BMW M4 Competition xDrive im Supertest
Allrad besser als Hinterradantrieb?

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Mit 7.28,57 Minuten ist der BMW M4 Competition mit Allradsystem "M xDrive" der bis dato schnellste BMW im Supertest auf der Nordschleife. Was macht ihn noch performanter als den Hecktriebler?

Für mich ist der Hinterradantrieb das unterhaltsamste Antriebskonzept, aber das schnellste Antriebskonzept ist der Allradantrieb. "Viele Leute denken, Four-Wheel Drive ist ein Sicherheits-Tool, aber es ist ein Performance-Tool", hat der Ex-Formel-1-Pilot und fünffache Le-Mans-Sieger Emanuele Pirro letztes Jahr in einem Interview mal zu mir gesagt. Auch wenn der Italiener seinen größten Allrad-Triumph (Gesamtsieger STW 1996) mit vier Ringen auf dem Grill feierte, denkt man an seine Worte, wenn man im BMW M4 Competition mit dem "M xDrive" genannten Allrad über die Nordschleife heizt.

Unsere Highlights

Hecktriebler oder Allrad?

BMW M4 Competition xDrive
Hans-Dieter Seufert
7.28,57 Minuten: Damit ist der BMW M4 Competition xDrive der schnellste BMW im Supertest auf der Nordschleife.

Und da rockt ein Novum den Grenzbereich – erstmals setzt die M GmbH bei ihren Mittelklasse-Helden G80-M3 und G82-M4 nicht mehr "nur" auf den Hinterradantrieb, der intern gerne als "Standardantrieb" bezeichnet wird, sondern auch auf ein performantes Allradsystem. Ähnlich wie bei F90-M5 und M8 lässt es sich auch bei M3 und M4 per Menü-Befehl deaktivieren und in einen reinen 2WD-Modus ummünzen.

Provokante Frage für die M-Old-School-Verfechter: Braucht man dann überhaupt noch eine Version mit reinem Hinterradantrieb? Nachdem der echte M4-Competition-Hecktriebler sein Talent bereits in Supertest 9/2021 eindrucksvoll bewiesen hat, klären wir diese Frage heute.

Warum ich oft mit dem Hatzenbachbogen und den anschließenden Hatzenbach-Wechselkurven in die Kurvendiskussion einsteige? Nicht nur, weil es die ersten Kurven der 20,6 Kilometer langen Nordschleife sind, sondern vor allem, weil speziell diese Kurven-Layouts dir sofort viel über den fahrdynamischen Charakter des jeweiligen Fahrzeugs verraten.

Mit seinem mittelschnellen, leicht nach außen hängenden Rechtsknick gibt dir der Hatzenbachbogen sofort eine Rückmeldung, wie viel Vertrauen dir ein Fahrzeug im Grenzbereich bei Lastwechseln oder unter Last vermittelt. Besonders bei Hecktrieblern nehmen dir allzu motivierte Gierbewegungen und ein eher loses Heck schnell die gewünschte Entspanntheit.

Der Hatzenbachbogen ist wichtig für den Kopf. Weckt ein Fahrzeug hier bereits ein gutes Grundvertrauen in dir, fühlst du dich auf den verbleibenden Nordschleifen-Kilometern sicherer und bist automatisch motivierter. Im Umkehrschluss: Wenig Vertrauen im Hatzenbachbogen bedeutet automatisch, dass du an allen folgenden Highspeed- und Mutpassagen immer etwas reservierter zu Werke gehst. Lenkpräzision und Fahrstabilität – nach dem Hatzenbachbogen verraten die bekannten Wechselkurven und auch ihre Curbs weitere Details über das Dynamiktalent.

Wer jetzt die Streckengrafik aus Supertest 9/2021 mit der aktuellen Rundenzeit vergleicht, dem wird auffallen, dass man nicht pauschal sagen kann, der Hecktriebler wäre per se in allen Kurven langsamer, weil der Allradler die größere Fahrstabilität mitbringt. Im ersten Nordschleifen-Sektor (vom Start an der T13 bis zur Brücke Ausgang Aremberg) sind beide M4-Varianten zum Beispiel mit 1.24,5 Minuten gleich schnell unterwegs.

Allradler fährt entspannter schnell

BMW M4 Competition xDrive
Hans-Dieter Seufert
Das Allround-Paket aus noch höherer Fahrsicherheit im Alltag und noch performanterer Fahrdynamik auf der Rennstrecke bietet der M4 Competition mit Allrad.

Und doch haben sich beide Nordschleifen-Runden bis hierhin anders angefühlt. Dort der M4 Competition mit reinem Hinterradantrieb, der unter Last prinzipiell stärker mit seinem Heck drückt und dessen Gierfreudigkeit im Grenzbereich auch mal kleine Gegenlenk-Impulse erfordert. Und hier der M4 Competition mit M xDrive, der neutraler und fahrstabiler über die Ideallinie hetzt. Zusammenfassend ist schon an diesem Punkt klar: Der Allradler lässt sich entspannter im Grenzbereich bewegen, während der Hecktriebler mehr Fahrkönnen und Konzentration erfordert, um ähnlich schnell unterwegs zu sein.

Doch auch wenn der Hecktriebler im ersten Nordschleifen-Sektor mithalten kann, zeigt der Allradler schon hier, was ihn auszeichnet. Er erzeugt bei seinem Fahrer prinzipiell ein höheres Grundvertrauen, das in Mutpassagen automatisch schneller macht. Im ersten Sektor ist das beispielsweise gut erkennbar am Streckenabschnitt Flugplatz. Mit 168 km/h fährt der Allrad-M4 5 km/h schneller in die erste Rechtskurve am Flugplatz als der Hecktriebler.

Apropos Vertrauen in Mutpassagen: Die Allradversion sticht im zweiten Nordschleifen-Sektor beispielsweise auch signifikant schneller als der Hecktriebler in die bergabführende Spiegelkurve rein. Auch in der anschließenden Kurvenkombi "Miss-hit-miss" ist das Zutrauen in den Allrad-M4 stärker, was wiederum zu höheren Geschwindigkeiten führt. Der Hecktriebler hat in diesem Streckenabschnitt etwas empfindlicher auf Lastwechsel reagiert.

"DSC off" gilt bei der Nordschleifen-Jagd für beide M4-Versionen. Spannend, wie man die unterschiedlichen Modelle ansonsten auf ganz unterschiedliche Weise für den Ideallinien-Besuch vorbereitet. Im Hecktriebler trimmt man das im Grenzbereich gerne mal von Leistungsübersteuern geprägte Fahrverhalten mithilfe der zehnstufigen Traktionskontrolle. Stufe 0 bedeutet "TC off", während 10 für maximale Regeleingriffe steht. Der ideale Mix aus Agilität und Stabilität im Hecktriebler? Nordschleife in TC-Stufe 5.

Und welche Einstellung passt im Allradler für die Schleife? Wie bereits aus F90-M5 und M8 bekannt, bietet das Allradsystem auch im M4 drei Einstellungsstufen an: 4WD, 4WD Sport und 2WD. Für den Nordschleifen-Einsatz erweist sich der 4WD-Modus am zielführendsten, da er ein hohes Maß an Traktion mit einem weitgehend neutralen Fahrverhalten paart. In der 4WD-Sport-Einstellung wird ein nochmals höherer Anteil des Antriebsmoments an die Hinterräder übertragen. Speziell für die Nordschleife, aber auch beim Test auf dem GP-Kurs Hockenheim ist "4WD Sport" eine etwas zu agile Abstimmung. Nichts für ernsthafte Rundenzeiten und "nur" für quertreibenden Fahrspaß: der 2WD-Modus.

Traktionskontrolle? Nicht nötig!

Und wie sieht’s mit der Einstellung der Traktionskontrolle aus? In den beiden Allradmodi ist die Traktionskontrolle nicht nutzbar. Beim M4 Competition mit M xDrive lässt sich die Traktionskontrolle nur im 2WD-Fahrprogramm anwählen. War es technisch nicht möglich, die TC im Allradbetrieb einzubinden?

"Technisch wäre das durchaus möglich. Wir haben aber zwei Allrad-Modi ausgeprägt, die durch die situationsgerechte Momentenverteilung schon die nötige Gierdämpfung bieten. Somit haben wir bei ‚DSC off‘ ein ,reines‘ und nicht zusätzlich durch eine weitere Instanz geregeltes Fahrverhalten ohne zusätzliche Dämpfung durch die Traktionskontrolle ausgeprägt. Wie immer bei uns: so viel Regelung wie nötig, so viel pures Fahrzeugverhalten wie möglich! Und da sind wir im Allradbetrieb der festen Überzeugung, dass die Spür- und Fahrbarkeit ohne überlagerte ,Zusatzregelung‘ absolut mustergültig ist beziehungsweise im anderen Fall die Gefahr einer für den feinnervigen Fahrer zu synthetischen Rückmeldung bestünde", erklärt Jörg Weidinger, Versuchsingenieur und Fahrdynamik-Entwickler für die M-Modelle.

In der Tat: Die Abstimmung des 4WD-Modus verleiht dem M4 Competition im Grenzbereich schon so eine bärenstarke Traktion, dass man sich überhaupt keine TC-Eingriffe mehr dazuwünscht. Während der Hecktriebler im Grenzbereich jederzeit die Sinne schärft und der Pilot des Öfteren das Heck mit Lenk-Impulsen auf Kurs bringen muss, liefert der xDrive-M4 mit seiner gewonnenen Fahrstabilität sofort mehr Vertrauen. Durch das gesteigerte Traktionsniveau kann man in der Allradversion spürbar früher aufs Gaspedal steigen als mit reinem Hinterradantrieb.

Schnell trotz 1755 Kilogramm!

BMW M4 Competition xDrive
Hans-Dieter Seufert
Eigentlich unfassbar, aber wahr: Obwohl der M4 Competition mit M xDrive mit 1755 Kilogramm nochmals 53 Kilo schwerer als der Hecktriebler ist, präsentiert er eine beeindruckende Agilität.

Klingt aus Performance-Sicht nach einer klaren Angelegenheit, oder? Aus Performance-Sicht schon. Kilometer für Kilometer kratzt der M4 Competition mit M xDrive Zehntel um Zehntel von der schon herausragenden Nordschleifen-Rundenzeit des Hecktrieblers (7.30,79 Minuten). Rundenzeiten sind jedoch nicht immer alles. Aus rein fahrdynamischer Sicht ist der RWD-M4 zwar nicht schneller, fühlt sich jedoch insgesamt noch eine Spur agiler an. Womit wir beim Thema Gewicht wären.

Schon den Hecktriebler haben wir für seine 1702 Kilo getadelt. Wie zu erwarten, ist der Allradler im Vergleich nochmals schwerer geworden – und zwar laut unserer Radlastwaage um 53 Kilo. Das sorgt für Bauchschmerzen bei Sportfahrer-Gourmets.

Für Gewichtsfetischisten hier die jeweiligen Bauteile, die für den Gewichtszuwachs verantwortlich sind: Ölwanne (RWD-M4: 10,9 kg, 4WD-M4: 11,6 kg, Gewichtsplus wegen Durchtrieb durch Ölwanne: 0,7 kg), Getriebe (RWD-M4: 89 kg, 4WD-M4: 89,9 kg, Gewichtsplus wegen Anschlussgeometrie für Befestigung Verteilergetriebe: 0,9 kg), Gelenkwelle nach vorn (plus 2,8 kg), Verteilergetriebe (plus 19,5 kg), Vorderachsgetriebe (plus 15 kg), Antriebswellen vorn (plus 12,7 kg). Fahrwerk insgesamt: plus ein Kilo.

Für die Fetischisten unter den Gewichtsfetischisten sei jedoch erwähnt, dass der Allrad-M4 auch Bauteile trägt, die leichter als beim RWD-M4 sind: Motor-/Getriebe-Lagerung (RWD-M4: 5,9 Kilo, 4WD-M4: 4,4 Kilo, Gewichtsminus 1,5 kg, da teilweise in Verteilergetriebegehäuse integriert), Gelenkwelle nach hinten (RWD-M4: 11,4 kg, 4WD-M4: 10,6 kg, ein Minus von 0,8 kg, da Bauteil kürzer wegen Länge des Verteilergetriebes).

Durch das Allradkonzept verteilt sich der Gewichtszuwachs logischerweise zum größten Teil auf die Vorderachse. Die Vorderachslast ist von 900 Kilo beim Hecktriebler auf 945 Kilo beim Allradmodell angestiegen. Auch wenn die Vorderachse des Allradlers alles andere als stumpf ist, war die Vorderachspräzision des Hecktrieblers noch etwas höher. Auf der Nordschleife macht sich das etwas direktere Einlenkverhalten und die stärkere Gierfreudigkeit des RWD-M4 besonders in den langsameren und verwinkelten Ecken bemerkbar. Durch die enge Wehrseifen-Links zirkelte der Hecktriebler beispielsweise etwas fixer als der Allradler.

BMW M4 Competition xDrive
Hans-Dieter Seufert
Die Werksangabe von 510 PS wird um 19 PS respektive 3,7 Prozent überschritten. Bei 2500/min baut sich ein Drehmomentberg auf, der bei 2650/min die 600-Nm-Marke durchbricht und sein Maximum (rund 680 Nm) von 3000/min bis 5300/min aufrechterhält. Die resultierende Leistungskurve bietet ein Maximalleistungsplateau ab 5400/min.

Die bessere Lenkpräzision trifft beim Hecktriebler verglichen mit dem Allradler jedoch immer wieder auf die mäßigere Traktion. Das Ergebnis lässt sich beispielsweise auf der Brücke von Breidscheid gut beobachten: Auf direktes Einlenken folgt im RWD-M4 irgendwann der Haftungsabriss der Hinterachse. Und das mündet nicht nur hier, sondern auf den 20,6 Kilometern immer mal wieder in leichten Querstehern, die Zeit kosten. Ganz anders im Allrad-M4: Sein Einlenkverhalten ist zwar einen Tick konservativer, aber er holt viel Zeit durch seine Traktion und Fahrstabilität beim Herausbeschleunigen wieder rein.

Im hinteren Teil der Nordschleifen-Runde, beispielsweise ab Streckenabschnitt "Hohe Acht" bis ins Brünnchen, merkt man dem Allradler etwas nachlassenden Vorderachsgrip und eine leicht zunehmende Tendenz gen Untersteuern an. Tendenziell schont der Hecktriebler die Vorderachspneus etwas mehr.

Nicht nur beim Thema Lenkpräzision reagiert der Hecktriebler noch eine Nuance sensibler auf Lenkbefehle, auch beim Anbremsen ist das Mehrgewicht auf der Vorderachse spürbar. Spürbar insofern, als die Bremspunkte etwas früher gesetzt werden müssen als im Hecktriebler, der auch schon kein ausgewiesener Spätbremser ist. Da kann man sich mit der ABS-Abstimmung noch so viel Mühe geben – auf der Bremse lässt sich das Gewicht im Grenzbereich irgendwann halt nicht mehr wegdiskutieren.

Damit der Allradler trotzdem Agilität auf die Ideallinie zaubert und sein Traktionsplus nicht in einer stumpfen Vorderachse verpufft, wurden beim allradgetriebenen M3/M4 der Achsträger und alle radführenden Bauteile der Vorderachse (Lenker, Schwenklager, Federbein) übrigens komplett neu entwickelt.

"Durch die komplette Neugestaltung der Kinematik der Radaufhängung an der Vorderachse wurden beispielsweise die Antriebseinflüsse auf die Lenkung durch Verkleinerung des Triebkrafthebelarms bei gleichzeitig größerer Spreizung auf ein nicht spürbares Minimum reduziert, was bei Antrieben an der Vorderachse immer ein generelles Problemfeld darstellt. Das tiefe Rollzentrum in Verbindung mit einer im Vergleich zum Fahrzeug mit Standardantrieb komplett neuen Feder-/Dämpfer-/Stabi-Abstimmung setzt somit trotz ,Allradnachteil‘ Maßstäbe in der Fahrzeugkontrolle im Grenzbereich", erklärt Fahrdynamik-Experte Weidinger.

Ähnlich wie das auf der Rennstrecke gut dosierbare Brake-by-Wire-Bremssystem mit zwei Kennlinien (Comfort, Sport) wäre einem die für den Allradler modifizierte Lenkung nicht aufgefallen, wenn man sich nicht in die Technik eingelesen hätte. Die nicht zu spitze, aber auch nicht zu stumpfe Rückmeldung fühlt sich subjektiv identisch zu der des Hecktrieblers an.

Jörg Weidinger: "Die Lenkgestänge-Übersetzung der Achse ist aufgrund der ungünstigeren Platzverhältnisse durch die Antriebswellen indirekter als beim M3/M4 mit Standardantrieb. Wir haben daher über die Zahnstange die Gesamtlenkungsübersetzung wieder auf ein vergleichbares Niveau gebracht. Der M4 xDrive wäre mit der Übersetzung des RWD also deutlich indirekter in seiner Lenkübersetzung und somit bedeutend weniger agil."

Abschlussfrage: Hecktriebler oder Allradler? Das bleibt Geschmacksache. Verdammt schnell sind beide Versionen. Sportfahrer-Gourmets werden nach wie vor den Hecktriebler schätzen. Das Allround-Paket aus noch höherer Fahrsicherheit im Alltag und performanterer Fahrdynamik auf der Rennstrecke bietet jedoch der Allradheld aus Garching.

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871 Mal abgestimmt
AllradantriebHinterradantrieb
Supercheck Wertungen
Nürburgring Nordschleife
17
maximal 20 Punkte
7.29min

Im Vergleich zum Hecktriebler gewinnt der M4 Competition durch seinen Performance-Allradantrieb deutlich an Fahrstabilität. Während der Hecktriebler zum Leistungsübersteuern tendierte und die Traktionskontrolle ihn „zähmen“ musste, fährt sich der Allradler im 4WD-Modus neutraler. Dank des hohen Traktionsniveaus kann man deutlich früher aufs Gas gehen. So macht der Allradler nicht nur Zeit auf den Hecktriebler gut, sondern er fährt sich am Limit auch entspannter. Obwohl sich der Allradler erstaunlich agil präsentiert, baut der Vorderachsgrip im zweiten Teil der Runde etwas mehr als beim Hecktriebler ab.

Hockenheim-Ring Kleiner Kurs
15
maximal 20 Punkte

Trotz Traktionskontrolle kämpfte der Hecktriebler beim Herausbeschleunigen aus den engen Kurven auf dem GP-Kurs mit Haftungsabriss. Hier punktet der Allradler im neutralen 4WD-Modus mit deutlich höherer Traktion. Je nach Streckengrip kann auch das noch etwas agilere Allrad-Programm „4WD Sport“ hilfreich sein. Die höhere Vorderachslast im Vergleich zum Hecktriebler spürt man vor allem beim Anbremsen auf verwinkelte Ecken. Schon der Hecktriebler war kein ausgewiesener Spätbremser. Im Allrad-M4 empfiehlt es sich, die Bremspunkte nochmals etwas früher zu setzen, um die Vorderachse nicht zu überfahren.

Beschleunigung / Bremsen
8
maximal 10 Punkte
16,6sek

Zwischen dem bereits getesteten Hecktriebler und dem Allradler herrscht in dieser Disziplin Gleichstand. Der 4WD-M4 beschleunigt zwar eine Zehntelsekunde schneller auf 200 km/h, hat jedoch mit 133,7 Metern einen geringfügig längeren Bremsweg (RWD-M4: 130,7 Meter).

Beschleunigung 0-200 km/h:
11,8 s
Bremsen 200-0 km/h:
4,8 s
Windkanal
9
maximal 10 Punkte

Wie schon der Hecktriebler verzeichnet auch die Allradversion Auftrieb an der Vorderachse und Abtrieb an der Hinterachse. Im direkten Vergleich hat sich die Aerobalance beim Allradler leicht nach vorn verlagert. Die Fahrstabilität bei hohem Tempo ist bei beiden Modellen ähnlich gut.

Vorderachse bei 200 km/h:
35 kg Auftrieb
Hinterachse bei 200 km/h:
25 kg Abtrieb
Querbeschleunigung
7
maximal 10 Punkte
1,35g

Wenig überraschend legt der M4 Competition mit Allradantrieb den gleichen Querbeschleunigungswert hin wie schon der reine Hecktriebler im Supertest 9/2021. Beide Fahrzeuge haben den optionalen Reifen Michelin Pilot Sport Cup 2 mit BMW-Kennung getragen. Querdynamisch bewegen sich die M4-Brüder auf ähnlichem Niveau. Daher war in dieser Disziplin kein großer Sprung zu erwarten.

36-Meter-Slalom
14
maximal 15 Punkte
142km/h

Ein ruhiges Fahrverhalten bedingt Ruhe am Lenkrad. Der Allradler bleibt dann im schnellen Slalom neutral bis leicht untersteuernd. Um Maximalwerte zu erreichen, muss man aber raus aus der Komfortzone: Bei härterem Einlenken und Umsetzen wirkt das Fahrwerk etwas weich und kippelig mit gelegentlichen Querstehern. An die Leistung des hinterradgetriebenen M4 kommt er nicht ganz ran.

Ausweichtest
9
maximal 15 Punkte
152km/h

Die über die Jahre gewachsenen Fettpolster rächen sich im schnellen und verwinkelten Ausweichtest. Nicht nur gemessen, auch gefühlt. Am sichersten bleibt der M4 beim Rollenlassen komplett ohne Gas. Rund 149 km/h sind so zu realisieren. Die letzten 3 km/h haben es in sich. Mit angelegtem Gas wird der Allradler zwar agiler und neutraler, spontane Heckausbrüche gehören aber auch zum Programm.

Fazit

79 Punktemaximal 100 Punkte

Ehrlich gesagt, war ich zunächst etwas skeptisch, ob der M4 Competition mit Allrad wegen seines nochmals gestiegenen Gewichts dem Hecktriebler querdynamisch das Wasser reichen kann. Sicherlich bleibt der reine Hecktriebler weiterhin das puristischere Antriebskonzept. Wer jedoch einen idealen Kompromiss mit höherer Fahrstabilität und nochmals leicht besserer Performance sucht, der findet im Allrad-M4 den perfekten Partner für Alltag und Rennstrecke.

Technische Daten
BMW M4 Coupé Competition M xDrive M4 Competition
Grundpreis107.300 €
Außenmaße4794 x 1887 x 1393 mm
Kofferraumvolumen440 l
Hubraum / Motor2993 cm³ / 6-Zylinder
Leistung390 kW / 530 PS bei 6250 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h
0-100 km/h3,5 s
Die aktuelle Ausgabe
Sport Auto 03 / 2022
Sport Auto 03 / 2022

Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten