Peugeot 508 SW, Skoda Superb Combi Style
Über-200-PS-Kombis mit Elektrounterstützung

Dass Peugeot 508 SW und Skoda Superb Combi gute Kombis sind, haben sie bereits bewiesen. Als kräftige Plug-in-Hybride sollen sie auch Kosten und CO2 einsparen. Wem gelingt das besser?

PEUGEOT 508 SW,  Skoda Superb Combi, Vergleichstest, ams1320
Foto: Achim Hartmann

Gegensätzlichere Kombis als Peugeot 508 SW und Skoda Superb Combi sind derzeit in der Mittelklasse wohl kaum zu finden. Während Letzterer quadratisch, praktisch und enorm geräumig ist, modellierten die Franzosen einen schicken Designerkofferträger mit säbelzahnigen Tagfahrlichtern. Sieht nach einer klaren Angelegenheit für den Skoda aus? Nicht so schnell, denn die Plug-in-Antriebe mit deutlich mehr als 200 PS Systemleistung bringen im wahren Wortsinn Spannung in das Duell.

Neue Mobilität im Alltag

Also einsteigen. Im Peugeot geht es enger zu, während das i-Cockpit das holografische, aber wenig übersichtlich animierte Digitalinstrument weit in Richtung Windschutzscheibe rückt. Deutlich näher dran: die klavierartigen Tasten des Infotainments. Sie erleichtern die Bedienung des vielschichtigen Touchscreen-Menüs zumindest etwas. Elementare Funktionen wie die Hebel für Tempomat, Licht und Scheibenwischer versteckt Peugeot hinter dem kleinen Lenkrad, wo sie den Schaltpaddeln in die Quere kommen.

Der Verstellbereich des PC-spielartigen Volants ist in der Höhe eingeschränkt. Die Franzosen behaupten, dass der Fahrer durch die tiefe Anordnung eine entspannte Haltung einnimmt. Das Problem: Wer sich dieser Maxime nicht beugt, dem versperrt der Lenkradkranz den freien Blick auf die Anzeigen, die sich für 1.200 Euro um einen Infrarot-Nachtsichtassistenten ergänzen lassen.

Dabei massieren den Fahrer sportlich geschnittene und elektrisch verstellbare Leder-Stoff-Sitze für 750 Euro den verspannten Rücken. So relaxed geht es im Fond nicht zu. Großgewachsene sitzen hier zwar recht bequem, stören sich jedoch an der weit heruntergezogenen Dachlinie und breiten Säulen, die die Rundumsicht zusätzlich erschweren. Das Anschnallen der Jüngsten im Kindersitz gerät wegen schmaler Türausschnitte sowie fummeligen Gurtschlössern zur Akrobatikeinlage.

Beim Laderaum büßt der SW Hybrid gegenüber den Verbrennervarianten nicht an Volumen ein, und auch die maximale Zuladung (478 kg) sowie Anhängelast (bis 1.340 kg) bleiben vergleichbar. Ein Schienensystem erleichtert das Fixieren des Gepäcks und der Tasche für das 200 Euro teure Typ-2-Kabel, die jedoch nicht in das Fach unter dem Ladeboden passt.

Mehr Raum, clever genutzt

PEUGEOT 508 SW,  Skoda Superb Combi, Vergleichstest, ams1320
Achim Hartmann
Subjektiv tritt der 81-kW-E-Motor des 508 im Gehäuse der Achtgangautomatik spontaner an, obwohl er in den Fahrleistungen etwas zurückliegt. Im Verbund mit dem 1,6-Liter-Vierzylinder leistet er 360 Nm und 224 PS (Skoda 400 Nm und 218 PS).

Im Superb reicht der Platz dagegen, und auch sonst erfreut er im Alltag mit seinen genial einfachen Detaillösungen. So halten beispielsweise Plastikstopper und vier Taschenhaken kleineres Ladegut am Platz. Schade nur, dass das Gepäckrollo samt Trennnetz und Hängematte für Kleidung auf der Komfortstrecke klappert und bei Nichtgebrauch im iV keinen Platz mehr findet. Denn für die Integration des Akku-Pakets unter den Rücksitzen mussten die Ingenieure das Unterflurabteil (150 Liter) für den Benzintank verkleinern. So herrscht beim Volumen mit rund 500 bis 1.800 Litern nahezu Gleichstand zwischen beiden. Wie im Peugeot klappt die Rücksitzlehne fernentriegelt im Verhältnis 60 : 40 um, bietet aber die glattere Fläche und größere Durchlade. Auch das Beladen gelingt dank niedrigerer Kante sowie größerem Kofferraumausschnitt leichter.

Dank acht Zentimeter mehr Außenlänge sowie fünf Zentimeter größerem Radstand kann man auf den Superb-Rücksitzen sogar die Beine übereinanderschlagen, dazu optional seine eigene Klimazone samt Sitzheizung schaffen. Allerdings muten die Materialien der mittleren Style-Ausstattung nüchterner an als die der GT-Top-Variante des 508. Dafür präsentiert sich das Skoda-Interieur mit vielen Ablagen aufgeräumter und ist luftiger geschnitten.

Vielfältig justierbare und gut ablesbare Digitalinstrumente wirken da fast schon extravagant. Blöd nur, dass die 390 Euro teure Einheit im Test nicht immer störungsfrei arbeitete. Zudem braucht das 2.050 Euro teure Columbus-Infotainment nach dem Start gefühlt eine Ewigkeit, bis Sprach- und Naviservice booten. Ohnehin erfreut der knopflose, schnell reagierende Touchscreen vor allem den Controller, denn der User muss diesen selbst für die simple Radiosenderwahl mehrfach berühren.

Der Skoda kommt weiter

PEUGEOT 508 SW,  Skoda Superb Combi, Vergleichstest, ams1320
Achim Hartmann
Übung benötigen die Sport-, Elektro- und Fahrmodus-Tasten in der Mittelkonsole zu den entsprechenden Menüs beim Skoda.

Auf direktem Wege führen hingegen die Sport-, Elektro- und Fahrmodus-Tasten in der Mittelkonsole zu den entsprechenden Menüs. Tatsächlich hätte hier wie im Peugeot eine Taste gereicht, zumal das manuelle Energiemanagement erst nach etwas Einarbeitung reibungslos klappt. Der iV verbraucht nach dem Start konsequent erst den Strom, der im 13-kWh-Akku steckt. Das reicht auf unserer Eco-Runde für 45 Kilometer. Mit Navi-unterstützung teilt er sich die Energie auf Langstrecken selbst ein und kommt bei behutsamer Fahrweise im Hybrid-Modus mehr als 900 Kilometer weit. Wie der 508 Hybrid kann er Energiereserven vorhalten und via Rekuperation oder mithilfe des Benzinmotors nachladen. Letzteres ist zwar energetisch ineffizient, doch so können die Plug-in-Hybride eine am Ende der Route liegende Stadt emissionsfrei durchstromern.

Den Strom beziehen beide aus nur einer Steckdosenphase, wobei der Superb-Akku im Idealfall in weniger als vier Stunden wieder voll ist. Doppelt so schnell geht es im Peugeot, weil der 30 statt 15 Ampere Ladestrom verträgt. Allerdings verbraucht sein E-Motor mehr und saugt den kleineren 11,5-kWh-Akku bereits nach 28 Kilometern im reinen E-Betrieb leer. Im Hybrid-Modus kommt er im Test deshalb auf 3,1 Liter Super und 19,0 kWh für 100 Kilometer, was einem CO2-Ausstoß von 165 g/km entspricht. Dem Superb iV reichen 1,6 Liter plus 18,3 kWh (125 g/km CO2). Diese Werte erreicht jedoch nur, wer die Plug-ins regelmäßig und am besten mit grünem Strom lädt.

Subjektiv tritt der 81-kW-E-Motor des 508 im Gehäuse der Achtgangautomatik spontaner an, obwohl er in den Fahrleistungen etwas zurückliegt. Im Verbund mit dem 1,6-Liter-Vierzylinder leistet er 360 Nm und 224 PS (Skoda 400 Nm und 218 PS). Viel Kraft, die der Franzose auch dank betont sportlicher, gripstarker Reifen besser auf die Straße bringt. Dass er dem Skoda beim Topspeed (240 statt 225 km/h) davonzieht, dürfte allerdings mehr den Verbrauch als die Reisegeschwindigkeit steigern.

Zäher wird es bei niedrigem Akkustand, wenn beide mit ruppig einsetzender Verbrennerunterstützung kämpfen. Auf der Landstraße wirkt der straff gefederte 508 deutlich agiler, wobei ihn seine Stabilitätskontrolle recht früh und spürbar einfängt. Hat man sich auf das kleine Lenkrad eingestellt, kann seine direkte Lenkung durchaus gefallen, obwohl Rückmeldung nicht zu ihren Stärken zählt.

Der Peugeot ist kräftiger

PEUGEOT 508 SW,  Skoda Superb Combi, Vergleichstest, ams1320
Achim Hartmann
Wie der 508 Hybrid kann der Skoda Energiereserven vorhalten und via Rekuperation oder mithilfe des Benzinmotors nachladen. Sehr komfortabel federt das serien-mäßige DCC-Fahrwerk.

Die des Superb ist da spürbar mitteilsamer, doch in Kurven gerät der Combi stärker ins Wanken, untersteuert früher. Im Gegenzug sorgt das Fahrwerk mit serienmäßigen adaptiven Dämpfern dafür, dass die Insassen selbst üble Bodenunebenheiten kaum spüren, bestenfalls hören. Deutlich zu hören ist dagegen der 1,4-Liter-Benziner mit 156 PS (Peugeot: 181 PS), der sich ohne E-Boost kräftig knurrend mit dem 1.759 kg schweren Skoda abmüht.

Das stört im Alltag jedoch weniger als das diffuse Bremspedalgefühl. So tritt im ersten Drittel des Pedalwegs kaum Wirkung ein, und die Übergänge zwischen mechanischer und Reku-perations-Bremse sind spürbarer. Auch die schwächeren Bremswerte und manche Fahrassistenten enttäuschen: Auf die Verkehrszeichenerkennung samt Geschwindigkeitsübernahme ist selten Verlass, und der aktive Spurhalter greift oft nervös ins Geschehen ein.

Den klaren Sieg des Superb iV gefährdet das jedoch nicht. Zumal der Testwagen als Style (45.880 Euro) mit bewertungsrelevanten Extras rund 6.000 Euro weniger kostet als der im GT-Look fein ausstaffierte 508 SW Hybrid 225e (ab 52.350 Euro). Immerhin können Käufer bis zu 4.500 Euro Plug-in-Prämie abziehen oder als Dienstwagenfahrer von der 0,5-Prozent-Regelung profitieren. Bei vergleichbarer Ausstattung geraten beide Kombis übrigens ähnlich teuer – trotz aller Gegensätze.

Fazit

1. Skoda
445 von 1000 Punkte

Der SuperbiV stromert weiter, spurtet schneller, bietet gewohnt superben Fahrkomfort, mehr Platz sowie Alltagscleverness. Allerdings schwächelt er beim Bremsen.

2. Peugeot
432 von 1000 Punkte

Der 508 SW Hybrid tritt nicht nur dynamischer auf, sondern fährt auch unterhaltsamer. Dass er schneller lädt, kompensiert nicht die geringere E-Reichweite und höheren Kosten.

Technische Daten
Skoda Superb 1.4 iV StylePeugeot 508 SW Hybrid 225e GT
Grundpreis46.930 €54.400 €
Außenmaße4869 x 1864 x 1468 mm4778 x 1859 x 1420 mm
Kofferraumvolumen485 bis 1610 l530 bis 1780 l
Hubraum / Motor1395 cm³ / 4-Zylinder1598 cm³ / 4-Zylinder
Leistung115 kW / 156 PS bei 5000 U/min133 kW / 181 PS bei 6000 U/min
Höchstgeschwindigkeit224 km/h250 km/h
0-100 km/h7,6 s8,4 s
Verbrauch0,0 kWh/100 km1,2 kWh/100 km
Testverbrauch7,4 kWh/100 km8,4 kWh/100 km