50 Jahre Ford RS
Schnelle Escort, Sierra, Focus

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Vor 50 Jahren brachte Ford das erste RS-Modell auf den Markt, Anfang 2018 lief der vorläufig letzte Focus RS in Saarlouis vom Band. Eine kompakte Zusammenfassung der Geschichte schneller Kölner – mit und ohne Allrad.

Ford Escort RS Cosworth 1997 Carlos Sainz
Foto: Ford

RS für Rallye Sport – das Kürzel für schnelle Ford ist knapper und älter als das ebenfalls berühmte GTI des Konkurrenten VW. Allerdings hatte Maserati 1962 einen GTI auf den Turiner Salon gestellt. Ein Massenmodell war der 3500 GTI S jedoch gewiss nicht – und auch keins für die Rallyepisten dieser Welt. Beides trifft auf die Ford RS-Modelle zu. Mit ein oder zwei Ausnahmen natürlich, denn in der langen, wechselvollen Geschichte gab es auch Extreme.

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50 Jahre Ford RS

Die Geschichte der RS-Modelle beginnt 1968, als Ford gleich drei Modellen Beine macht: Dem 15M, dem 17M und dem 20M. Die Ziffer steht für das Modell, das M für Meisterstück. Im 15M RS arbeitet der damals stärkste Vierzylinder von Ford: ein V4, der aus 1,7 Litern Hubraum 70 PS leistet. Das ist heute übrigens genauso: Der stärkste Vierzylinder von Ford steckte bis Anfang 2018 im Focus RS. Allerdings wuchs die Leistung im Lauf der Zeit auf 350 PS, der Hubraum auf 2,3 Liter und natürlich sind die Zylinder seit einiger Zeit in Reihe angeordnet.

Drei RS zu Beginn: 15M, 17M und 20M

Doch der Reihe nach. Den 17M und den 20M treibt jeweils ein V6 an: Der Zweiliter im 17M leistet 90 PS, der 2,3-Liter im 20M RS hat 108 PS. So unterschiedlich die Motoren, so gleich die Farben. Rot oder silbermetallic. Das Lenkrad hat Lochspeichen, im 15M einen Lederkranz und in den beiden Sechszylindern einen Kranz aus Holzimitat. Der Vierzylinder läuft 155 km/h – respektabel zu Käfer-Zeiten – und der 20M RS immerhin 170 km/h.

Hundeknochen-Escort und Cosworth

Zur Legende wurde der motorsportfixierte „Hundeknochen“-Escort RS, der seit 1970 über Rundstrecken und Rallyepfade tobt. Richtig: tobt. Denn noch heute ist der RS fleißig im historischen Motorsport unterwegs. Damals wie heute überzeugt sein BDA-Vierzylinder (Belt Drive A Series) von Cosworth mit Reserven zum Tunen – die 100 PS des serienmäßigen Zweiliters sind nicht das letzte Wort. Wenig war das allerdings damals nicht, der 915 Kilogramm leichte Escort war in der Lage, Alfa und BMW zu jagen. BMW jagt 20 Jahre später auch der Escort RS Cosworth. Mit 220 PS aus einem Vierzylinder-Turbo, Allradantrieb und auffälligem Flügel pfeift der Rallye-Abkömmling auf den dezenten Auftritt. Er kann sich’s leisten, denn der von Ford und Karmann aus dem Sierra-Chassis auf Maß geschneiderte „Cossie“ gewinnt gleich in seiner ersten Rallye-Saison 1993 fünf WM-Läufe, 1994 die Rallye Monte Carlo und anschließend bei weitern 25 Läufen auf europäischer Ebene.

Gruppe B: Ford RS 200

Für die radikalste und wildeste Rallye-Kategorie, die es je gab, ist der RS 200 bestimmt: Den Mittelmotor-Sportwagen entwickelt Ford für Rallyes in der Gruppe B, baut 200 Homologations-Exemplare. Audi S1 Quattro, Metro 6R4 und Peugeot 205 T16 sind die Konkurrenten des Ford RS 200, sein 1,8-Liter-16V-Turbo ist für über 500 PS gut. Der Motor sitzt mittig, treibt über zwei Kardanwellen und drei Sperrdifferenziale alle vier Räder an. Etwa 2,4 Sekunden braucht der RS 200 von null auf 100 km/h – auf losem Untergrund.

Eine Saison lang fährt der RS 200 in der Gruppe B, bestes Resultat ist ein dritter Platz. Schwere Unfälle führen zu Diskussionen, einem Fahrer-Boykott und 1987 schließlich zum Ende der Gruppe B. Der RS 200 zog um in den Rallyecross, fuhr Bergrennen wie den „Pikes Peak“ in Colorado.

Cosworth und der Sierra

Zeitgenossen des RS 200 sind die Cosworth Sierra. Der erste kommt 1985 als Homologationsmodell für den Motorsport. Ein von Cosworth optimierter Vierventil-Turbo mit 204 PS beschleunigt die geflügelte Limousine auf bis zu 241 km/h. In zwei Jahren baut Ford rund 6.000 Cosworth-Sierra. Eine 220 PS starke Version (RS 500 Cosworth) folgt 1987 und 1990 kommt mit dem Cosworth 4x4 eine dezente Version fast ohne Flügel: Die Limousine hat Allradantrieb, 220 PS und ein Drehmoment von 290 Newtonmetern.

Der erste Turbo-Escort

Den ersten Turbomotor in einem Ford konnten europäische Kunden übrigens im Escort RS kaufen. Der Konkurrent von Opel Kadett GSi und VW Golf GTI verdankt seine 132 PS einer Art frühen Downsizings: 1,6 Liter Hubraum, denen ein Garret Air Research T3 0,5 bar Ladedruck verpasst. Ladedruck und Zündung sind elektronisch kontrolliert, das Gemisch berechnet eine Bosch KE-Jetronic. Die Traktion an der angetriebenen Vorderachse verbessert ein Visko-Sperrdifferenzial – Turbolader und Differenzialsperre haben auch die späteren Focus RS ab 2002.

Focus RS: Fünfzylinder und Allrad zum Driften

Der erste Focus RS kommt ab 2002 noch relativ unschuldig daher: Vierzylinder-Vierventil-Turbo, 215 PS, 18-Zoll-Räder. Doch schon die ausgestellten Radläufe und die Brembo-Bremsen machen klar, dass dieser Focus im Zweifel Ernst macht. Kurz vor Weihnachten 2007 kündigt Ford den nächsten RS an und macht die Ankündigung 2009 wahr: giftgrün lackiert und mit fünf Zylindern motorisiert, steht der RS da. Er toppt mit 305 PS und „Revo“-Vorderachse den ST, soll trotz 410 Newtonmetern nicht im Lenkrad zerren. Klappt nicht ganz, macht aber Spaß. Freude macht neben der gewaltigen Kraft auch der hämmernde Klang des von Volvo geborgten Fünfzylinders. Der später nachgelegte RS 500 beschleunigt in 5,6 Sekunden von null auf 100 km/h und läuft 265 km/h – ein Sportwagen in der Karosserie eines Kompaktautos. Das gilt erst recht für den dritten Focus RS, dessen Vierzylinder stärker ist als der Fünfzylinder des Vorgängers: 320 PS leistet der Motor, den es auch im Mustang gibt. Die Kraft verteilt ein Allradantrieb mit zwei elektronisch gesteuerten Differenzialen aktiv zwischen den Hinterrädern. Das verbessert die Traktion und macht eine Driftfunktion möglich. Die Fahrleistungen entsprechen einem Porsche Cayman.

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Motor Klassik 05 / 2024
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Erscheinungsdatum 11.04.2024

148 Seiten