Staufragen geklärt: Gefahrgutwarntafeln
Das Rätsel der orangefarbenen Schilder am Lkw

Wieder im Stau. Zeit, einige brennende Fragen von der Rückbank zu klären. Heute: "Was sind das für orangefarbene Schilder mit den Zahlen auf dem LKW?"

Gefahrwarntafeln Lkw
Foto: BGRCI

Wer in Sachen Katzenklappe, TIR-Schild und Lkw-Bremse patent ist, kann einen Schritt weiter gehen und sich auf die Frage vorbereiten: "Mama, Papa, was sind das für orangefarbene Schilder da an dem Lastwagen?". Sie ahnen es, die Antwort ist weder einfach noch kurz. Nur soviel vorab: Ohne die Warntafeln kann es ziemlich gefährlich werden. auto motor und sport erklärt, was es mit den Hinweisschildern auf sich hat.

Warntafeln für Gefahrgut

Besagte orangefarbene Tafeln kommen selten allein. Meist gesellen sich Karos oder Rauten in vielen Farben zu den markanten Rechtecken. Ein Signal für: Dieser Lkw hat Gefahrgüter beladen. Anhand der unterschiedlichen Zahlen und Symbole kann der Codeknacker auf den Vordersitzen nicht nur exakt erkennen, um welche Ladung es sich handelt, sondern auch wieviel davon sich mindestens im Lkw befindet. Im ewigen Spiel der fragenden Rückbank ein Joker mit Ass im Ärmel. Übrigens: Die Fahrer von Gefahrguttransporten brauchen eine spezielle Zusatzausbildung, im Volksmund ADR-Schein genannt.

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Zahlenwirrwarr

Mit Blick auf die Schilder sind unterschiedliche Zahlen zu erkennen. Die Gefahrgutwarntafeln haben in der oberen Zeile eine bis drei Stellen, unten immer vier. Die Zahl oben im Schild und im Karo ist die sogenannte Gefahrnummer, früher als Kemler-Zahl bekannt. Sie unterteilt in neun Klassen die Grundgefahr des geladenen Stoffs in den Aggregatszustand, seine Entzündbarkeit, eine giftige oder ansteckende Wirkung, Strahlung, Ätzwirkung oder allgemeines Wirken auf Umwelt oder Gesundheit. Steht noch ein X vor der Zahl, wird vor einer heftigen Reaktion mit Wasser gewarnt. Lebenswichtig für Retter und Helfer, wenn ein Gefahrguttransport gelöscht werden muss. Eine Kombination aus mehreren Kemler-Zahlen offenbart einen Stoff mit mehreren Eigenschaften. Beispiel: 268 wäre ein giftiges, ätzendes Gas. Kommt eine Zahl doppelt vor, warnt das vor der sehr starken Wirkung. Steht keine Kemler-Zahl auf dem Schild, geht von dem Stoff keine unmittelbare Gefahr aus. Fies: Stehen keine Zahlen auf dem Schild, sind mehrere Gefahrstoffe geladen, die nur die Transportpapiere belegen können.

Was genau ist drin?

Nun trifft die 268 als Beschreibung der Gefahr auf mehrere Gase zu. Was genau im Lkw geladen ist, sagt die vierstellige UN-Nummer im unteren Feld aus. Gängigste Nummern sind die 1202 und 1203. Beides enorm wichtige Stoffe für Autos mit Verbrennern. 1202 steht für Diesel, Gasöl oder leichtes Heizöl. 1203 ist Benzin. Wer die 1223 sieht, hält sich wohl in der Nähe eines Flughafens auf: Hier ist Kerosin geladen. Das Heizöl und das Kerosin sind mit der Kemler-Zahl 30 ergänzt. Die 3 steht für entzündbare Flüssigkeiten oder selbsterhitzungsfähige Stoffe, die 0 ist ein Hinweis auf die relative Gefahrlosigkeit des Stoffes. Ganz anders die 33 beim Benzin: Die zweite 3 ist Signal für die Warnung, dass es sich um einen leicht entzündlichen oder leicht verdampfenden Stoff handelt. Ergänzt werden die drei Ladungen noch durch den Gefahrzettel, der die Reaktion des Stoffes auf und mit der Umwelt beschreibt. Kraftstoffe werden so noch nach ihrem Flammpunkt unterschieden. Übrigens: Derzeit gibt es 3.473 UN-Nummern.

Umfrage
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Fazit

Urbaner Mythos: Angeblich hat George Kemler als Teil einer UN-ECE Gruppe die Gefahrklassen während einer Nacht und in Begleitung einer Flasche Rotwein erarbeitet, nach dem die französische Arbeitsgruppe – darunter Kemler – das US-System abgelehnt hatte. Die Schilder und ihre Zahlen sind lebenswichtig für Rettungskräfte und überlebenswichtig für die Umwelt, in die die Stoffe unter Umständen gelangen.