Laserscanner, Düfte und 3D-Display
BMW arbeitet an neuen Bediensystemen

Der iDrive-Controller ist out – in Zukunft wird man eher virtuell, per Sprache oder sogar über Düfte mit seinem Auto kommunizieren. Ideen gibt es bei BMW genug.

BMW User Interfaces
Foto: BMW/Schönfeld

Das Silicon Valley in Kalifornien ist ein Mekka für Tech-Innovatoren. Kein Wunder, dass sich auch BMW vor Ort ein eigenes Innovations-Zentrum leistet. Seit 25 Jahren entwickeln die Bayern dort spannende Ideen für die Zukunft und pflegen die enge Nachbarschaft zu großen Software-Playern wie Google, Apple oder Meta (Facebook) sowie kleinen Digital-Start-ups. Wir haben einen exklusiven Einblick in aktuelle Projekte bekommen, die vielleicht einmal in zukünftigen BMW-Modellen zu finden sein werden.

Unsere Highlights

Dynamic Interieur Light

Eine dezente Innenraumbeleuchtung kennt man von BMW schon seit den 1990er-Jahren. Doch woran das Team aus dem US-Tech-Office derzeit arbeitet, geht weit über ein Ambiente-Licht hinaus. Stattdessen kann eine Licht-Laser-Kamera-Einheit im Dachhimmel animierte Grafiken auf bestimmte Innenraumteile wie Türgriffe oder Mittelkonsole projizieren. So müssten an diesen Stellen keine Bildschirme installiert werden.

BMW User Interfaces
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Eine Animation verdeutlicht das Dynamic Light Interieur. Gesten werden erkannt, Handflächen als Projektionsfläche genutzt.

Zudem erkennt die Technik die Hände der Insassen und bildet darauf bei Bedarf Menüstrukturen für eine einfache Bedienung ab. Bewegt man Hand oder Finger entsprechend, lassen sich etwa Songs aus der Playlist auswählen, Temperaturen der Klimaanlage verstellen oder Radiosender wechseln. Nach erfolgter Eingabe verschwinden die Animationen wieder. Anders als die bekannte Gestensteuerung soll das System dreidimensional in allen Interieurbereichen funktionieren und den Insassen ein plastisches Bedienungserlebnis bieten.

Physisches 3D-Display

Plastisch soll auch ein neues, dreidimensionales Display werden. Schließlich ist der Touchscreen in diesem Fall nicht top-eben, sondern mit einer deutlichen Erhebung ausgeführt. Der Prototyp des Systems, der wegen des frühen Entwicklungsstadiums noch an einer unverkleideten USB-Platine hängt, trägt die Form eines facettierten Kristalls. Der wird von unten mit Grafiken beleuchtet und nimmt von oben die Touchbefehle des Benutzers entgegen.

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Dreidimensionales Display in Kristallform. Haptische Erhebungen sollen die Bedienbarkeit verbessern.

Denkbar sind für einen solchen Touchscreen übrigens verschiedene Formen, die sich etwa in das Cockpit-Design integrieren lassen. Dem Bediener soll das 3D-Display den Zugriff auf Untermenüs oder Einstellungen physisch erleichtern. Ob und wann es ein solches System in die BMW-Serie schafft, ist im Tech-Center zunächst nicht wichtig. Hier werden Prototypen entwickelt und regelmäßig den Verantwortlichen in München präsentiert.

Intelligent Dynamic Scent Journey

Eine weitere technologische Neuheit präsentieren uns die Entwickler während einer Ausfahrt in der Chauffeurslimousine i7. Während wir abstrakte Animationen auf dem großen Panorama-Screen verfolgen, werden auch unsere anderen Sinne gefordert. Die Musik erzeugt eine entspannte Lounge-Atmosphäre und ein Beduftungssystem pumpt situativ und abhängig von der Fahrzeugumgebung unterschiedlichste Duftnoten ins Auto.

Ziel dieser Entwicklung ist nicht nur das Ansprechen und Schärfen aller Sinne, sondern auch die olfaktorische Verknüpfung von Standorten. So können Assoziationen während der Ankunft zu Hause oder im Büro positiv beeinflusst werden. Die unterschiedlich kombinierbaren Duftnoten sitzen dabei in speziellen Zerstäubern, die sich im Entwicklungsfahrzeug noch in den vorderen Getränkehaltern verstecken.

BMW Group Technology Office USA

Ursprünglich siedelte sich BMW 1998 in Palo Alto in der Nähe der Stanford University – einer der weltweit renommiertesten Universitäten – an. Damit war das Tech-Office das erste Technologieforschungs- und Entwicklungsbüro der BMW Group außerhalb von München. Heute pflegt BMW ein enges Netzwerk aus Tech-Centern in Seoul, Shanghai, Singapur, Tel Aviv und Tokio. Im Jahr 2011 zog das US-Team an seinen aktuellen Standort in Mountain View um.

Das Technology Office USA ist eine von sieben Standorten der BMW Group an wichtigen Technologie-Hotspots auf der ganzen Welt. Im Silicon Valley konzentriert man sich auf neue Technologien, benutzerzentriertes Denken und Produktdesign.

Jüngst feierte der Standort seinen 25-jährigen Geburtstag und ist damit nahezu genauso lange wie Google in der Gegend. Zur Erinnerung: Der amerikanische Tech-Riese wurde erst am 4. September 1998 in Menlo Park gegründet. BMW entwickelte in dieser Zeit frühe Prototypen für drahtlosen Autozugang via Telefon (2001). 2004 schafften die Bayern im Silicon Valley die erste iPod-Integration ins Auto-Audiosystem eines BMW X5 (E53).

Fazit

Wie werden wir in Zukunft mit unseren Fahrzeugen kommunizieren? An dieser Frage arbeitet BMW unter anderem im eigenen Tech-Center im Silicon Valley. Dort experimentieren die Entwickler mit neuen User Interfaces für zukünftige Bediensysteme – darunter ein physisches 3D-Display sowie das Dynamic Interieur Light.