„Sonntagsauto“
Ferrari F40, Enzos letzter Wille

Mit dem Ferrari F40 lehrte der Sportwagenbauer aus Maranello 1987 nicht nur die Konkurrenz das Fürchten sondern auch den eigenen Kunden. Seine Kompromisslosigkeit ist aber nur ein Grund, warum der F40 zur Legende wurde.

Ferrari F40, Seitenansicht
Foto: Hardy Mutschler

Ferrari F40 – so hieß Ende der 80er Jahre die Trumpfkarte in jedem Autoquartett. 478 PS – Stich. Null auf Hundert – 3,8 Sekunden – Stich. Höchstgeschwindigkeit – 321 km/h – Stich. Dank dem F40 wechselten die Karten auf dem Schulhof reihenweise den Besitzer. Nur wer damals den Porsche 959 im eigenen Blatt hielt, konnte einigermaßen gegenhalten – solange es nicht um die Kategorien Hubraum und Zylinder ging.

Ferrari F40 wird Enzos Meisterstück

Mit dem Ferrari F40 beschenkte sich Firmengründer Enzo Ferrari selbst. Es war der letzte Straßenrenner aus Maranello, der unter der Aufsicht des Commendatore gebaut wurde. Doch beinahe wäre die Legende unter einem ganz anderen Namen bekannt geworden. Ursprünglich war nämlich die Bezeichnung Le Mans vorgesehen. Doch nur wenige Wochen vor der Präsentation am 21. Juli 1987 regte der italienische Journalist Dottore Gino Rancati in Anlehnung an das 40-jährige Bestehen der Firma Ferrari die Typenbezeichnung F40 an.

Unsere Highlights
Ferrari F40, Lamellen, Lichtschutz
Hardy Mutschler
Leichtbau wurde groß geschrieben. Nur knapp 1.200 Kilogramm bringt der Italiener auf die Waage.

Der neue Mittelmotorsportler war auf Anhieb ein riesiger Erfolg. Die italienischen Ingenieure hatten den Ferrari F40 kompromisslos auf Speed getrimmt. Auf unnötige Accessoires wie Radio, Bremskraftverstärker oder Geräuschdämmung verzichteten die Entwickler. In Sachen Gewicht wurden keine Kompromisse eingegangen. Seine brachiale Optik und die angsteinflößende Akustik rundeten das Gesamtpaket ab und ließen den Straßenrennwagen sofort zum Mythos werden.

Im Gegensatz zur Ausstattung kannte der Ferrari F40 in Sachen Preis keine Zurückhaltung: 444.000 D-Mark kostete die Rakete aus Maranello offiziell. Damals eine schon fast unverschämte Summe. Doch die Nachfrage gab Ferrari Recht. Kaufinteressierte konnten den durch die aufwändige Produktion limitierten F40 gar nicht so einfach erwerben. Er wurde von Ferrari zugeteilt. Das rief natürlich schnell Spekulanten auf den Plan. Bei einer Auktion 1989 wurden sagenhafte 3,2 Millionen D-Mark erzielt.

Kompromissloser Leichtbau

Auch heute noch wirkt die von Pininfarina modellierte Karosserie wie aus einem Guss. Selbst der riesige Heckflügel, der bei modernen Rennern aus Maranello verpönt ist, wirkt nicht überdimensioniert. Die Karosserie weist an allen Ecken und Enden Belüftungs- oder Entlüftungsöffnungen auf, sei es für die Bremsen, die Kühlung, den Motor, die Turbolader oder die Ladeluftkühler. Keine davon ist Attrappe, alle haben eine Funktion. Für Spielereien war an dem strikt funktionell gestalteten F40 kein Platz.

Die Karosserie, die sich über eine Rohrrahmen-Konstruktion spannt, besteht aus Kunststoff, wobei auch Glasfaser, Kohlefaser und Kevlar in das Kunstharz eingelagert wurden. Durch die konsequente Leichtbau-Philosophie konnte das Gewicht auf knapp 1.200 Kilogramm gedrückt werden. Zum Vergleich: Der Erzrivale Porsche 959 brachte mindestens 200 Kilo mehr auf die Achsen.

Auch in der Fahrzeughöhe unterbot Maranello die Konkurrenz aus Zuffenhausen deutlich. Nur mit erheblichen Verrenkungen rutschten die Fahrer in die Schalensitze der 1,13 Meter flachen Flunder. Zum Vergleich: Der Porsche 959 bot 15 Zentimeter mehr Spielraum nach oben. Bei Fahrzeugbreite und -länge kehrte sich das Verhältnis um. Hier überragte der Ferrari seinen Rivalen um 14 bzw. 17 Zentimeter.

Ferrari F40 bringt Kraft nicht auf den Asphalt

Richtig groß wurden die Unterschiede aber erst nach dem Anlassen des Motors. Dann entfachte der komplett aus Aluminium gefertigten Drei-Liter-V8 Triebwerk mit seinen zwei Turbos und Ladeluftkühlern ein wahres Inferno. Dann zeigte der Ferrari seinen wahren Charakter – roh und wild.

Die Leistungsentfaltung war alles andere als harmonisch. Speziell auf feuchter Straße sorgte das lose Heck für einen Adrenalinschub nach dem anderen. Im ersten Gang glich die Traktion trotz 335er Walzen auf der Hand dem Antritt eines Hundes auf Linoleum-Boden. Gegen den allradgetriebenen Porsche 959 verlor der feurige Italiener beim Spurt auf 100 km/h eine glatte Sekunde. Doch zwischen 100 und 200 km/h nahm der Ferrari F40 seinem Konkurrenten dann wieder 3,2 Sekunden ab.

Auch das Bremsen hatte seine Tücken. Der Pilot musste schon einiges an Druck auf das linke Pedal bringen, um den Ferrari F40 zum Verzögern zu überreden. Am Steuer waren somit echte Könner gefragt. Wer die Herausforderung unterschätzte, wurde bestraft. Viele Ferrari F40 endeten in Leitplanken und an Bäumen. Doch gerade der Nervenkitzel machte auch den Reiz aus und begründete den Mythos Ferrari F40.

Ferrari F40 (1987)
Technische Daten
MotorV8 Turbo
Hubraum2.936 ccm
Leistung478 PS / 352 kW
Drehmoment577 Nm
Leergewicht1.100 kg
0-100 km/h4,6 s*
0-200 km/h11,0 s*
Vmax321 km/h*
Preis440.000 D-Mark
* Werte Test ams 02/1989