"Sonntagsauto"
BMW Z3 M Coupé: einst gemieden, heute begehrt

Schon BMW-Vorstand Reitzle wusste: Das Design des Z3 mit festem Dach wird nicht jedem gefallen. Der Roadster wurde bewundert, die Form des Coupés war dem Publikum zunächst zuwider. Die M-Version mit rund 320 PS ist heute ein gesuchter Klassiker.

BMW Z3 M Coupé
Foto: BMW

Man kann dem Z3 Coupé einiges vorwerfen, doch langweiliges und unkreatives Design über das die Welt nicht spricht – das trifft wahrlich  nicht zu. Im Profil sieht der Sportwagen tatsächlich aus wie ein zu heiß gewaschener Kombi, die Linienführung ist alles andere als klassisch. „Von hinten sieht er aus wie ein Ochsenfrosch mit Hüftschaden“ lautet das ziemlich vernichtende auto motor und sport-Urteil im Test 1998.

BMW Z3 M Coupé
BMW
Die "Turnschuh"-Form gefiehl nicht jedermann.
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Bewusst wurde auf den Hofmeisterknick verzichtet, historische Anleihen stellte man bei diesem Modell auf andere Art und Weise dar. Die auch bei heutigen M-Modellen zu findenden „Kiemen“ glänzen in Chrom kurz hinter den leicht ausgestellten vorderen Radläufen. Ursprünglich fand man diese zuerst beim 1955 auf der IAA in Frankfurt vorgestellten BMW 507. Das Heck fällt steil ab – daher auch die Assoziation mit dem als spießig verschrienen Pkw-Typus „Kombi“ –  und gibt den Blick auf zwei M-typische Doppelendrohre sowie massiv verbreiterte hintere Kotflügel frei. Designtechnisch erinnert die Form an das englische „Shooting-Brake“-Heck, das Mercedes auch beim neuen CLS verwirklicht hat.

M3 E36 als Organspender

Warum die Bayerischen Motorenwerke ihren Namen tragen, zeigte sich erneut eindrucksvoll – aber auch mehr oder weniger erwartbar – im Z3 M Coupé. Der 3,2 Liter Reihensechszylinder stammte ursprünglich aus dem M3 der Baureihe E36 und liefert 321 PS bei 7.400 Touren. Der Hochdrehzahlmotor galt als klassischer Rennmotor, der seinen Fahrer nicht mit Leistungslöchern und dem damals aufkommenden Turbo-Punch nervt. auto motor und sport attestiert dem Z3 M Coupé „brachiale Motorpower“ und auch die Kontinuität der Leistungsentfaltung wird gelobt, lässt jedoch geringfügige Zweifel an der angegebenen Leistung aufkommen. Ein Blick auf den Tacho vernichtet die Bedenken und auch der „heißer röhrende“ Motorsound lässt jeglichen Kritikansatz verstummen – großartig!

BMW Z3 M Coupé, Motor
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Bayerisches Kraftwerk der ersten Generation: Der S50-Reihensechser mit 321 Sauger-PS wurde verbaut bis 2001.

Wenn wir schon den Motor aus dem M3 E36 loben, dann sollten auch die Achskonstruktionen erwähnt werden, die ebenfalls aus dem Bruder im Geiste (die Z3-Baureihe wird intern als E36/7 und E36/8, geführt) entliehen wurden. Der „Normalo-Z3“ musste mit einer Hinterachskonstruktion Vorlieb nehmen, die noch aus dem 3er der Baureihe E30 stammt und aufgrund ihrer Unberechenbarkeit einen Ruf als „Witwenmacher“ genoss.

Die im Gegensatz zum Roadster mehr als doppelt so steife Karosserie bot den Fahrwerkstechnikern eine bessere Basis für ein strafferes Setup, sodass angeblich auf dem hauseigenen BMW-Handlingskurs neue Rekorde aufgestellt werden konnten. Im Vergleich zum Roadster, der als weich und unsportlich galt, markierte das M Coupé den wortwörtlichen harten Burschen, der dem bulligen Auftritt auch hinsichtlich sportlicher Ansprüche gerecht wurde.

M Coupé für Genießer

Das fehlende Freiluftvergnügen, die umstrittene Optik und nicht zuletzt der Preis von 95.000 DM führten dazu, dass sich nur wenige Käufer für den Muskelprotz aus Bayern entschieden. Lediglich in 6.791 Garagen fand das M-Modell in fast sechs Jahren Zugang. Im Gegensatz hierzu verkaufte sich der M-Roadster über 15.000 mal. In der Z3-Gesamtbetrachtung stehen sich sogar rund 280.000 Roadster nur knapp 18.000 Coupés gegenüber. Ausgewiesene Sportfahrer entschieden sich für das Coupé, während Flanierer und Gelegenheitssportler die offene Variante bevorzugten. Dabei war das Coupé  praktischer als sein freiluftiges Pendant: Bis zu 410 Liter konnte man in das Gepäckabteil packen, während der Roadster nur 165 Liter schluckte.

BMW Z3 M Coupé
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Der Roadster wurde von den Fans vergöttert, das Coupé war den Fans zunächst zuwider.

In Kombination mit dem famosen Reihensechser in Motorsport-Version und dem überragenden Fahrwerk zeigte sich auch beim damaligen Vergleichstest in auto motor und sport dass der BMW durchaus mit Genre-Größen wie dem Porsche 911 oder dem Ferrari 355 mehr als nur mithalten konnte. In den Messdisziplinen „36 m Slalom“ und dem „ISO-Wedeltest“ fährt er der sündhaft teuren Konkurrenz aus Stuttgart und Maranello hoffnungslos davon. Lediglich beim Topspeed verhindern die Abregelung bei 250 km/h und das kurz übersetzte Fünfganggetriebe, dass der kleine Bayer die gestandenen Sportler total düpiert.

Der beim ersten Blick als ehrgeizig befundene Preis relativiert sich angesichts der exotischen Konkurrenz wieder – und siehe da: Plötzlich war das BMW M Coupé ein Schnäppchen.

BMW Z3 M Coupé erfüllt Klassiker-Kriterien

Während die Preise für ein gebrauchtes Z3 M Coupé zu Beginn des dritten Jahrtausends mit knapp unter 15.000 Euro einen Tiefpunkt erreichten, steigen die Preise seitdem unaufhaltsam in höhere Sphären. Aufgrund der geringen Stückzahl, dem hochdrehenden Motor, der im Übrigen 2001 gegen den aus dem M3 der Baureihe E46 getauscht wurde und der mittlerweile zum Klassiker avancierten Form, finden sich heute gepflegte Exemplare nicht unter 20.000 Euro. Dem Nachfolger des Z3 M ergeht es übrigens nicht anders: Als Verkaufsflop gestartet und ebenfalls wegen seines optischen Auftritts kritisiert, wird das Z4 M Coupé in gutem Zustand und geringer Laufleistung nicht unter 25.000 Euro gehandelt, Tendenz steigend. Coupés der Baureihe Z scheinen prinzipiell kommende Klassiker zu sein.

Den aktuellen Z4 mit der internen Modellbezeichnung E89 gibt es nur als Roadster mit Stahldach und auch die M-GmbH durfte nicht Hand anlegen – schade eigentlich!