VW-Chef Thomas Schäfer im Interview
Tastenlenkrad kommt wieder, Qualität wird besser

Thomas Schäfer, seit Juli 2022 VW-Chef, über bessere Qualität, das ID.3-Facelift, den nächsten Passat und ein kleines Elektroauto für unter 25.000 Euro.

Thomas Schäfer, Vorstand Markengruppe Volumen Volkswagen AG und CEO VW Pkw
Foto: Volkswagen AG

Kurswechsel in Wolfsburg. Kunden zuhören, freundliche Marke werden, schlanke Hierarchien, schnelle Entscheidungen, Zöpfe abschneiden. Das klingt nicht nach zarter Korrektur, das ist quasi ein U-Turn. Zugewandt im Auftreten, konsequent und schnell im Handeln, so will Markenvorstand Thomas Schäfer den Tanker Volkswagen mit seinen 180.000 Beschäftigten und über 30 Standorten für 150 Märkte Richtung Zukunft steuern.

VW hat selbst bei Markentreuen Vertrauen eingebüßt. Wenig herausragende Produkte, wenig Überraschendes, dafür fast schon Kaltschnäuzigkeit bei Bedienung und Materialanmutung von Verbrennern und E-Modellen. Wie wollen Sie das korrigieren und in welchem Zeithorizont?

Wir wissen von unseren Kundinnen und Kunden sehr genau, wo der Schuh drückt und werden jetzt möglichst schnell liefern. Ich habe deshalb gleich nach meinem Amtsantritt im Juli den neuen "Vorstandsausschuss Kunden", kurz VAC, ins Leben gerufen. In diesem Top-Gremium diskutieren wir konkrete Kundenwünsche und bringen Verbesserungen schnell in die Umsetzung. Eine der ersten Entscheidungen: Schon im nächsten Jahr führen wir mit dem neuen Passat und dem neuen Tiguan wieder ein einfach bedienbares Tastenlenkrad ein, das im Anschluss sukzessive in alle Fahrzeuge kommt. Ein anderes Beispiel ist das ID.3-Facelift. Wir haben der Community genau zugehört und werden einen spür- und sichtbaren Sprung bei Qualitätsanmutung, Materialien und Systemstabilität machen. Also: Wir haben verstanden und werden schnell liefern!

Unsere Highlights
Was ist wichtiger für die angestrebte Markenliebe? Produktsubstanz oder Emotion?

Ein ID.Buzz allein reicht ja nicht. Beides ist enorm wichtig und muss Hand in Hand gehen! Mein Versprechen an unsere Kundinnen und Kunden: Wir werden bei Produktsubstanz, Design, Qualität, Bedienung und Sicherheit wieder die Standards im Volumensegment setzen. Auch hier ein paar konkrete Beispiele: Wir bringen nächstes Jahr unter anderem die Neuauflagen von Passat und Tiguan sowie die Serienversion des ID. AERO auf den Markt. Diese Modelle statten wir mit größeren Bildschirmen, einer einfacheren Menüstruktur und deutlich verbesserter User Experience aus. Wir unterziehen wirklich alles einem gründlichen Update. Und ja, ein ID. BUZZ alleine reicht nicht. Deshalb beschleunigen wir unsere E-Offensive: Vom Einstiegs-E-Auto mit einem Zielpreis von unter 25.000 Euro bis zum neuen Flaggschiff oberhalb des ID.5 werden wir in jedem Segment das passende Angebot haben – mit viel Produktsubstanz und Emotionen.

Wie wollen Sie ihre ambitionierten Markenmitbewerber Skoda und Cupra auf Distanz halten?

Das geschieht ganz automatisch, weil alle drei Marken klar positioniert und differenziert sind: VW ist zeitlos wie ein iPhone oder die Beatles, Skoda ist die Simply-Clever-Marke und Cupra sind die jungen Wilden. Sie haben übrigens Seat vergessen: Sie ist die Einstiegsmarke für junge Menschen in den Volkswagen Konzern. Mit der Markengruppe Volumen, zu der auch noch Volkswagen Nutzfahrzeuge zählt, haben wir einen echten Wettbewerbsvorteil. Sie steht für 80% des Volumens vom ganzen Konzern. Das ist eine echte Superpower, die wir jetzt voll gegen die externen Wettbewerber einsetzen werden.

Und wie lautet ihr Rezept für VW als begehrenswerte Elektromarke gegen die Elektro-Konkurrenz aus Amerika und China?

Wir besinnen uns auf unsere Tugenden, die Volkswagen schon immer stark gemacht haben: Qualität, Sicherheit und Zuverlässigkeit. Der vermeintlich übermächtige Wettbewerber aus den USA erlebt gerade, dass es nicht so einfach ist, ein qualitativ hochwertiges Auto in großen Stückzahlen zu bauen. Da macht uns eben keiner etwas vor. Gegenüber den chinesischen Wettbewerbern haben wir mit unserer Heritage, dem Markenimage und dem Händlernetz ebenfalls einen klaren Vorteil. Auch beim Thema Software holen wir sehr schnell auf. Mit dieser Kombination wollen wir den neuen Maßstab im Volumensegment setzen und unseren Kundinnen und Kunden genau das bieten, was sie wirklich wollen.

Biografie

Thomas, Schäfer, 1970 in Marburg geboren, begann seine Karriere als dualer Student bei der Daimler AG. Nachdem er das Studium 1994 als Diplom-Ingenieur abgeschlossen hatte, arbeitete er in Deutschland, Malaysia, den USA und Südafrika in diversen leitenden Positionen für den Konzern. Im Mai 2012 wechselte Schäfer zu Volkswagen, wurde 2015 Chairman und Managing Director der Volkswagen Group South Africa und übernahm im August 2020 den Chefposten bei Skoda. Im April 2022 wurde er zunächst Chef der Marke Volkswagen. Seit 1. Juli 2022 ist Schäfer außerdem im Volkswagen-Konzernvorstand für die Markengruppe Volumen verantwortlich.