Amelia Island Auktion 2022
12 Millionen Euro für einen „Wassertropfen“

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Ein Talbot-Lago "Goutte d'Eau" war der teuerste Oldtimer bei der Gooding-Auktion in Amelia Island. Der "Teardrop" brachte 12 Millionen. Versteigert wurden auch mehrere Porsche sowie Ferrari.

Talbot-Lago T150 SS Teardrop Coupé (1938)
Foto: Mathieu Heurtault/Gooding & Company

Während der Amelia Island Concours Week Anfang März versteigern traditionell die drei großen Auktionshäuser Bonhams, Gooding & Company sowie RM Sotheby’s Hunderte hochkarätige Klassiker. Während Sammler aus aller Welt über 300 seltene Autos zeigen, der Porsche Club of America seine Werks Reunion auf dem Rasen eines Golfclubs veranstaltet, haben Oldtimerfans die Gelegenheit, ihre Sammlung zu ergänzen – oder eine aufzubauen.

Während des Auktions-Wochenendes kamen an drei Tagen automobile Klassiker fast aller Zustände, Herkünfte, Marken und Preiskategorien unter den Hammer. Darunter auch seltene Preziosen, die Millionen kosten. Gooding & Company hat am Freitag, 4. März im Hotel Omni 99 Klassiker versteigert, bei zehn von ihnen lag der Schätzwert bei mindestens zwei Millionen Dollar.

Unsere Highlights

Talbot-Lago T150 C-SS Teardrop Coupé (1937): 12,2 Mio. Euro

Talbot-Lago T150 SS Teardrop Coupé (1938)
Mathieu Heurtault/Gooding & Company
Das teuerste Auto der Gooding-Auktion soll sogar achtstellig kosten: Ein Talbot-Lago T150 Teardrop Coupé von 1937. Das Estimate soll bei „über 10 Millionen Dollar“ (8,81 Millionen Euro) liegen. Der Zweisitzer war mit seinem 142 PS starken Vierliter-Reihensechszylinder eines der schnellsten Autos seiner Zeit.

Das teuerste Auto der Gooding-Auktion kostete sogar achtstellig: Ein Talbot-Lago T150 Teardrop Coupé von 1937. Das Estimate, also der Schätzpreis war mit "über 10 Millionen Dollar" (8,81 Millionen Euro) angegeben. Verkauft wurde er letztlich zu einem Preis von umgerechnet 12,2 Millionen Euro.

Der Zweisitzer war mit seinem 142 PS starken Vierliter-Reihensechszylinder eines der schnellsten Autos seiner Zeit. Mit seiner Karosserie von Figoni & Falaschi gilt der "Teardrop" außerdem bis heute als eines der schönsten Autos überhaupt. Selten nur wird einer dieser Wagen verkauft. Der angebotene T150 hat bei mehreren Concours d’Elegances Preise gewonnen – das erste Mal 1938 in Paris, zuletzt unter anderem in Amelia Island. Laut Gooding & Company wird dieses Auto zum ersten Mal seit 1950 öffentlich angeboten.

Bentley R-Type Continental (1954): 2,7 Mio. Euro

Bentley R-Type Continental Fastback (1953)
Mathieu Heurtault/Gooding & Company
Der Rennfahrer Bill Spear bekam 1954 diesen Bentley R-Type Continental Fastback geliefert.

Der Rennfahrer Bill Spear bekam 1954 einen Bentley R-Type Continental Fastback geliefert. Wenn Ihnen weder Auto noch Fahrer etwas sagen, macht das nichts. Dennoch passen beide vermutlich gut zusammen: Spear, ein Freund von Briggs Cunningham, wurde 1954 Dritter in Le Mans. Gemeinsam mit Sherwood Johnston auf einem Cunningham C4-R übrigens, wie uns Wikipedia verrät. Das Auktionshaus Gooding wiederum weiß über Mr. Spears Bentley, dass es einer von 23 mit Linkslenkung und Mittelschaltung ist. Restauriert wurde der Wagen von P & A Wood, prämiert 2009 während des Concours d’Elegance in Pebble Beach.

Der Bentley zählte mit seinem 174 PS starken 4,9-Liter-Reihensechszylinder, den zwei SU-H6-Vergaser mit Sprit und Luft versorgen, zu den schnellsten und luxuriösesten Autos seiner Zeit – zu den Teuersten selbstverständlich ebenso. Nun, was kostet denn so ein ehemals teuerstes, schnellstes und luxuriösestes Auto, nachdem es zuerst einem erfolgreichen Le-Mans-Teilnehmer gehört und anschließend den Besitz von acht Herren in den USA und der Schweiz durchlaufen hat? Auf 2,0 bis 2,5 Millionen Dollar, umgerechnet 1,76 bis 2,2 Millionen Euro, hatte Gooding & Company den Preis geschätzt. Der Verkaufspreis inklusive Aufgeld lag bei 2,7 Millionen Euro. Für das viele Geld gibt es auch viel Auto: jede Menge schwungvoll geformtes und dunkelblau lackiertes Blech, einen mit Unmengen fein gemasertem Holz vertäfelten Innenraum, dickem roten Leder bezogenen Sitzen und einem schwarz glänzenden Monument von Motor unter der zweiflügligen Haube.

BMW 507 (1959): 1,96 Mio. Euro

BMW 507 Series II (1959)
Mike Maez/Gooding & Company
Auf 2 bis 2,4 Millionen Dollar (1,76 bis 2,11 Millionen Euro) schätzt Gooding & Company den Wert eines unrestaurierten Zweitserien-507, der Anfang März in Amelia Island unter den Hammer kommt.

Elvis Presley fuhr einen BMW 507, John Surtees ebenfalls. Der Motorrad- und Formel-1-Weltmeister bekam seinen 507 von MV-Agusta-Chef Graf Domenico Agusta geschenkt und behielt ihn bis zu seinem Lebensende. Nach Surtees‘ Tod versteigerte Bonhams den 507 während des Goodwood Festival of Speed im Jahr 2018 zum Rekordpreis von 4,5 Millionen Euro. Einen originalen 507 der zweiten Serie ohne prominenten Vorbesitz versteigerte Gooding & Company Anfang Mai 2021 für umgerechnet 1,8 Millionen Euro – der BMW ist teurer als ein 300 SL Roadster von Mercedes-Benz.

Auf zwei bis 2,4 Millionen Dollar (1,76 bis 2,11 Millionen Euro) hatte Gooding & Company den Wert eines unrestaurierten Zweitserien-507 geschätzt, der Anfang März in Amelia Island unter den Hammer kam. Mit 1,96 Millionen Euro inklusive Aufgeld wurde der Schätzwert knapp erreicht. Der schwarze Roadster, der über ein rotes Lederinterieur und ein Hardtop verfügt, war über 60 Jahre im Besitz einer Familie in Philadelphia, Pennsylvania. Diese hatte den BMW 1959 neu gekauft. Der Motor ist derselbe wie bei der Auslieferung, das Auto wurde bisher nie restauriert. Es handelt sich um ein Modell der zweiten Serie mit geändertem Armaturenbrett und verbesserten Platzverhältnissen für die Passagiere. Von den 254 gebauten 507 stammen 218 aus der zweiten Serie.

Ferrari 330 GTS (1967): 1,9 Mio. Euro

Ferrari 330 GTS (1967)
Brian Henniker/Gooding & Company
Der Nachfolger des Ferrari 275 GTS erreichte mit seinem auf vier Liter Hubraum vergrößerten 12-Zylindermotor 240 km/h.

Der Nachfolger des Ferrari 275 GTS erreichte mit seinem auf vier Liter Hubraum vergrößerten 12-Zylindermotor 240 km/h. Für alle, die den Spider im Oktober 1966 während des Pariser Autosalon gesehen haben, muss das eine beeindruckend hohe Geschwindigkeit gewesen sein. Zu dieser Zeit waren 150 km/h für die allermeisten Alltagsfahrzeuge eine respektable Geschwindigkeit. Von dem GTS mit der Nase des 500 Superfast baute Ferrari in zwei Jahren 99 Exemplare. Neben seinem V12-Motor verfügt der Spider mit seinem Transaxle-Antrieb über eine weitere Besonderheit: Das ZF-Fünfgang-Getriebe sitzt an der Hinterachse, was die Gewichtsverteilung verbessert. Die Traktion verbessert ein Sperrdifferenzial. Das US-Automagazin Road & Track lobte 1968 die Gutmütigkeit und Berechenbarkeit des Zwölfzylinder-Ferrari.

Ausgeliefert wurde Chassis 10173 nach Greenwich, Connecticut. Seither wechselte der ab Werk in Amaranto lackierte Ferrari nur drei Mal den Besitzer – zuletzt 2004. Zehn Jahre später wurde der Spider restauriert: Die Karosseriebleche wurden abgeschliffen und neu in der Originalfarbe Amaranto lackiert, der Motor ausgebaut und überholt, das Fahrwerk überarbeitet. Während des Pebble Beach Concours d’Elegance war dieser 330 GTS Teil der Ausstellung zum 70. Geburtstag von Ferrari. Nun sollte er für zwei bis 2,4 Millionen US-Dollar (1,76 bis 2,12 Mio. Euro) einen neuen Besitzer finden. Was gelungen ist: Für umgerechnet 1,9 Millionen Euro wurde der Ferrari verkauft.

Ferrari F40 (1991): 2,2 Mio. Euro

Ferrari F40 (1991)
Brian Henniker/Gooding & Company
Ferrari baute mit dem F40 den radikalsten Traumwagen der 80er-Jahre: rennmäßige Radaufhängungen und ein 2,9-Liter-Biturbo-V8, dessen 478 PS auf 1.245 Kilogramm Leergewicht treffen.

Ferrari baute mit dem F40 den radikalsten Traumwagen der 80er-Jahre: rennmäßige Radaufhängungen und ein 2,9-Liter-Biturbo-V8, dessen 478 PS auf 1.245 Kilogramm Leergewicht treffen. Ein Rohrrahmen und kohlefaserverstärkte Kunststoffelemente tragen Motor, Fahrwerk und Karosserie. Von allem ist nur soviel da, wie zum Schnellfahren unbedingt nötig: Die Farbe ist ab Werk so dünn aufgetragen, dass die Kohlefaserstruktur durchscheint. Das Heck wirkt mit dem breiten Heckflügel und der durchlöcherten, durchsichtigen und am Stück aufklappenden Motorhaube brutal funktional. Dem Fahrer helfen weder Servo noch ABS oder Bremskraftverstärker oder Traktionskontrolle beim Beherrschen der Kraft. Den Sprint von null auf 100 km/h in 4,6 Sekunden muss er schon selbst hinbekommen – da hilft keine Launch Control. Weitere 6,4 Sekunden vergehen bis 200 km/h.

Gooding & Company versteigert am 4. März einen F40, der 1991 als Neuwagen in die USA geliefert wurde. Seither haben ihn drei Besitzer 3.779 Meilen (6.046 km) bewegt. Er sollte 2,4 bis 2,8 Millionen US-Dollar (2,12 bis 2,47 Mio. Euro) kosten und wurde dann inklusive Aufgeld für umgerechnet 2,2 Millionen Euro verkauft.

Packard 904 Deluxe Eight (1932): 1,59 bis 2,12 Mio. Euro

Packard Deluxe Eight Stationary Coupe (1932)
Josh Hway/Gooding & Company
Bis zum Erscheinen der Zwölfzylinder ("Twin Six") war die Ninth Seris das Spitzenmodell bei Packard. Wer noch etwas mehr wollte, bestellte einen Dietrich Individual Custom, dessen besonderes Merkmal die zweigeteilte, V-förmige Windschutzscheibe ist.

Packard, 1899 gegründet, nahm sich gerade mal 16 Jahre Zeit, einen Zwölfzylinder zu bauen: Der Twin Six war Ende 1915 der erste Zwölfzylinder in der Automobilwelt. In den 1920er- und 30er-Jahren lieferte sich die Marke einen Wettbewerb mit Cadillac, ab 1932 auch wieder mit einem Zwölfzylinder. Bis dahin standen Modelle mit Reihenachtzylindermotoren an der Spitze des Programms. Wie die 1931 vorgestellte Ninth Series, die sich unter anderem durch ein synchronisiertes Getriebe auszeichnete. Wer noch etwas mehr wollte, bestellte einen Dietrich Individual Custom, dessen besonderes Merkmal die zweigeteilte, V-förmige Windschutzscheibe ist. Nur noch zwei dieser Modelle sollen heute existieren. Eines davon war bei Gooding & Company Anfang März in Amelia Island in der Auktion.

Dieses Packard 904 Deluxe Eight Individual Custom Stationary Coupé befindet sich seit 1968 im Besitz eines Mr. Perkins und wurde davor innerhalb des Clubs weitergereicht. Er war einmal Grün, bekam aber bei seiner jüngsten Restaurierung Anfang der 2010er-Jahre den heutigen cremefarbenen Lack samt passendem Interieur. Unter der Haube produziert ein 6,3-Liter-Reihenachtzylinder 137 PS, die der Fahrer mit drei Gängen verwaltet und mit vier Trommelbremsen bändigt. Zum Preis von 1,8 bis 2,4 Millionen US-Dollar, umgerechnet 1,59 bis 2,12 Millionen Euro, wurde der Packard nicht verkauft. Das Höchstgebot lag bei 725.000 US-Dollar (666.500 Euro).

Porsche Carrera GT (2005): 1,8 Mio. Euro

Porsche Carrera GT (2005)
Mike Maez/Gooding & Company
Der 2005 gebaute Porsche Carrera GT soll ebenfalls über zwei Millionen Dollar kosten.

Für das gleiche Geld gäbe es bei derselben Auktion auch einen Porsche Carrera GT. Der 2005 gebaute Supersportwagen hat einen V10-Mittelmotor, der 612 PS über eine Sechsgang-Handschaltung an die Hinterräder überträgt. Es ist einer von 644 Carrera GT, den Porsche in die USA geliefert habe – und der einzige in Polarsilbermetallic, erklärt das Auktionshaus. Laut Beschreibung beträgt die Laufleistung weniger als 2.400 Meilen (3.840 km), der Zustand sei so gut wie neu. Aktuell befinde sich der Porsche in zweiter Hand.

Porsche 904/6 (1965): 2,2 bis 2,86 Mio. Euro

Porsche 904/6 (1965)
Mathieu Heurtault/Gooding & Company
Dieser Porsche kam rum: Das Werk setzte 904-011 im April 1965 bei Tests in Le Mans ein, im Juni folgte ein Einsatz beim Bergrennen am Mont Ventoux und im Juli ein Einsatz an der Solitude.

Dieser Porsche kam rum: Das Werk setzte 904-011 im April 1965 bei Tests in Le Mans ein, im Juni folgte ein Einsatz beim Bergrennen am Mont Ventoux und im Juli ein Einsatz an der Solitude. Im Winter 1967/68 wurde das Auto schließlich an den Rennfahrer und Porsche-Händler Vasek Polak nach Kalifornien verkauft. Der baute einen Vierzylinder in den Sechszylinder-904 und fuhr Rennen. In den Folgejahren wurde das Auto schwarz lackiert, verunfallte, brannte, wurde wieder aufgebaut und in Silbermetallic lackiert. Mehrere Besitzerwechsel, viele Rennen, ein paar Bundesstaaten und mindestens eine Restaurierung später hat 904-011 nun wieder einen Zweiliter-Sechszylinder, wie es sich gehört und fand für 2,2 Millionen US-Dollar (2,0 Millionen Euro) Verkaufspreis einen neuen Besitzer.

Porsche 718 RSK (1959): 2,0 Mio. Euro

Porsche 718 RSK (1959)
Josh Hway/Gooding & Company
Als Nachfolger des 550 Spyder gehört der 718 RSK ohne Zweifel zu Porsches Ikonen. Der RSK hatte einen stärkeren Motor, bessere Bremsen und ein optimiertes Fahrwerk.

Als Nachfolger des 550 Spyder gehört der 718 RSK ohne Zweifel zu Porsches Ikonen. Der RSK hatte einen stärkeren Motor, bessere Bremsen und ein optimiertes Fahrwerk. Der luftgekühlte Fuhrmann-Vierzylinder holt bei 7.800/min rund 160 PS aus 1,6 Litern Hubraum.

Die Targa Florio 1959 gewann ein RSK, gefolgt von weiteren Porsche auf den Plätzen zwei und drei. Auch das Auto mit der Chassisnummer 718-018, das nun in Amelia Island einen neuen Käufer sucht, war in Rennen erfolgreich: Emil Beck Pardee, Porsche- und Volkswagen-Händler in Palo Alto, Kalifornien, setzte den 718 RSK 1959 bei 14 Rennen ein und gewann davon zehn. In den folgenden Jahre wechselte der Porsche mehrmals die Besitzer, blieb jedoch bis 1970 in Kalifornien. Der letzte Besitzerwechsel fand 1970 statt – seither ist das Auto in Familienbesitz. Der Verkaufspreis lag inklusive Aufgeld bei umgerechnet zwei Millionen Euro.

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Ferrari 330 GTS (1967)
Ferrari 330 GTS.
Ferrari F40 (1991)
Ferrari F40.
Packard Deluxe Eight Stationary Coupe (1932)
Packard 904 Deluxe Eight Individual Custom Stationary Coupe.
Porsche 904/6 (1965)
Porsche 904/6.
Porsche 718 RSK (1959)
Porsche 718 RSK.
Porsche Carrera GT (2005)
Porsche Carrera GT.

Fazit

Neuer Weltrekord für einen Talbot-Lago T150: Der "Wassertropfen" brachte bei einer Auktion von Gooding & Co. in Amelia Island einen Verkaufspreis von 12,2 Millionen Euro ein. Für weitere Klassiker von Bentley, Ferrari und Porsche wurden ebenfalls Millionen geboten.