Oldtimer-Sportwagen Chevrolet Corvette C2
Überraschend erschwingliches V8-Coupé

Wer sich einen europäischen Sportwagen mit Achtzylindermotor zulegt, kann sich auf hohe Wartungs- und Reparaturkosten einstellen. Besitzer einer Corvette C2 können dagegen locker bleiben – zumindest was Arbeiten an der Technik betrifft.

Chevrolet Corvette C2 Service Station MKL 01/2018
Foto: Fact

Wer sich in der Tabelle (siehe unten) die Preise für regelmäßige Service-Arbeiten anschaut, kann kaum glauben, dass sie für einen Achtzylinder-Sportwagen gelten – in diesem Fall für eine Chevrolet Corvette C2. Diese gab es zunächst mit einem 327er-Motor (Hubraum 5.359 cm3), 1965 kam ein 396er-Big-Block (6.486 cm3) hinzu, der im Modelljahr 1965 auf 427 Cubic Inches (6.996 cm3) erweitert wurde. Bei allen Maschinen entfällt die Position „Ventilspiel einstellen“, weil sie Hydrostößel besitzen, und das reduziert schon mal die Wartungskosten.

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Nur bei Hochleistungsmaschinen wie jener, die zur 1967 angebotenen Option L88 gehört (die unter anderem auch ein M22-Vierganggetriebe, spezielle Bremssättel und ein härteres Fahrwerk enthielt), muss das Ventilspiel eingestellt werden. Laut zuverlässigen Quellen wurden aber lediglich 20 C2 L88 ausgeliefert. Dafür besitzen die L88 und alle ab 1964 gebauten High-Performance-Motoren einen kontaktlosen Zündverteiler, es entfällt dann das regelmäßige Ersetzen der Unterbrecherkontakte.

Elektronische Zündung für 300 Euro

Chevrolet Corvette C2 Service Station MKL 01/2018
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Mit Blick auf die Preisliste sollte man kaum glauben, dass es sich um einen V8-Sportwagen aus den USA handelt.

Wobei, wirklich teuer ist diese Arbeit mit etwa 80 Euro nicht. Walter Renz, Corvette-Spezialist aus Jettingen südlich von Stuttgart, bevorzugt aber statt der günstigen Standardkontakte immer eine etwas teurere Ausführung mit eingebautem Kondensator, sodass dann immer beide Teile gleichzeitig gewechselt werden. „Aber wer will, kann auch für circa 300 Euro auf eine elektronische Zündung umrüsten lassen“, so Renz. Bei originalgetreuen C2 fällt etwa beim Unterbrecherwechsel etwas mehr Schraubarbeit an, weil erst die verchromte Verteiler- und Kabelabdeckung zu demontieren ist. „Diese dient der Funkentstörung, aber bei vielen Autos fehlt sie“, so Kurt Huber, Corvette-Experte aus der Schweiz. Die Gemischaufbereitung ist ebenfalls ein unproblematisches Kapitel, zumindest wenn der simple Vierfachvergaser von Carter oder Holley verbaut ist. Doch im Modelljahr 1967 gab es Versionen mit drei Doppelvergasern, deren Einstellung sich laut Renz aufwendig gestalten kann. „Manchmal laufen auch die Schwimmerkammern über“, nennt Huber einen möglichen Mangel. Auf jeden Fall ist diese Vergaseranlage ein Fall für Experten.

Corvette C2 regelmäßig bewegen

Das trifft ebenfalls auf die bis 1965 in manchen Exemplaren montierte mechanische Benzineinspritzung von Rochester zu. Ausgewiesene Experten für diese Anlage gibt es in Deutschland kaum. Funktioniert sie, sollte der Wagen regelmäßig bewegt werden. Bei langen Standzeiten verflüchtigt sich nämlich der Kraftstoff im Inneren und der zurückbleibende Film beeinträchtigt die Funktion. Um Probleme zu vermeiden, wird daher oft auf Vergaser umgerüstet. Wer der Einspritzung treu bleibt, sollte daran denken, alle 15.000 Meilen den Filter des Systems (Preis 25 Euro) zu wechseln. Auch bei Fahrzeugen mit Vergasern gibt es bei den Vergasern Carter WCFB, Holley 2300 und 4150 einen kleinen Vorfilter (Preis 2,50 Euro). Er sollte alle 12.000 Meilen getauscht werden, während der In-Line-Filter beim Carter ACP (fünf Euro) alle 24.000 Meilen zu tauschen ist.

Wenig Beachtung beim Service findet die Kurbelgehäuse-Entlüftung, die nicht bei allen C2 identisch ist. Während es bei den 64er- und 65er-Modellen bei Reinigungsarbeiten bleibt, muss bei den anderen Modellen alle 12.000 Meilen das sogenannte PCV-Ventil (Positive Crankcase Ventilation) erneuert werden. Kommen wir zur Kraftübertragung. Bei Automatikgetrieben ist ein regelmäßiger Ölservice mit Filterwechsel unbedingt ratsam. Dem Schaltgetriebe sollte man ebenfalls mal einen Ölwechsel gönnen und dabei nicht sparen. Mancher füllt sogar ein Synthetiköl ein. Die Kreuzgelenke der Antriebswellen zählen zu den Verschleißteilen; sie zu erneuern, kann 400 Euro kosten.

Undichtigkeiten im Bereich der Kolben

Chevrolet Corvette C2 Service Station MKL 01/2018
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Übrigens konnte man 1965 trotzdem noch Trommelbremsen ordern, was den Wagen 64,50 Dollar billiger machte.

Unterschiedlich fallen die Ausgaben für die Bremsanlagen aus. Die 63er- und 64er-C2 besaßen selbstnachstellende Trommelbremsen an allen vier Rädern. Müssen deren Backen erneuert werden, ist dies teurer als ein Bremsbelagwechsel bei den im Modelljahr 1965 eingeführten Scheibenbremsen. Übrigens konnte man 1965 trotzdem noch Trommelbremsen ordern, was den Wagen 64,50 Dollar billiger machte. Zu den Scheibenbremsen sei noch erwähnt, dass die Vierkolben-Bremssättel in jüngster Zeit deutlich teurer geworden sind und dass „Undichtigkeiten im Bereich der Kolben auftreten, wenn die Fahrzeuge länger stehen“, so Huber. Er macht ferner darauf aufmerksam, dass speziell bei den 63er- und 64er-Modellen die Radlager kleiner dimensioniert waren und daher ganz besonders unter den Belastungen leiden, die durch die Montage breiterer Reifen entstehen. Ansonsten halten die Radlager sehr lange.

Doch man sollte wissen, dass das Einstellen des Spiels an den hinteren Radlagern oder deren Wechsel nach Hubers Angaben ein „sehr mühsames Geschäft“ ist. Hobbyschrauber sollten die Finger davon lassen, da sie unter Umständen andere Bauteile wie den Achsstummel dabei beschädigen. Werkstätten behelfen sich beim Radlagerwechsel mit gezieltem Einsatz von Wärme und Spezialwerkzeug. Die Corvette hat zwar eine fortschrittliche Einzelradaufhängung rundum, dennoch gibt es im Bereich des Fahrwerks einige Schmiernippel, wie an den Spurstangenenden oder am Umlenkhebel der Lenkung, wo oft übermäßiger Verschleiß vorliegt. Auch die Kreuzgelenke des Antriebs können übrigens Schmiernippel haben. Zur Lenkung sei noch erwähnt, dass der Wagen manchmal leicht die Fahrtrichtung ändern kann, ohne entsprechende Lenkbewegung. Das liegt dann oft an einer verschlissenen Hardyscheibe.

Sollten altersbedingt die Gummibuchsen des Fahrwerks hart und spröde geworden sein, rät Huber, sie nicht gegen harte PU-Buchsen zu tauschen, „die passen einfach nicht zum Charakter des Autos und können auch Geräusche verursachen“. Und noch eine Anmerkung am Rande: „Manche Prüfer beanstanden bei der Hauptuntersuchung die zur Seite ragenden Flügel der Zentralverschlüsse der Räder“, weiß Renz. Manche sägen dann einfach ein Stück weg, was das Festziehen und Lösen mit dem Bleihammer kaum mehr möglich macht. Noch ein Blick auf die Teilesituation. Die ist ziemlich gut, vieles ist sogar preisgünstig. Aber es gibt Qualitätsunterschiede, und gute Teile sind entsprechend teurer. Doch alles in allem ist eine gute C2 kein finanzielles Abenteuer, wenn die Anschaffungskosten von 71.000 Euro für ein Exemplar in Zustand zwei gestemmt sind (Zustand vier: 27.000 Euro).

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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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