Nvidia mit neuem Prozessor für autonomes Fahren
200 Billionen Operationen pro Sekunde

Nvidia präsentiert seinen neuen Prozessor für autonomes Fahren – der Chip ist enorm schnell.

Nvidia Orin-Prozessor, 2019
Foto: Nvidia

Nividia kämpft um den schnellsten Prozessor für autonomes Fahren – einer der größten Konkurrenten ist beispielsweise der Elektroauto-Hersteller Tesla, der eine eigene Prozessorentwicklung betreibt. Nun stellt Nvidia seine Plattform namens Drive AGX Orin vor, deren zentraler Bestandteil der Prozessor Orin ist. Orin ist ein sogenannter System-on-a-Chip (SoC) Prozessor. Bei solchen Prozessoren ist ein großer Teil der programmierbaren Funktionen eines elektronischen Systems bereits im Chip integriert. Orin selbst arbeitet mit zwölf Prozessorkernen und besteht aus 17 Milliarden im 8-Nanometer-Fertigungsverfahren hergestellten Transistoren.

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Schneller als Tesla

Hinzu kommt ein Grafikprozessor (GPU – graphics processing unit) der neuesten Generation, zu dem es bisher keine weiteren Informationen gibt. Dank zusätzlicher Beschleunigungs-Kerne soll die Orin-Plattform besonders für sogenanntes Maschinelles Sehen (Computer Vision) und ebenso Maschinelles Lernen (Deep Learning) geeignet sein. Beide Prozesse gelten als Schlüssel-Voraussetzungen für autonomes Fahren. Laut Nvidia erreicht Orin eine Rechengeschwindigkeit von 200 Billionen Operationen pro Sekunde (TOPS – Tera operations per second). Zum Vergleich: Die aktuelle Tesla-Recheneinheit schafft mit zwei Prozessoren 144 TOPS.

Level des autonomen Fahrens
VW
Nur autonomes Fahren nach Level 5 entlastet den (ehemaligen) Fahrer komplett.

Nvidia stellt Daten zur Verfügung

Je nach autonomem Level kombiniert auch Nvidia mehrere Prozessoren. Für autonomes Fahren nach Level vier soll eine Rechenleistung von 400 TOPS und eine Leistungsaufnahme in Höhe von 130 Watt nötig sein. Bei vollautonomem Fahren nach Level fünf geht Nvidia von 2.000 TOPS und einer Leistungsaufnahme von 750 Watt aus. Da es bisher allerdings keine echtes vollautonomes Fahren gibt, können die dafür prognostizierten Anforderungen nur grobe Schätzungen sein. Nividia betont stets, offen für die Zusammenarbeit mit anderen Herstellern zu sein. So stellt der kalifornische Konzern auf Wunsch Autoherstellern Daten zur Verfügung, die er im Zuge von Tests mit seinem Drive Neural Network gewonnen hat. Das sind vortrainierte Daten-Modelle, die bereits in Testfahrzeugen „Erfahrungen“ mit dem Erkennen von beispielsweise Fußgängern gesammelt haben.

Erste Muster des Orin-Prozessors soll es ab dem zweiten Quartal 2021 geben, ein großflächiger Einsatz ist ab 2022 geplant.

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Fazit

Ob Nvidia mit seinem neuen schnellen Prozessor Tesla als Kunden zurückgewinnt, ist fraglich – wie so vieles in Sachen autonomes Fahren. Aktuell scheint nur noch Tesla-Chef Elon Musk an eine kurzfristige Umsetzung von vollautonomem Fahren nach Level 5 zu glauben – und das, obwohl die Meldungen über ein Totalversagen seiner Tesla-Autopilot-Technik selbst bei vergleichsweise Anspruchslosen Automatisierungs-Aufgaben nach Level 2 nicht abreißen.

Nvidia ist trotzdem gut beraten, beim Thema autonomes Fahren am Ball zu bleiben. Schließlich könnte es in sieben bis zehn Jahren doch soweit sein – und wer zu diesem Zeitpunkt die richtige Technik hat, ist vorn. Welche Anforderungen autonomes Fahren nach Level 5 an Rechentechnik stellt, ist aktuell allerdings kaum abzuschätzen, da es uneingeschränktes vollautonomes Fahren noch nicht gibt.

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