Mobile E-Ladestationen
Berliner Start-up lädt E-Autos mit mobilem Akku

IAA 2017

Eines der drängendsten Probleme beim Elektroautofahren, die fehlenden oder nicht funktionierenden oder blockierten Ladestationen, geht jetzt das Berliner Start-up Chargery an – mit großen schweren Fahrradanhängern. Bald soll der Service auch für private Nutzer zur Verfügung stehen.

Chargery mobile Ladestation
Foto: Jonas Greiner

Als Christian Lang, CEO und Mitgründer von Chargery las, das Bentley seinen Kunden in Großbritannien anbietet, deren Autos mit einem mobilen Tankwagen zu betanken, wenn die Kunden ihren Wagen gerade nicht brauchen, war seine Idee geboren: Elektroautos mit einer mobilen Ladestation nachzuladen. Anfänglich wollte er dafür automatisierte Roboter-Fahrzeuge entwickeln, aber schnell wurden seine Pläne realistisch. Schließlich wohnt Lang in Berlin-Mitte – und dort kommt man am besten mit dem Fahrrad voran.

IAA 2023

So haben Lang und seine beiden Mitgründer Philipp Anders und Dr. Paul Stuke einen Fahrrad-Anhänger entwickelt, der als mobile Ladestation für Elektroautos dient. Der 150 Kilogramm schwere dreirädrige Hänger wird von einem im einzelnen Vorderrad sitzenden Naben-Elektromotor angetrieben. „Kunden, die ein Elektroauto fahren, wünschen sich, dass ihnen Ihr Strom auch lokal emissionsfrei geliefert wird“, meint Christian Lang dazu.

Erst 24, dann 50 Kilowattstunden

Chargery mobile Ladestation
Jonas Greiner
Bei den aktuellen Lade-Anhängern kommen zwölf Akkus der Berliner Firma Greenpack auf eine Gesamtkapazität von 24 Kilowattstunden. Demnächst soll auch ein 50 Kilowattstunden-Ladeanhänger zur Verfügung stehen.

In dem Fahrrad-Anhänger befinden sich 12 Lithium-Ionen-Akkupakete, die es insgesamt auf eine Kapazität von 24 Kilowattstunden bringen, was laut Chargery 160 Kilometer Reichweite bringt. Damit lassen sich viele Elektroautos komplett laden, bei anderen reicht es für eine Teilladung – natürlich liefert Chargery ausschließlich Ökostrom aus. In Zukunft werden auch Lade-Anhänger mit einer Kapazität von 50 Kilowattstunden zur Verfügung stehen. Die Akkus werden von der Berliner Firma Greenpack zugeliefert. Den Service buchen und bezahlen können Kunden per App.



Aktuell fahren fünf Chargery-Gespanne durch Berlin – einer der ersten Kunden ist unter anderem das Carsharing-Unternehmen DriveNow von BMW und dem Autovermieter Sixt. Da es sich bei den vom Fahrrad aus bremsbaren Anhängern noch um Prototypen handelt, sind die Exemplare sehr teuer. Gegen Diebstahl helfen unter anderem, dass beim Ladevorgang die Stecker verriegelt, und dass die Wagen mit einer Wegfahrsperre versehen sind.

Für Privatkunden ab 2019

Den Einstieg ins Privatkundengeschäft plant Chargery in 1,5 Jahren. Die Ladesteckdosen-Verschlussdeckel der dann verfügbaren Elektroautos werden sich teilweise per App öffnen lassen, was den Chargery-Mitarbeitern die Arbeit erleichtert. Alle anderen Elektroauto-Fahrer müssen die Steckdosenklappe offen stehen lassen, bevor sie ihr Fahrzeug verriegeln. Um den Service von Chargery zu nutzen, wird keine Anmeldung notwendig sein – und bezahlt werden kann bequem über den Online-Bezahldienst Paypal. Preise für den Privatkundenservice hat Chargery noch nicht festgelegt.