Heizungsgesetz und Elektroautos
Warum Wärmepumpen besser sind als ihr Ruf

Die kontroversen Diskussionen ums Heizungsgesetz haben die Wertschätzung für Wärmepumpen angeknackst. Ihre Verwendung im E-Auto zeigt: zu Unrecht. Nicht nur dort spart das Kühlschrankprinzip CO₂.

BMW i3 im Winter
Foto: Schönfeld

Die Wärmepumpe ist das E-Auto der Immobilienbranche: Sie kann ohne fossile Energieträger auskommen und ist drei bis vier Mal effizienter als Verbrenner-Heizungen. Aus einer Kilowattstunde Strom macht sie 3 bis 4 kWh Heizenergie, indem sie ihrer Umgebung Wärme entzieht. Das technische Prinzip ist seit Ewigkeiten bekannt, ihr flächendeckender Einsatz war an streckenweise fehlenden Grundvoraussetzungen gescheitert. Die waren bei der Hausheizung zu geringe Dämmung und vielerorts zu kleine Heizflächen beziehungsweise Fußbodenheizungen. Und zu wenig grüner Strom. Ohne den kann die Wärmepumpe ihre Effizienz nicht so richtig in geringe CO₂-Emissionen umsetzen.

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Womit wir wieder beim E-Auto wären. Mit Kohlestrom ist das auch nur lokal emissionsfrei, obwohl es drei- bis viermal so effizient ist, wie der Verbrenner (was man von der Verstromung von Kohle nicht behaupten kann). Was so manchen zu der bemerkenswerten Schlussfolgerung gebracht hat: Da wir nicht genug Grünstrom haben, ergibt das E-Auto keinen Sinn. Dabei wird umgekehrt ein Schuh draus: Weil das E-Auto aus Effizienzgründen und dank potenzieller CO₂-Freiheit sinnvoll ist, brauchen wir viel Strom aus regenerativen Quellen (und nicht nur deswegen!). Und ja: Speichermöglichkeiten dafür. Die gibt’s praktischerweise beim E-Auto mit dazu, weil Fahrzeuge heutzutage im Schnitt 23 Stunden am Tag ihr Dasein als Stehzeuge fristen. Und natürlich Ladeinfrastruktur.

Wärmepumpe und E-Auto – (noch) keine Lösung für alle Fälle

Für alle, die beispielsweise beruflich täglich acht oder mehr Stunden im Auto verbringen und es dabei zügig über weite Strecken bewegen, ist der E-Antrieb Stand heute nicht die optimale Lösung. Aber, da genügt der Blick auf die durchschnittliche Fahrstrecke pro Tag (2021: 30,8 km bei Verbrennern, 33,2 bei E-Autos) oder der in den eigenen Freundeskreis: Das ist eine Minderheit. Kein Grund also, das E-Auto generell als untauglich zu verwerfen.

Bei der Wärmepumpe gibt es womöglich mehr Fälle, für die sich ihr Einsatz nicht anbietet. Das ist größtenteils Bestandsbauten geschuldet, bei denen die Grundvoraussetzungen nicht so einfach nachträglich zu schaffen sind (siehe oben). Das war einer der Hauptgründe für die negative Wahrnehmung im Zuge der Diskussionen zum Heizungsgesetz. Kein Grund also, die Tauglichkeit der Wärmepumpe als Heizung grundsätzlich infrage zu stellen oder sie für Neubauten nicht zur ersten Wahl zu erklären.

Auch E-Autos heizen mit Wärmepumpe

Auch Autohersteller bauen gerne Wärmepumpen ein – nicht zwingend in Immobilien, sondern in ihre E-Mobile. Der Grund ist nicht, dass sie beide mit Strom funktionieren – sogenannte Heizwiderstände erwärmen Lenkräder oder Sitze ebenfalls mit Strom. Aber halt in der Gesamtbetrachtung nicht so effizient: Während große Elektro-Zuheizer im gleichen Maß kW aus dem Akku ziehen, wie sie heizen, kommt die Wärmepumpe mit etwa 30 Prozent der elektrischen Leistung aus (in modernen Häusern macht die Wärmepumpe aus 1 kW Strom 4,5 bis 5,5 kW Wärmeleistung). Das hilft der Reichweite des E-Autos.

Auf Kurzstrecken allerdings reicht die Zeit für eine ausreichende Wärmeproduktion nicht. Hier ist gezieltes Heizen von Kontaktflächen wie Sitzpolstern oder Lenkradkranz deutlich schneller und effizienter. Sogar die Luftheizung über Heizdrähte wäre auf der Kurzstrecke ergiebiger. Im Idealfall befinden sich beide Heizsysteme an Bord eines Elektroautos und werden situationsabhängig genutzt (Hier erklären wir ams+Kunden, wie eine Wärmepumpe im Allgemeinen und im E-Auto funktioniert). Mittlerweile arbeiten die speziellen Widerstände sogar als Zuheizer im Wärmepumpen-Kreislaufsystem. Eine Hybrid-Heizung sozusagen. Soll’s ja auch für Häuser geben.

Fazit

Was Wärmepumpe und E-Auto verbindet: Sie gehen effizient mit Energie um, je weniger wir davon brauchen, desto weniger CO₂ emittieren wir. Und beide Techniken nutzen elektrische Energie, die wir aus regenerativen Quellen weitgehend CO₂-frei erzeugen können. Damit ist klar: Der Einsatz von Wärmepumpen und E-Autos spart Treibhausgasemissionen. Je mehr sie zum Einsatz kommen, desto besser. Deswegen mühen sich aktuell praktische alle Autobauer, die CO₂-Emissionen bei der Herstellung von E-Autos drastisch zu reduzieren. Eine Stigmatisierung ist bei keiner der Techniken gerechtfertigt. Wer sie wahrnimmt, ist gut beraten, nach der Motivation dafür zu fahnden.

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