VW 1200 Cabrio, Restaurierung
Käfer-Projekt ohne Kompromisse

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Das VW Käfer Cabrio von 1960 ist der erste Oldtimer, den Udo Kiesewetter restaurierte. Dank akribischer Arbeit, einem hohen Anspruch und vor allem viel Herzblut wurde eine gelungene Premiere daraus.

VW 1200 Cabrio, Frontansicht
Foto: Fact

Man hätte manches billiger und mit weniger Aufwand machen können, aber das ist nicht mein Stil", stellt Udo Kiesewetter mit einem Blick auf sein restauriertes VW Käfer Cabrio fest. Angefangen hat alles 2010, als seine Frau den Wunsch nach einem offenen Auto äußerte. Vielleicht einen Oldie wie ein VW 1303 Cabrio. "Das war mir jedoch zu neu und zu alltäglich", berichtet der gebürtige Coburger. Kurzzeitig stand ein Mercedes-Benz 190 SL im Fokus, doch deren Preise lagen auf zu hohem Niveau.

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Euphorischer Anfang in Seligenstadt

Durch Zufall stieß der 51-Jährige auf ein im Internet inseriertes VW Käfer Cabrio von 1960, das die treffende Kombination aus Seltenheit und Alltagstauglichkeit versprach, die ihm vorschwebte. Die Beschreibung des Wagens klang zudem vielversprechend, und so machte sich Kiesewetter zusammen mit seinem Sohn und seinem Bruder, die ihm später gelegentlich bei der Restaurierung zur Seite stehen sollten, auf den Weg nach Seligenstadt.

Der Käfer Cabrio, ein Exemplar des letzten Modelljahrs mit Winkern, entsprach zwar nicht ganz der Beschreibung in der Anzeige, aber schon beim ersten Anblick hatte Kiesewetter sein Herz an dieses Auto verloren. Von dem Wagen existierten allerdings keine Papiere, und die Vorgeschichte lag im Dunkeln. Der Verkäufer hatte ihn irgendwann einmal aus einer Scheune gerettet und wollte ihn restaurieren. Doch weiter als bis zum Ausbau des Motors war er offenbar nicht gekommen. Kiesewetter fackelte nicht lange und kaufte das marode Cabrio.

"Am Anfang ist man ja besonders euphorisch, und so habe ich noch am Abend des gleichen Tages nach der Rückkehr damit begonnen, den Motor des Käfer Cabrios zu zerlegen", sagt er. Dies stellte für den Kfz-Meister, der 32 Jahre in einer VW- und Audi-Vertretung geschraubt hatte, eine leichte Übung dar.

Komplettüberholung des Käfer-Boxermotors

Schon ab diesem ersten Tag führte er Buch über alle Arbeiten. Und genauso sorgfältig, wie er dies dokumentierte, arbeitete er auch. Den mit dicker Öl- und Schmutzschicht überzogenen Boxermotor des Käfer Cabrios nahm er also zuerst in die Mangel. Dieser ließ sich zwar noch von Hand durchdrehen, aber eine Überholung war aufgrund der langen Standzeit und der Korrosion im Inneren unumgänglich. Der luftgekühlte Vierzylinder erhielt unter anderem neue Kurbelwellenlager, neue Kolben und Kolbenringe, Pleuellager und Ventilführungen.

Dabei hatte sich die Abnutzung der Teile durch den Fahrbetrieb sehr in Grenzen gehalten. Die vom Zähler angezeigten 32.000 Kilometer schienen tatsächlich der Gesamtlaufleistung des Käfer Cabrios zu entsprechen. Dies untermauert auch ein Ölwechsel-Anhänger aus dem Jahr 1978, der sich im Auto fand. Danach betrug die Laufleistung zu diesem Zeitpunkt 25.000 Kilometer.

Jedes Teil für die Ewigkeit restauriert

Viel Zeit floss in das Reinigen der zum Motor gehörenden Teile, und alles, was aus Blech besteht, wurde zuerst gestrahlt, dann verzinkt und lackiert. "Im Prinzip habe ich jedes Teil für die Ewigkeit gemacht", gesteht der Restaurierer. Kein Teil blieb dabei verschont, selbst Anlasser und Lichtmaschine des Käfer Cabrios zerlegte er in sämtliche Einzelteile und überholte sie.

"Allein am Zündverteiler saß ich eine Woche, habe ihn zerlegt, kleine Federchen poliert, die Fliehkraftgewichte gereinigt, den Mechanismus gängig gemacht, einige Kleinteile lackiert und vieles mehr", erinnert sich der Käfer Cabrio-Fan.

Das Getriebe musste er zuerst einmal gründlich säubern, bevor er es zerlegen konnte. Es stellte sich heraus, dass das geradverzahnte Zahnrad des unsynchronisierten ersten Gangs stark gelitten hatte. Die beschädigten Zähne wurden aufgeschweißt und dann geschliffen. Danach funktionierte das wieder zusammengebaute, neu abgedichtete Räderwerk des Käfer Cabrios einwandfrei.

Käfer-Karosserie braucht viel Arbeit

Bei der ersten Inspektion der Karosserie zeigte sich, dass hier viel Arbeit nötig sein würde. Überall hatte der Rost gewütet, vorne rechts war in der Vergangenheit einmal ein Unfall notdürftig repariert worden, aber es gab auch Erfreuliches: Bisher hatte noch keiner die Reparatur der Korrosionsschäden in Angriff genommen, es handelte sich bei diesem VW Käfer Cabrio also um ein unverbasteltes Objekt.

Doch zunächst fand die abgehobene Karosse, durch in den Türausschnitten fixierte Vierkantrohre vor dem Verzug bewahrt, in einem Schuppen neben der Garage Unterschlupf. Kiesewetter konzentrierte sich auf das Fahrwerk und die Bodenplatte seines Käfer Cabrios.

Nachdem Letztere von allen widerspenstigen, weil festgerosteten Teilen befreit war, kam sie zuerst zum Sandstrahlen. Kiesewetter blieb danach nichts weiter übrig, als beide Hälften der Platte zu erneuern. Dann gab er den kompletten Boden des Käfer Cabrios zum Feuerverzinken und lackierte ihn eigenhändig in seinem Hof. Dazu schob er eine große Stange durch den Mitteltunnel und arrangierte das Ganze so, dass er die Platte drehen konnte wie einen Ochsen am Spieß.

Preise für Käfer-Ersatzteile in den Himmel geschossen

Anschließend war solide Mechanikerarbeit angesagt, denn die überholten Fahrwerksteile mussten montiert werden, wobei hier besonders die bei den alten Käfern verwendete Bundbolzenvorderachse eine etwas intensivere Zuneigung benötigte. Klar, dass Kiesewetter auch alle Bauteile der Lenkung und Bremse seines Käfer Cabrios zerlegt und erneuert beziehungsweise überholt hat.

Nun kam die Käfer-Karosserie an die Reihe, die sich gewissermaßen als Sorgenkind entpuppte. Aber nicht, weil es dem Coburger an Fachkenntnis mangelte. Der ging die Reparatur mit viel Sorgfalt an. Er schnitt nicht einfach die schlechten Teile mit der Flex her aus, sondern bohrte jeden Schweißpunkt auf und schweißte die neuen Bleche auch später wieder originalgetreu mit der Punktschweißzange ein. Das Problem waren die Kosten der Teile, die für frühe Käfer, und besonders für Cabrios, in den Himmel geschossen sind. Aber es sollte alles so original wie möglich werden, und deshalb waren eben 500 Euro für ein Heckabschlussblech mit H-Prägung fällig oder 650 Euro für den hölzernen Heckspriegel des Verdecks.

Völlig aus dem Rahmen fielen die Kosten für die Winker, die beim Käfer Cabrio im Seitenteil montiert sind. Für diese raren Teile musste Kiesewetter 1.400 Euro hinblättern. "Irgendwann ist man an einem Punkt, an dem man überlegt, ob man aufhören oder es durchziehen soll", erinnert er sich.

Aufhören oder weitermachen?

Er machte weiter, ohne seine Qualitätsansprüche zurückzuschrauben. Und dann passierte es. Etliche Bekannte halfen dabei, die fertig restaurierte und bereits lackierte Karosse des Käfer Cabrios probehalber auf die Bodenplatte zu setzen. Dabei stießen sie mit dem Scheibenrahmen gegen einen Dachbalken der Garage. Eine Katastrophe, doch letztlich erwies sich der Schaden weit weniger schlimm als befürchtet. Der Lackierer, ein guter Freund, konnte die Kratzer beilackieren.

Glück hatte Kiesewetter auch mit der Wahl des Sattlers. Denn trotz seiner hohen Qualitätsansprüche war er von der Sorgfalt beeindruckt, mit der Siegfried Grahner in Schalkau, mittlerweile im Ruhestand, das neue Verdeck für sein Käfer Cabrio anpasste und montierte.

Nach drei Jahren war es dann endlich so weit. Kiesewetter konnte seine Frau zur ersten Probefahrt bitten. Dass die nur kurz war, weil er im Übereifer die Schwungscheibe nicht mit dem richtigen Drehmoment angezogen hatte, ist heute nur noch eine lustige Geschichte im Familienkreis. Denn letztlich ist dieses Käfer Cabrio ein Prachtstück geworden.