Ford Kuga 1.5 Ecoboost im Dauertest
Zwischenbilanz nach 59.967 km

Wir haben einen Neuzugang im Fuhrpark: Der 150 PS starke Ford Kuga stellt sich dem Dauertest über 100.000 Kilometer. Nach knapp 60.000 km ist es Zeit für eine erste Zwischenbilanz. Gab es neben Freude auch schon Kummer? Lesen Sie selbst.

Mit gerade mal 1.242 Kilometern auf dem Tacho rollte der Ford Kuga zu uns die Redaktionsgarage. Race-Rot lackiert (200 Euro) und als ST-Line selbstbewusst im Auftritt, erweckt er das Interesse vieler Kollegen. Zumal sich hinter dem mächtigen anthrazitfarbenen Grill endlich mal kein Diesel, sondern ein 150 PS starker Turbobenziner mit Schaltgetriebe verbirgt.

Bei so viel Aufmerksamkeit wäre es natürlich schön, wenn der 4,54 Meter lange Kuga halten würde, was seine sportliche Optik verspricht. Und? Testkollege Lingner, der nach einer 3.000-Kilometer-Tour im Ford seine Eindrücke niederschreibt, bringt es auf den Punkt: „Der Kuga ist ein erfreulich alltagstaugliches Auto mit sauber abgestimmtem Fahrwerk sowie einem leisen und ruhig laufenden Turbobenziner.“

Recht hat er. Denn der 1,5 Liter große EcoBoost-Turbomotor legt kräftig los und bringt den SUV flott und sehr geschmeidig in Schwung. Den Standardsprint erledigt der Fronttriebler unter zehn Sekunden. Für den Zwischenspurt hält der Vierzylinder zudem über ein breites Drehzahlband (1.600 bis 4.000 Touren) ein Drehmoment von 240 Nm vor. Allerdings lässt sich das Sechsganggetriebe etwas hakelig schalten. Mal sehen, ob sich das mit zunehmender Laufleistung bessert.

Besonderes Interesse gilt natürlich dem Verbrauch, denn kleine Turbobenziner können unter Last erfahrungsgemäß einen kräftigen Durst entwickeln. Bisher musste der 1.614 Kilogramm schwere SUV 38-mal an die Tankstelle, kam mit 1.680 Litern Super 16.059 Kilometer weit. Daraus ergibt sich ein nicht gerade günstiger Testverbrauch von 10,5 l/100 km. Immerhin: Sanft bewegt belässt es der Benziner bei Werten unter neun Litern. Ölverbrauch? Bislang keiner.

Leser und Besitzer wissen inzwischen, dass Ford in jüngerer Zeit sehr fit in Sachen Fahrwerks- und Lenkungsabstimmung ist. So auch beim immerhin 1,68 Meter hohen Kuga. Seine Lenkung punktet mit einem feinen Mix aus Präzision, angenehmer Schärfe und viel Rückmeldung. Das Ergebnis ist ein SUV, der mit erstaunlicher Leichtigkeit jede Art von Kurven sehr lange neutral durcheilt. Trotz aller gebotenen Dynamik mangelt es dabei nicht an Komfort. Der Kuga spricht feinfühlig an, steckt lange Wellen gut weg und gibt nur kurze Stöße unmittelbar weiter, wobei er uns derzeit mit 18 Zoll großen Rädern begleitet.

An Platz mangelt es nicht

Kurvenzirkeln kann der Ford also ganz gut, aber auch reisen? Ja, durchaus. Die Sitzgelegenheiten sind zwar etwas dünn gepolstert und könnten mehr Beinauflage spenden, doch vier auch größere Insassen kommen in jedem Fall bequem unter. Zudem lassen sich die Fondlehnen in der Neigung verstellen, und trotz des Panorama-Schiebedachs gibt es genügend Kopf- und Beinfreiheit. In den Kofferraum passen klassenübliche 456 Liter, die sich durch Vorklappen der schmalen Rückbank auf bis zu 1.653 Liter erweitern lassen. Auf eine Skiluke oder 40 : 20 : 40-Aufteilung muss man allerdings verzichten.▷

Wenig begeistern können die nur mäßig ausleuchtenden Xenon-Scheinwerfer (1.040 Euro) sowie das Navi- und Infotainment-System Ford Sync 3 mit Rückfahrkamera und digitalem Radioempfang (970 Euro). Dem DAB-Tuner eine sinnvolle Senderliste zu entlocken ist ebenso mühsam wie das Nutzen der Sprachbedienung. Zudem fehlt es an Verkehrsdaten in Echtzeit; Ford setzt nur auf Nachrichten von TMCPro.

Immerhin ist der Touchscreen (acht Zoll) angemessen groß, und das Andocken des Smartphones via Apple Carplay oder Android Auto funktioniert ganz ordentlich, sodass man zur Not per Handy-Navigation dem Stau ausweichen kann. Dass man beim Berühren des Monitors nicht mit dem Handgelenk auf die davor platzierten Direktwahltasten drücken sollte, lernen die Kollegen dann wohl auch noch.

Umso erfreulicher ist, dass es hier weiterhin klassische Regler an der Klimaautomatik sowie unverspielte, gut ablesbare Rundinstrumente gibt. Während auch die Bedienung im Vergleich zum Vorgänger nun deutlich leichter fällt, steht es um die Material- und Verarbeitungsqualität weiterhin nicht zum Besten. Da präsentieren sich andere SUV inzwischen hochwertiger.

Dabei kostet der Ford in der teuren ST-Line mindestens 31.650 Euro und soll mittels Wildleder auf den Sitzen, reichlich roten Nähten und einigem mehr für ein gehobenes Ambiente sorgen. Unser roter Dauertestwagen mit Extras wie 230-Volt-Steckdose im Fond, Sitz-, Lenkrad- und Standheizung sowie einem Bündel an Fahrerassistenzsystemen kommt sogar laut Preisliste auf 38.720 Euro.

Na, mal abwarten. Vielleicht bewähren sich die harten Kunststoffe und erweisen sich im strapaziösen Alltagsbetrieb als verschleißfest und kratzunanfällig.

Dann mal gute Reise

Ansonsten schlägt sich der beliebte Kompakt-SUV bisher tapfer, und bis auf einen kleinen Kratzer an der linken Seitenspiegelkappe gibt es keine besonderen Vorkommnisse. Rund 17.000 Kilometer hat er nun auf der Uhr, Motorsport-Kollege Michael Bräutigam war gerade mit ihm in Oschersleben. Wir sind gespannt, wie es mit dem Kuga weitergeht. Benimmt er sich ordentlich, sieht er erst bei Kilometerstand 20.000 wieder einen Ford-Mitarbeiter – zur ersten Inspektion.

Ford Kuga, Heck dynamisch
Hans-Dieter Seufert
Der frontgetriebene Kuga macht ishc auch auf Schnee gut. Zwar wäre Allrad-Antrieb wünschenswert, aber notwendig ist er nicht.

Zwischenbilanz im Winter – 59.967 km

Ein zwielichtiger Typ, der Kuga? Na, sicher nicht. Aber einer, der einem bei Zwielicht die Sicht erschwert. Oder nachts, wenn Autos mit grellen Scheinwerfern entgegenkommen. Dann nämlich irritieren die dünnen Heizfäden in der Frontscheibe das Auge – und wenn man sie einmal so richtig wahrgenommen hat, bekommt man sie kaum mehr aus dem Blick. An kalten Wintermorgen dagegen ist die Konstruktion genial, die Drähte glühen die Scheibe innerhalb von Sekunden frei. Drinnen schaffen Sitz- und Lenkradheizung sowie die schnell ansprechende Klimaanlage muckelige Wärme.

Auch mit hellen Xenon-Scheinwerfern und der erstaunlich schmutzresistenten Rückfahrkamera führt der Kuga seinen Fahrer durch die dunkle Jahreszeit. Weniger überzeugend: Die Schmetterlingswischer bekommen die Frontscheibe oft nicht komplett sauber, vor allem diesen nervigen Salz-Regen-Schmodder reinigen sie nur mit viel Wischwassereinsatz. Trotz guter Winterreifen fährt der Kuga zudem nicht gar so traktionsfest, wie man das von einem SUV erwartet. Allradantrieb gibt es aber nur für die 26 PS stärkere und 5300 Euro teurere Version des 1.5 EcoBoost.

Unsere Winterzwischenwertung:

Kalt: Scheibenwischer lassen Schmutzränder, Frontscheibe schwer freizukratzen, Allrad wäre gut

Heiß: Klasse Frontscheibenheizung, trotz Downsizing-Motor schnell ansprechende Heizung

Vor- und Nachteile
Ford Kuga
Motor
Handling
Bedienung
Materialqualität
Technische Daten
Ford Kuga 1.5 EcoBoost ST-Line
Grundpreis31.650 €
Außenmaße4541 x 1838 x 1737 mm
Kofferraumvolumen456 bis 1653 l
Hubraum / Motor1498 cm³ / 4-Zylinder
Leistung110 kW / 150 PS bei 6000 U/min
Höchstgeschwindigkeit195 km/h
0-100 km/h9,7 s
Verbrauch6,3 l/100 km
Testverbrauch9,4 l/100 km
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Erscheinungsdatum 25.04.2024

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