VW Atlas Cross Sport (2018)
Erste Fahrt im SUV-Coupé

Auf der New York Auto Show 2018 zeigte VW erstmals das seriennahe Concept Car namens Cross Sport mit Hybrid und Plug-in-Hybrid-Antrieb. Wir durften die Studie auf Basis des Atlas schon mal ein bisschen fahren.

Aktuell entscheiden sich 54 Prozent der VW-Kunden in den USA für einen SUV. Kein Wunder also, dass VW hier auf dem Gas bleibt. Neben dem in den USA ausschließlich als Langversion mit 7-Sitzen erhältlichen Tiguan (in Europa: Allspace) und dem für europäische Verhältnisse riesigen Mid-Size-SUV Atlas (5,04 Meter lang, ebenfalls 7-sitzig) will VW den 5-sitzigen Atlas Cross Sport anbieten. Seine Serienversion soll schon 2019 debütieren, um dann auch auf urbanen Märkten der USA zu punkten.

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VW Atlas Cross Sport
VW
Nur eine Studie? Nein, der Atlas Cross Sport wird in Serien gehen.

Auf der New York Auto Show 2018 zeigten die Wolfsburger ein seriennahes Concept Car. Es kombiniert die wuchtige Front des Atlas mit einem kürzeren, schrägeren Heck, das optisch Anleihen beim Tiguan genommen hat. Bei den Abmessungen erreicht das Atlas-Derivat auch als Coupé noch die Dimensionen des VW Touareg, den VW gerade in China vorgestellt hat, der aber auf dem US-Markt nicht zu haben sein wird. Der Vorgänger verkaufte sich nicht gut genug, als dass sich die ca. 90 Millionen Euro teuren marktspezifischen Anpassungen lohnen würden.

VW Atlas: ein Synonym für „Platz“

Wer in den USA in einem VW Atlas fährt, hat vor allem eines: unheimlich viel Platz. Schon in der bereits auf der Straße fahrenden Serienversion kann man im Fond alle Gliedmaßen von sich strecken und trotzdem noch fünf Einkaufstüten verstauen. Das muss man aber gar nicht, weil der Kofferraum Platz für zwei Waschmaschinen bietet (das ist jetzt geschätzt – wir haben das nicht ausprobiert).

Und dann ist da jetzt der VW Cross Sport – bei dem Wort „SUV-Coupé“ stellen sich Liebhabern des üppigen Raumgefühls ja ganz gern mal die Nackenhaare auf. Doch die Sorge ist im Cross Sport völlig unbegründet. Auch hier könnten die Mitfahrer Tango tanzen – im übertragenen Sinne natürlich. Platzangst muss im künftigen Cross Sport jedenfalls niemand haben. Angenehm ist auch das große Panoramadach – es flutet den Innenraum mit Licht. Sollte die Sonne zu stark scheinen, ließe sich das aber abdunkeln.

Bis zu 130 km/h rein elektrisch

VW Atlas Cross Sport
Ingo Barenschee
In der Studie VW Atlas Cross Sport gibt es keine Platzprobleme.

Wie fährt sie denn nun, die Hybrid-/Plug-in-Hybrid-Studie? Nun, leider noch nicht elektrisch. Denn in dieser Ausführung des Vorserienstatus ist der verheißungsvolle neue Antrieb leider noch nicht installiert. Hier arbeitet er VR-6 aus dem Atlas noch allein – der hat natürlich auch seine Vorzüge. Aber zunächst müssen wir uns eben einfach vorstellen, wie der Cross Sport im Eco-Modus rein theoretisch rein elektrisch anfährt. Mehr als 30 km/h sind heute nicht drin – bis zu 130 km/h soll er künftig jedoch rein elektrisch fahren können. Wird er schneller, schaltet sich der Benziner dazu.

Nochmal zurück zur Sitzposition: Nach vorne heraus hat man aufgrund der erhöhten Lage eine gute Sicht. Blickt man allerdings nach hinten, behindern die abfallende Dachlinie und die breiten C-Säulen den Blick nach hinten – das bekannte SUV-Coupé-Problem also. Dass die Rückfahrkamera bei diesem Problem hilft, ist ja eigentlich nicht mehr der Rede wert. Besonders wendig ist der Atlas Cross Sport also nicht – kein Wunder bei den Ausmaßen. Doch in Amerika muss er das ja auch nicht sein. Für die Langstrecke dürften die angenehme Sitzposition und die gut ausstaffierten Polster jedoch taugen. Auf dem Highway macht der Cross Sport bald sicherlich eine gute Figur.

19 Zentimeter kürzer als der Atlas

Der Cross Sport ist 4,847 Meter lang, 1,736 Meter hoch und 2,030 Meter breit. Damit entspricht er bei den Außenmaßen mehr oder weniger dem Touareg (4,878 Meter x 1,984 Meter x 1,702 Meter), nur beim Radstand (2,98 Meter) überragt er den Luxus-SUV mit den längs eingebauten Motoren um rund neun Zentimeter.

Das Design des Atlas Cross Sport soll einen Ausblick auf die Serienversion geben und dürfte manchem bekannt vorkommen: Das Cross Coupé GTE auf der Detroit Motorshow 2015 sah schon fast genauso aus.

Nicht für die Serie sind die als LED-Tagfahrlicht weiß beleuchteten zwei oberen Querstreben des Grills und das ebenfalls beluchtete VW-Logo in der Frontpartie. Die 22-Zoll-Leichtmetallfelgen (Reifen: 285/45) müssen hingegen nicht dem Concept Car vorbehalten bleiben.

Das Interieur des VW Atlas Cross Sport

VW Atlas Cross Sport
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Die große Instrumententafel ist weit oben positioniert und wirkt sehr edel. Über den Touchscreen lassen sich fast alle Funktionen steuern.

Auffällig aufgeräumt ist das horizontal ausgerichtete Cockpit. Die Instrumententafel wirkt sehr übersichtlich und erstreckt sich optisch großzügig quasi über die ganze Breite. Besonders clean wirkt der fugenlos weit oben in der Instrumententafel eingefügte, 10,1 Zoll große Touchscreen des Infotainmentsystems, über den alle Funktionen gesteuert werden. Dort lassen sich Navigationsdaten in einem zwei- oder dreidimensionalen Raum darstellen – auf drei oder mehr Ebenen, die übereinander im virtuellen Raum schweben.

Das „Digital Cockpit“, also das Display vor dem Lenkrad, ist 12,3 Zoll groß und hat die Grundform klassischer Tuben, kann aber auch Fahr-, Navigations- und Assistenzfunktionen anzeigen. Auch die Klimaanlage bedient man im Cross Sport per Touchscreen. Auf der auf den Fahrer ausgerichteten Mittelkonsole sitzt links der „shift per wire“-Wählhebel für das 6-Gang-DSG

Hybrid-Antrieb mit VR6-Motor

Diesel sind in den USA auch für den Atlas nicht mehr zu haben. Stärkster Motor für den SUV ist der 280-PS-VR6. Der sitzt auch im Bug des Cross Sport. Aber VW will mit dem Concept Car zeigen, dass man beim Thema Hybrid noch was in der Pipeline hat. Gleich zwei Hybridversionen sind auf der Messe Thema: Eine Plug-in-Variante (PHEV) hat 360 PS und schafft dank einer 18 kWh-Batterie 41 Kilometer rein elektrisch, beim Hybrid ohne externe Lademöglichkeit VR6 sind es 314 PS Systemleistung und 2,5 Kilometer – mehr gibt die Pufferbatterie mit ihren 2 kWh nicht her.

Unabhängig von der Batteriegröße hat der Hybrid-Atlas zwei Elektromotoren, einen vorn, einen hinten. Der vordere unterstützt den Frontantrieb durch den Verbrenner mit 54 PS und 220 Nm, der hintere macht den Cross Sport zum Elektro-Allradler und hat 116 PS sowie 270 Nm. Im Kardantunnel sitzt dementsprechend nicht die gleichnamige Welle, sondern bei beiden Varianten die Batterie.

Der Plug-in-Hybrid soll in 5,7 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen, die HEV-Version mit der kleineren Batterie braucht 6,9 Sekunden für den Standardsprint. Die Höchstgeschwindigkeit ist für beide Modelle auf 209 km/h limitiert.

Der Atlas Cross Sport PHEV lässt sich in vier Modi fahren: „E-Mode“, „Hybrid“, „GTE“ und „Battery Hold / Battery Charge“. Beim Hybrid ohne Lademöglichkeit gibt es den „E-Mode“ nicht. Als SUV kann der Atlas Cross Sport im Gegensatz zu den frontgetriebenen Volkswagen mit Hybridantrieb (Golf GTE und Passat GTE) außerdem im „Offroad“-Modus unterwegs sein.

Das können die einzelnen Modi

  • „E-Mode“ (nur PHEV). Bei ausreichend geladener Batterie Atlas Cross Sport nimmt bei ausreichend geladener Batterie geht’s nach dem Start immer im rein elektrischen „E-Mode“ los. Die rein elektrische Reichweite beträgt nach dem unrealistischen NEFZ bis zu 70 Kilometern, im mit dem WLTP vergleichbaren EPA-Zyklus liegt die Reichweite bei 41 Kilometern. Im „E-Mode“ übernimmt der 85 kW (116 PS) starke Elektromotor an der Hinterachse den Antrieb, den Benziner trennt die geöffnete Kupplung vom Antriebsstrang und schaltet ihn ab.
  • „Hybrid“. Sobald die Batterie einen gewissen Ladestatus unterschreitet, wechselt der Atlas Cross Sport in den Modus „Hybrid“. Die HEV-Version startet sofort in diesem Modus. Je nach Antriebssituation setzt er dabei automatisch den V6 und / oder die hintere E-Maschine ein. Geht der Fahrer vom Gas respektive bremst, arbeiten beide Elektromotoren als Generatoren und speisen die beim Bremsen gewonnene Energie in die Lithium-Ionen-Batterie ein. Sorgt allein der Benziner für Vortrieb, ist die Studie ein Fronttriebler. Ist Grip hinten gefragt, schaltet die Elektronik den E-Motor an der Hinterachse zu.
  • „GTE“. Die GTE-Taste macht Gaspedal-, Getriebe- und Lenkungskennlinie sportlicher, V6 und E-Maschinen arbeiten im „GTE-Modus“ beim „Boosten“ zusammen, um die volle Systemleistung und das größte maximale Systemdrehmoment von 670 Nm abzurufen.
  • „Offroad“ macht den Atlas Cross Sport zum Allradler. In diesem Fall und bei niedriger Batterieladung arbeitet der vom VR6 mit Energie versorgte vordere Elektromotor ausschließlich als Generator – und damit als Stromquelle für den E-Motor an der Hinterachse. Darum funktioniert dieser Allradantrieb auch bei niedrigem Ladestand der Batterie und der Atlas Cross Sport soll so auch im Gelände für gutes Vorankommen sorgen.
  • „Battery Charge / Battery Hold“ hält den Energiegehalt der Batterie konstant bzw. lädt sie während der Fahrt, um damit zum Beispiel am Zielort in einer Stadt möglichst lange rein elektrisch und somit lokal emissionsfrei unterwegs zu sein. Dieser Modus lässt sich übers Menü im Info-Display aktivieren.

Fazit

Der VW Atlas Cross Sport wird eine stylishe Ergänzung für den praktischen und geräumigen Atlas. Obwohl deutlich kompakter als das siebensitzige Midsize-SUV dürfte er auch dank Quermotor ausreichend Platz für vier und zeitweilig fünf Personen bieten. Der Hybrid ohne externe Lademöglichkeit ein guter Ersatz für den in den USA nicht mehr angebotenen Diesel werden, seine vergleichsweise kleine Batterie sollte seinen Preis konkurrenzfähig halten. Mit dem PHEV könnte VW die Brücke bauen zum vollelektrischen I.D. Crozz, der ab 2020 auf den US-Markt rollen soll.

Natürlich ist der Cross Sport auch mit Antrieben denkbar, wie sie aus dem Atlas bekannt sind. Den gibt es in den USA beispielsweise in der Basisausführung mit einem 235 PS starken 2,0-Liter-Turbo-Benziner. Der Preis startet bei 30.750 Dollar (rund 25.000 Euro). In den Top-Versionen verbaut VW den 3,6 Liter großen V6 mit 280 PS. Hier starten die Preise bei 32.150 Euro Dollar, wer Allradantrieb will, muss eine Ausstattungsversion höher gehen und mindestens 33.950 Dollar bezahlen. Mit diversen Paketen steigt der Preis dann auf bis zu 48.740 Dollar (knapp 40.000 Euro).