VW bringt Extras mit Download in fertige Autos
Autonom fahren lassen für 7 Euro pro Stunde

Volkswagen plant künftig mit On-Demand-Diensten viel Geld zu verdienen. Der Trend ist nicht neu, doch jetzt kommen weitere Funktionen ins Spiel – selbst fahren lassen soll man sich in Zukunft stundenweise gegen Gebühr – allemal billiger als ein Taxi.

VW Trinity On Demand Autonom Collage
Foto: VW / Patrick Lang

Es ist Ihnen vielleicht schon aufgefallen: Günstige Kleinwagen sterben allmählich aus. Der Grund dafür liegt in ihrer Rentabilität, denn die Hersteller wollen nicht nur, sondern sind teilweise auch dazu verpflichtet, teure Ausstattungen einzubauen. In Folge dessen schrumpft die Marge und damit das kaufmännische Interesse auf Seiten der Anbieter. ABS und ESP gehören natürlich längst zum Standard, doch bis 2024 schreibt der Gesetzgeber unter anderem einen intelligenten Geschwindigkeitsassistenten, einen Notbremsassistenten und einen Müdigkeitswarner für alle Neuwagen vor. Die entsprechend benötigten Sensoren und Systeme machen ein Auto unweigerlich teurer, und kaum jemand wird 30.000 Euro für einen Kleinwagen hinlegen. Dazu kommen zunehmend aufwändigere Abgasreinigungssysteme wegen strenger werdender Abgasvorschriften.

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Hightech-Sensorik braucht es für autonome Fahrfunktionen. Der Einbau in einem Fahrzeug aus einem preissensitiven Segment dürfte sich kaum lohnen.

Als neue Wertschöpfungsquelle verlagern sich nun immer mehr Automobilhersteller auf On-Demand-Dienste. Also Fahrzeugfunktionen, die per Softwareupdate ins Fahrzeugsystem geladen und zeitlich begrenzt freigeschaltet werden können. Im Prinzip ein klassisches Abo-Modell, wie seinerzeit die unsäglichen Handy-Klingeltöne aus der nervigen TV-Werbung. Für Ihr Auto laden Sie sich aber kein Crazy-Frog-Gedudel ins Cockpit, sondern Funktionen wie Apple Carplay, Webradio oder Office-Anwendungen.

Leistung und Reichweite dazubuchen

Volkswagen will ebenfalls ein Stück vom Kuchen und hat beim "Innovation Talk" das künftige Geschäftsmodell skizziert. Da man sich in den nächsten Jahren stark auf Elektroautos konzentrieren wird, stehen auch kostenpflichtige temporäre Upgrade in puncto Leistung oder Reichweite auf dem Tableau. Damit nähert sich das Auto rein charakterlich nun tatsächlich dem Smartphone an, denn auch sein mobiles Endgerät erhält man ja im Werkszustand und spielt nach und nach die Anwendungen auf, die man im Alltag benötigt. Ob das, übertragen auf die Automobilbranche, dazu führt, dass Autos an sich günstiger und Extras wiederum teurer werden, lässt sich nach heutigem Stand noch nicht zweifelsfrei feststellen.

Klaus Zellmer Volkswagen Pkw Markenvorstand Vertrieb Marketing After Sales
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Klaus Zellmer, Mitglied im Markenvorstand von VW Pkw, stellt sich autonomes Fahren als On-Demand-Service für sieben Euro pro Stunde vor.

Interessant ist hier, dass auch autonomes Fahren als Zusatzfunktion angeboten werden soll. "Wir können uns aus heutiger Sicht vorstellen, dass sich autonomes Fahren für etwa sieben Euro pro Stunde zubuchbar realisieren lässt", erklärt Klaus Zellmer, Mitglied des Markenvorstands Volkswagen Pkw, zuständig für Vertrieb, Marketing und After Sales. Hintergrund ist auch dabei das eingangs beschriebene Problem mit der Rentabilität. Hochautomatisierte Fahrzeuge sind so lange sehr teuer, wie sie eigens gebaut werden müssen. Wenn nun aber jedes Modell der ID.-Familie mit dem gleichen Hardware-Paket auf den Markt kommt, spart das in der Produktion Kosten und macht sie leichter planbar. Wer die Funktionen dann tatsächlich nutzen möchte, zahlt eben bei akutem Bedarf, also "on demand". Den Startschuss soll die für 2026 angekündigte Elektro-Limousine Trinity (siehe Fotoshow) machen.

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Fazit

Es klingt im ersten Moment abschreckend, ein Auto zu fahren, das über Funktionen verfügt, die man nur gegen Zusatz-Zahlungen nutzen kann. Die Idee dahinter ist aber nicht so verkehrt. Teure Assistenzsysteme beispielsweise nur für die Fahrt in den Urlaub zu nutzen könnte sich langfristig mehr lohnen, als einmalig viel Geld für das Extra zu bezahlen.

Interessant wird es später auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt werden. Die Suchmasken der Onlineportale bedürfen dann einer Anpassung, wenn jedes Auto theoretisch über jede Funktion verfügt.