Milliardenverlust statt neuer Fabrik
Nio sucht neues Geld. Kommt Geely?

Das chinesische Elektroauto-Startup Nio hatte für den kommenden ES6 ein eigenes Werk in Shanghai angekündigt. Daraus wird vorerst allerdings nichts, denn die Verluste aus dem Vorjahr haben sich nahezu verdoppelt. Jetzt soll angeblich Geely als Investor bereitstehen.

Nio ES6 Weltpremiere Shanghai 2018
Foto: Jochen Knecht

Das chinesische Elektroauto-Startup Nio schafft es offenbar nicht, sich aus der finanziellen Misere zu ziehen. Im Herbst 2019 brach die Aktie nach schlechten Absatzergebnissen um 20 Prozent ein. Während vor zwei Jahren noch eine globale Einführung des Elektro-SUV ES8 auf dem Plan stand, kämpft das Unternehmen nun um das Überleben. Analysten gaben dem Unternehmen nur noch wenig Zeit. Jetzt rückt Geely als rettender Strohlam in den Fokus. Angeblich will Geely rund 300 Millionen Dollar in den Autobauer investieren. Geely könnte dabei voon der Nio-Technologie profitieren, Nio hätte Zugang zu den Produktionsanlagen von Geely. Bislang handelt es sich aber nur um Gerüchte.

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Schon im Januar 2020 wurde gemutmaßt, dass der staatliche chinesische Autokonzern GAC mit einer Milliarde Dollar bei Nio einsteigt. Dieses Invest wurde aber ebensowenig bestätigt wie ein 300-Millionen-Dollar-Support durch chinesischen Technologiekonzern Tencent.

Geschönte Erfolgsmeldungen

Laut Firmengründer William Li war das erste Massenmarkt-Auto von Nio, der ES8, im Jahr 2018 die Nummer Eins der Verkaufscharts. Allerdings nicht auf dem gesamtchinesischen Markt, sondern das meistverkaufte SUV-Modell mit sieben Sitzen im Premiumsektor mit einem Mindestpreis von 60.000 Dollar. Für eine positive Jahresbilanz war das offenbar zu wenig, denn auch wenn 720 Millionen Dollar Umsatz gemacht wurden, beläuft sich der Nettoverlust auf derer 1,4 Milliarden. Die Folge aus diesem Ergebnis ist eine Anpassung der Pläne zum Bau eines eigenen Werks für den kleineren ES6. Die Fabrik in Shanghai wird es vorerst nämlich nicht geben. Stattdessen soll das gemeinsam mit JAC genutzte Werk in Hefei soll nun als Geburtsstätte des 46.000 Euro teuren Elektro-SUV dienen.

Nio EP9 Vorstellung London Saatchi Gallery
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Ende 2016 hat Nio mit dem rein elektrischen Supersportwagen EP9 den ersten Aufschlag gemacht. Das 1.000-kW-Auto wurde sechs Mal gebaut und für je rund 1,1 Millionen Euro verkauft.

Saisonale Flaute und Subventions-Rückgang

Als Grund für die Bilanz gab Nio saisonale Effekte wie die Urlaubszeit rund um das chinesische Neujahr an, aber auch eine Reduktion der Elektromobilitäts-Subventionen von staatlicher Seite. Das Interesse am ES6 seitens potentieller Kunden und der Medien sei aber sehr positiv zu bewerten, sagte Finanzchef Louis Hsieh. Die ersten Vorführwagen hätten bereits im Mai zu den Händlern kommen sollen, als Startpunkt für die Kunden-Auslieferungen hatte Nio den Juni 2019 anvisiert.

Ende 2016 hatte Nio mit dem rein elektrischen Supersportwagen EP9 den ersten Aufschlag gemacht. Das 1.000-kW-Auto wurde sechs Mal gebaut und für je rund 1,1 Millionen Euro verkauft. Bislang sind die Fahrzeuge des Herstellers lediglich in China verfügbar. Dort wolle man sich zuerst behaupten, bevor der US-amerikanische und europäische Markt in Angriff genommen würden, erklärt Hui Zhang, Leiter des Designzentrums mit Sitz in München. Insgesamt wurden im Jahr 2018 12.775 Autos produziert und knapp über 11.000 Exemplare des ES8 verkauft.