V8-Kompressor aus dem Jaguar F-Type zum Einsatz.

Vielleicht wurden potenzielle Interessenten von der Tatsache abgeschreckt, dass die Stuntautos nicht über den Über-Antrieb des 2010er Showcars verfügen. Stattdessen kommt der V8-Kompressormotor aus den Topmodellen des Jaguar F-Type zum Einsatz, der dort mindestens 550 PS leistet und ein maximales Drehmoment von 680 Newtonmetern bereitstellt. Allerdings wurde die Power teilweise limitiert, um das Auto für die Stuntfahrer besser beherrschbar zu machen. Im C-X75 wurde das Triebwerk zudem nicht als Front-, sondern als Mittelmotor installiert. Und es gibt seine Kraft nicht an alle vier, sondern nur an die hinteren Rädern ab. Und sie wird dort per mechanischem Sperrdifferenzial portioniert.

Gitterrohrrahmen und Rallyefahrwerk

Doch damit nicht genug der Umbauarbeiten. Die Filmautos verfügen über manuelle Sechsgang-Getriebe mit extrem kurzen Schaltwegen aus dem Hause Ricardo, das sequenziell per links vom Lenkrad verbautem Schaltpaddel bedient wird. Dadurch hat der Fahrer die rechte Hand frei, um sich damit der hydraulischen Handbremse zu widmen und mit dem C-X75 hübsche Drifts hinzulegen. Außerdem baut der Jaguar auf einem Gitterrohrrahmen mit extrem dicken Stahlrohren auf und verfügt über ein Rallyefahrwerk, bei dem Williams' Erfahrung aus der WRC einfloss. Schließlich musste der Sportwagen für Fahrten über – beispielsweise – römisches Kopfsteinpflaster, historische Treppen und holprige Böschungen robust genug konstruiert werden und über genügend Federweg verfügen.

Jaguar C-X75 aus Spectre
Amy Shore ©2019 Courtesy of RM Sotheby's
Der auf's Wesentliche reduzierte Innenraum erinnert an ein Rennwagen-Cockpit.

Innen verzichtet der Spectre-C-X75 weitgehend auf Komfort-Accessoires wie Verkleidungen oder Polsterungen. Dafür gibt es zwei Recaro-Schalensitze mit Sechspunkt-Gurten und Bedienelemente im Kampfflieger-Style, zu denen auch ein Drehknopf gehört, mit dem die Rennbremse von AP Racing verstellt werden kann.

Als Ex-"Pod Car" besser in Schuss

Dass der C-X75 mit der Chassis-Nummer 24001, der 2019 versteigert werden sollte, deutlich besser in Schuss ist als die anderen Stuntautos, liegt nicht nur daran, dass Williams den Motor und die Kupplung nach den Dreharbeiten überholt hat. Ein anderer Grund ist sein Einsatz als "Pod Car": In ihm wurden die Nahaufnahmen von Dave Bautistas Gesicht während der Fahrt gedreht. Dabei steuerte der Schauspieler das Auto nicht selbst, sondern ein Stuntfahrer, der in einem Gestell Platz nahm, das auf dem Dach des Autos montiert war. In dieser Konfiguration konnte der Jaguar nicht derart dynamisch gefahren werden wie seine Geschwister – und musste entsprechend weniger leiden.

Jaguar C-X75 aus Spectre
Amy Shore ©2019 Courtesy of RM Sotheby's
Der Jaguar C-X75 sollte ursprünglich in einer Kleinserie gebaut werden, wurde dann aber als Filmauto berühmt.

Danach kam der C-X75 Nr. 24001 noch ordentlich rum. Er wurde für die Promotion für den "Spectre"-Film verwendet und vom damaligen Williams-Formel-1-Fahrer Felipe Massa im Rahmen des Mexiko-GPs 2015 weitgehend quer über die Rennstrecke getrieben. Danach gelangte das Auto in die Hände eines Sammlers, der noch ein paar Meilen damit fuhr und es auf einigen Veranstaltungen präsentierte. Wie es dem Auto nach der missglückten Versteigerung in Abu Dhabi ergangen ist, ist leider nicht bekannt.

Umfrage
Valhalla oder DB5: Welcher Bond-Dienstwagen ist Ihr Favorit?
2751 Mal abgestimmt
06/2019, James Bond 007 Aston Martin DB5 Filmauto
Der klassische DB5
Aston Martin RB 003
Der futuristische Valhalla

Fazit

Okay, der C-X75 ist nicht ganz so legendär wie der Aston Martin DB5. Historisch wertvoll ist das Stuntauto allemal – zumal der "Spectre"-Film zu den besten 007-Abenteuern zählt. Zudem ist der Jaguar deutlich günstiger zu haben als der Klassiker unter den Bond-Autos: Der letzte versteigerte 007-DB5 ging im Sommer 2019 für geschmeidige 5,75 Millionen Euro über die Theke.

Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 10 / 2024
AUTO MOTOR UND SPORT 10 / 2024

Erscheinungsdatum 25.04.2024

148 Seiten