BMW X1 und 2er Active Tourer im Vergleich
Lohnt sich der teurere SUV?

Ob sich der gut 5.000 Euro teurere SUV im Vergleich mit dem Minivan aus der vielfältigen 2er-Baureihe lohnt? Das prüfen wir.

BMW X1, BMW 2er Active Tourer
Foto: Achim Hartmann

Mittlerweile suggeriert das Straßenbild deutlich, dass Minivans aussterben und alle SUV fahren wollen. Bei BMW wird hingegen der 2er Active Tourer von seinem Plattformbruder X1 aktuell gar nicht so stark überschattet. Bis einschließlich Juli wurden dieses Jahr 7.362 Tourer und 19.124 X1 neu zugelassen. Die Ende 2022 angelaufene dritte Generation des Kompakt-SUV kommt damit nah an die 3er-Baureihe, die bei BMW mit 20.025 Einheiten wie gewohnt die meisten Neuzulassungen verbucht.

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Die unerwartet hohe Popularität des Tourer dürfte auch am Preis liegen: In den getesteten 20i-Versionen kostet ein 220i ab 39.600 Euro und somit 5.300 Euro weniger als das X1-Pendant. Allrad- statt Frontantrieb gibt es für gut 6.000 Euro Aufpreis inklusive 23i-Vierzylinder mit 204 PS.

Beide leisten 170 PS

BMW X1, BMW 2er Active Tourer
Achim Hartmann

Bei beiden Testwagen versteckt sich der 20i unter der Haube. Dabei handelt es sich um einen Dreizylinder-Turbobenziner, welcher mit Elektrounterstützung durch ein Mild-Hybrid-System auf eine Systemleistung von 170 PS und ein Systemdrehmoment von 280 Nm kommt.

Der 20i-Antrieb kombiniert einen 156 PS starken Dreizylinder mit einem 48-Volt-E-Motor, der maximal 14 kW leistet. Dessen Unterstützung beim Vortrieb nimmt man nicht wahr, wohl aber die für ein Mildhybridsystem kräftige Rekuperationsleistung. Für den Testverbrauch bewirkt die Elektrifizierung zwar keine Wunder, dennoch sind 8,0 (220i) und 8,2 l/100 km für die Karosserieformen ziemlich effizient. Mit den serienmäßigen 45-Liter-Tanks muss so nach spätestens 500 Kilometern getankt werden, der 54-Liter-Tank kostet 50 Euro Aufpreis.

Den Standardsprint haken beide Autos in circa acht Sekunden ab, erst im höheren Tempobereich erarbeitet sich der 42 kg leichtere Tourer einen minimalen Vorsprung: 100 auf 180 km/h in 22,7 statt 24 Sekunden. Trotz seiner 20 Millimeter schmaleren Reifen bremst der Minivan von 100 auf 0 km/h noch kraftvoller: 34,5 zu 35,4 Meter. Den zusätzlichen Grip der Michelin Pilot Sport 4S spürst du im X1 hingegen deutlich: Er fährt noch etwas sportlicher, wobei es am Kurvenausgang mit den 240 Nm des 1,5-Liter-Benziners nie aufregend wird.

Mit ihren M-Sportfahrwerken liegen die Testwagen 15 mm tiefer und federn leicht angestrafft – etwas mehr noch der X1, der jedoch vor allem hibbeliger abrollt und Fahrbahnunebenheiten auch mal ziemlich stark in die bequemen Sportsitze überträgt. Die sind hier wie dort identisch, nur sitzt man im X1 tiefer und weniger stuhlartig. Je nach Lehneneinstellung können die nicht längsverstellbaren Kopfstützen unangenehm nah kommen.

iDrive-Schalter weggespart

BMW X1
Achim Hartmann

Im Innenraum gibt es wenige Unterschiede zwischen den zweien. Bei beiden wurden der iDrive-Schalter weggespart.

Bei der Bedienung verwenden beide das gleiche Konzept, weshalb sie diesbezüglich im Vorgängervergleich deutlich schlechter abschneiden. Das geht mit Außentürgriffen los, die man nur von unten greifen kann (vorher: Bügelgriffe). Innen löst eine rutschige Walze auf der Mittelkonsole den Lautstärke-Drehregler ab, und neben den Direktwahltasten für das Infotainment fehlt auch die Bedieneinheit für die Klimaanlage. Auch weg: die Favoritentasten und der Knopf für die Start-Stopp-Automatik (nur via Sport-Modus deaktivierbar). Vor allem hat BMW den bewährten iDrive-Schalter für die Menünavigation und den Kartenzoom rausgeschmissen. Es wird also nur noch getoucht (und gesprochen), das aber nun auf einem größeren, gut erreichbaren Bildschirm.

Ein signifikanter Unterschied der ansonsten sehr ähnlichen Cockpits: Im 2er wird das Head-up-Display auf eine ausfahrende Kunststoffscheibe projiziert, im X1 näher ins Sichtfeld auf die Frontscheibe. Obwohl es schlechter ist als sein Gegenstück im X1, kostet das Display des Tourer als Teil des Innovationspakets ebenso 3.200 Euro (das Paket enthält zum Beispiel noch Matrix-Scheinwerfer).

In den X1 passt mehr rein

BMW X1
Achim Hartmann

Mit 500 Litern Kofferraumvolumen liefert der X1 bedeutend mehr Platz im Gepäckabteil als der 2er Active Tourer mit 415 Litern. Der X1 bietet Werte auf 3er Touring Niveau.

Ansonsten bietet der elf Zentimeter längere SUV nicht nur 20 mm zusätzlichen Fondbeinraum, sondern gleich 85 Liter mehr Gepäckraum. Das sieht man auf den Bildern gut: Der Koffer nimmt im 220i deutlich mehr der verfügbaren Länge ein als im X1. Weiterer Kleinkram passt unter den vorderen Teil des nicht verstellbaren Ladebodens. Hier wie dort liefern die um 13 cm verschiebbaren Rücksitze (400 Euro) größere Flexibilität und via neigbarer Lehnen ein Komfortplus.

So entscheidet vor allem der Platzbedarf, ob sich der Aufstieg vom 2er Active Tourer zum X1 lohnt. Oder der bevorzugte Antrieb, denn nur den SUV gibt es als Elektroauto iX1. Zudem kündigt BMW im Konfigurator ausschließlich für den X1 eine 300 PS starke M35i-Version an.

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Fazit

Der 2er und der X1 liegen in den meisten Disziplinen sehr nah beieinander. Der etwas längere und über 5000 Euro teurere SUV bietet vor allem mehr Gepäckraum.

Technische Daten
BMW 220i Active Tourer M SportpaketBMW X1 sDrive 20i M Sportpaket
Grundpreis43.150 €48.750 €
Außenmaße4386 x 1824 x 1576 mm4500 x 1845 x 1642 mm
Kofferraumvolumen415 bis 1405 l500 bis 1545 l
Hubraum / Motor1499 cm³ / 3-Zylinder1499 cm³ / 3-Zylinder
Leistung115 kW / 156 PS bei 4700 U/min115 kW / 156 PS bei 4700 U/min
Höchstgeschwindigkeit221 km/h216 km/h
0-100 km/h7,9 s8,2 s
Testverbrauch8,0 l/100 km8,2 l/100 km
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AUTO MOTOR UND SPORT 10 / 2024
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Erscheinungsdatum 25.04.2024

148 Seiten