Porsche 911 GT2 RS & Lamborghini Huracán Performante
Rennstreckentaugliche Supersportler im Test

Der ehemalige trifft auf den amtierenden Nordschleifen-Rekordhalter: Lamborghini Huracán Performante gegen Porsche 911 GT2 RS. Kurz: der Vergleichstest des Jahres!

Lamborghini Huracán Performante, Porsche 911 GT2 RS, Exterieur
Foto: Hans-Dieter Seufert

Dass wir für diesen Vergleichstest überhaupt Worte gefunden haben, sogar einen zusammenhängenden Text, ist keine Selbstverständlichkeit. Angesichts der dargebotenen Performance sind wir immer noch sprachlos. Bühne frei zum Duell des Jahres – der ehemalige trifft auf den amtierenden Nordschleifen-Rekordhalter. Der Lamborghini Huracán Performante rauft sich mit dem Porsche 911 GT2 RS. Wer macht das Rennen um die Hockenheim-Krone?

Am Ende dieses Testtages werden wir vor zwei Rekord-Helden stehen, die auch in Hockenheim nicht nur alle Rekorde gebrochen, sondern auch unser 2015 penibel modernisiertes Testschema aus den Angeln gehoben haben werden.

Hochdrehzahl-Sauger vs. Biturbo

Für die Modifizierung des Testschemas haben wir vor zwei Jahren quasi den „perfekten Testwagen“ definiert. Und so sieht das imaginäre 100-Punkte-Auto aus, das in jeder Disziplin die Höchstpunktzahl holt: 600 PS, 1.500 Kilo, 2,5 kg/PS, 0–100 km/h in 3,5 Sekunden, Slalom 72 km/h, Bremsweg 100–0 km/h 32,5 Meter, 1.08,0 Minuten in Hockenheim, Preis 90.000 Euro.

Für eine Zehntelsekunde meint man in der leeren Boxengasse ein leises Kichern vernommen zu haben. Hey GT2 RS, hey Huracán Performante, lacht ihr etwa über unsere Anforderungen für die Höchstpunktzahl?

Boxenampel grün, Start frei zum Kräftemessen der Giganten. Nachdem der Lamborghini die Trophäe für die Nordschleifen-Bestzeit (6.52,01 Minuten) jüngst an den Porsche 911 GT2 RS (6.47,30 Minuten) weiterreichen musste, darf der Italiener in Hockenheim als Herausforderer wieder vorlegen.

Tür auf, Erstkontakt mit den Carbon-Vollschalensitzen im Topmodell der Huracán-Baureihe. Aussehen? Ein Traum aus Alcantara, Sichtcarbon und orangen Ziernähten. Sitzposition? Guter Seitenhalt, aber für „Mit-Helm-Fahrer“ sind die Sitze ähnlich wie im Basis-Huracán wieder zu hoch montiert.

Lamborghini Huracán Performante, Interieur
Hans-Dieter Seufert
Ein Traum aus Alcantara, Sichtcarbon und orangen Ziernähten. Der Huracán weiß Innenraum mit seinem "Supercar"-Flair zu überzeugen.

Rote Klappe auf der Mittelkonsole anheben, Startknopf drücken – bis zu diesem Zeitpunkt war der Hockenheimring eigentlich schon im Winterschlaf. Wenn das V10-Saugmotorkunstwerk mit 5,2 Litern Hubraum das erste Mal in der Boxengasse aufbrüllt, schwingt fast ein wenig Erinnerung an die Formel-1-Zeit des Motorenlieferanten Lamborghini mit. Das 3,5-Liter-V12-Renntriebwerk LE3512 leistete 1989 knapp über 600 PS. Was damals die Spitze der Formel-1- Welt markierte, wird heute von dem Straßenhelden aus Sant’Agata locker überboten.

640 Saugmotor-PS rollen im Huracán Performante auf den Kleinen Kurs. Beim Motorstart verliebst du dich, spätestens beim ersten Mal Hochdrehen weißt du: Es ist die große Liebe. Diese herrliche, verzugsfreie, ja frenetische Gasannahme des Zehnzylinder-Saugmotors verteilt Endorphine noch schneller als Kontrastmittel in den Blutbahnen.

Bei 8.000 Umdrehungen liegt die Maximalleistung an. Heiserer V10-Rocksound hallt über die Start-Ziel-Gerade, prallt im Motodrom auf die verlassenen Stadionsitzschalen, bevor er in die Südkurve reflektiert. Unglaublich ist nicht nur die Fanfare des Zehnzylinder-Saugers, sondern auch die Gleichmäßigkeit, mit der er sich bis zu seinem Drehzahllimit von 8.500/min hochschraubt.

Aufwärmrunde absolviert, jetzt zählt es. Traktionsgewaltig stößt sich der Performante in der Südkurve ab und hämmert über die Start-Ziel-Gerade. 217 km/h Topspeed vermerkt das GPS hier – schnell, aber längsdynamisch nicht unbedingt schneller als der normale Huracán. Bei der Beschleunigungsmessung aus dem Stand ringt der Performante seinem kleineren 610-PS-Bruder bis 100 km/h nur eine Zehntel- und bis 200 km/h nur zwei Zehntelsekunden ab.

Weiter in der Hockenheim-Dissertation. Nächstes Kapitel: Verzögerung im Performante. Seine serienmäßige Keramikbremsanlage sorgt ab sofort für Begeisterung. Verglichen mit dem normalen Huracán ist nicht nur der Pedaldruck besser dosierbar, auch die ABS-Regelung passt jetzt sehr gut zu den Cupreifen vom Typ Pirelli P Zero Trofeo R.

Diesen Meister des Reifengrips trug auch schon der normale Huracán, die ABS-Applikation war jedoch dort auf einen alltagstauglicheren Pirelli P Zero Corsa adaptiert worden. Bei späten Bremspunkten verhärtete dann das Bremspedal und der Mittelmotorsportler schob mit verminderter Verzögerungsleistung stumpf über die Vorderachse.

Wer wird der Präzisionsheld?

Im Performante ist auf der Bremse alles anders. Mit späten Bremsmanövern sticht der Flügel-Lambo in die Ameisenkurve. In die Kurve reinbremsen? Ja bitte, gerne. Auch die nackten Zahlen der Verzögerungsleistung an diesem Bremspunkt verdeutlichen die verbesserte Bremsperformance. Basis-Huracán: 12,9 m/s². Huracán Performante: 14,5 m/s². Und bei der Bremsmessung aus 100 km/h kommt der Performante mit einem Bremsweg von 31,8 Metern über einen Meter früher zum Stillstand als das Basismodell.

Und wie lenkt der Performante ein? Knackig, messerscharf, ultrapräzise – wir könnten jetzt munter mit dem Adjektiv-Bingo beim Thema Einlenkpräzision des Extrem-Huracán weitermachen. Ohne spürbare Seitenneigung pfeilt der Performante ums Eck.

Die optionale Dynamic-Lenkung mit unterschiedlichen Abstimmungen in den drei Fahrmodi (Strada, Sport, Corsa) überzeugt im Corsa-Modus mit knackigen Lenkkräften. Der Lenkwinkelbedarf ist jedoch vergleichsweise höher als später im GT2 RS. Ein kleiner Schuss mehr Präzision um die Mittellage und etwas weniger Lenkwinkel hätte es im Huracán Performante sein dürfen. Die GT2-RS-Lenkung hat etwas geringere Lenkkräfte, fühlt sich aber durch die direktere Rückmeldung um die Mittellage und den bereits erwähnten kleineren Lenkwinkelbedarf insgesamt mitteilsamer und präziser als ihr Lambo-Pendant an.

Anders als das Porsche-PDK trifft das Doppelkupplungsgetriebe des Huracán die Schaltpunkte im Automatikmodus am Limit nicht perfekt. Manuelle Gangwechsel des Piloten sind für schnelle Schaltvorgänge Pflicht.

Querspange im Huracán Performante: Einlenken, 193 km/h Midcornerspeed. Im schnellen Linksbogen merkt man sofort, dass der Flügel-Lambo deutlich mehr Abtrieb als der normale Huracán (Querspange: 183 km/h) generiert. Wie viel höher sein Abtrieb ist und wie das neue aktive Aerodynamiksystem namens ALA mit Aero-Vectoring-Funktion genau arbeitet, klären wir später im Supertest.

Ausgang Querspange, Sachskurve, Senke – der Huracán Performante hetzt unaufhörlich in Richtung Hockenheim-Rekord. Noch eine kurze Momentaufnahme vor der Zielflagge. Unter Last geht der 4x4-Sportler mit variablem Allradantrieb ganz sachte ins Untersteuern, bevor er gen Ende des Kurvenverlaufs in ein leichtes Leistungsübersteuern verfällt.

GT2 RS: perfekte Fahrbarkeit

Ungeachtet dessen kann auf der Start-Ziel-Geraden eigentlich die Fensterscheibe geöffnet werden und die italienische Flagge wie nach einem Heimsieg beim Monza-Grand-Prix rausgehalten werden. Mit einer Rundenzeit von 1.05,5 Minuten ist der Huracán Performante nicht nur satte zwei Sekunden schneller als das Basismodell, sondern übertrumpft auch jedes bisher auf dem Kleinen Kurs gemessene Serienfahrzeug.

Szenenwechsel, Umstieg in den Porsche GT2 RS. Auch wenn der in Racing-Gelb lackierte RS mit dem amtlichen Kennzeichen BB-EM 4202 genau jenes Fahrzeug ist, das den Nordschleifen-Rekord aufgestellt hat, muss sich die lebende Legende gleich ein wenig Kritik anhören. Wenn man mit Helm fährt, könnte die Sitzposition in den Vollschalensitzen auch hier einen Tick tiefer sein.

Doch es wird der einzige Mini-Makel bleiben, der mir beim GT2 RS zur Definition des perfekten Sportwagens fehlt. Kleiner Tipp unter Trackday-Brüdern: Einfach das mit Klettverschluss befestigte Sitzkissen herausnehmen, dann fühlt sich die Sitzposition so tief wie im Rennwagen GT3 Cup oder GT3 R an.

Porsche 911 GT2 RS, Motor
Hans-Dieter Seufert
Der 3,8 Liter Biturbo des Porsche kreiert 700 PS und 750 Nm Drehmoment aus den sechs Boxer-Zylindern.

Zugegeben, vor der Kombination „Hinterradantrieb plus 700 Biturbo-PS“ war zunächst ein höllischer Respekt da. Doch schon nach der Aufwärmrunde sind GT2 RS und Tester dicke Grenzbereichkumpel. Das Fazit steht diesmal am Anfang: Noch nie war ein GT-Elfer so fahrbar wie der 911 GT2 RS. Punkt!

Auf der Start-Ziel-Gerade zoomt der doppelt aufgeladene 3,8-Liter-Sechs- zylinderboxer den Extrem-911 bis auf unfassbare 230 km/h. Das Schöne: Der GT2 RS tritt einem dabei nicht wie das fast unfahrbare Can-Am-Turbomonster 917-30 aus den 1970er-Jahren die pure Angst in die Magengrube. Die Leistungsentfaltung des GT2 RS ist gewaltig, aber dabei gleichmäßig und berechenbar.

Die 217 km/h des Lamborghini auf der Start-Ziel-Geraden sind schon längst wieder vergessen. Der GT2 RS will sich mit vermeintlich Ranghöheren messen. Der Anfang 2017 getestete Rennwagen 911 GT3 R des Porsche-Werksteams Manthey-Racing mit dem legendären Spitznamen „Grello“ kam hier „nur“ auf 228 km/h. Und „Grello“ durfte ohne Balance-of-Performance-Zügel mit rund 590 PS bei nur 1.238 Kilo antreten.

Lassen wir die Autoquartettspielchen von gänzlich unterschiedlichen Fahrzeugkategorien. Wie sieht das Verzögerungs- und Einlenkverhalten des GT2 RS aus? Beim Thema Bremspedalgefühl und ABS-Applikation arbeitet Porsche im Allgemeinen und die GT-Abteilung im Speziellen ja ohnehin bereits auf einem extrem hohen Niveau. In puncto Bremsperformance gelingt dem GT2 RS jedoch ein historischer Schritt – als erstes Fahrzeug in der sport auto-Historie bremst er von 100 km/h auf null in unter 30 Metern! Genauer Fabelwert: 29,3 Meter. Ein Wahnsinnsergebnis! Vor allem bei den Bremswerten schien es zuletzt einen leichten Stillstand bei knapp über 30 Metern gegeben zu haben.

Auf dem Kleinen Kurs ist natürlich auch der GT2 RS ein Meister des Spätbremsens und des „In-die-Kurve-Reinbremsen“. Brems- und Einlenkvorgang verschwimmen derart perfekt miteinander, dass sogar reinrassige DTM-Autos aus den Anfang-2000er-Jahren im Museum hochgradig nervös werden. Dass der Hockenheim-Rekord des Lamborghini sofort wieder Geschichte sein wird, war schon beim Einlenken des GT2 RS in die Nordkurve klar. Die Frage ist nur: Wie hoch deklassiert der Über-911 den Über-Huracán?

Zu der extrem hohen Fahrbarkeit trägt auch ein perfekt kalkulierbares Anbrems-, Einlenk- und Eigenlenkverhalten im Grenzbereich bei. Egal ob 991 GT3, 991 GT3 RS oder 991.2 GT3: Bisher tendierten alle GT-Modelle aus der Elfer-Generation 991 zwar zu einem zackigen Einlenkverhalten, aber anschließend auch zu einer gewissen Lastwechselanfälligkeit. Lotete man den Grenzbereich nur bis zu 95 Prozent aus, fühlten sich besagte Modelle superagil und direkt an. Mit jedem Prozentpunkt über den 95 Prozent in Richtung absoluter Grenzbereich wurde das Fahrverhalten kniffliger und teils diffus.

Ein Traum: der mechanische Grip

Auch auf der Bremse war bisher Feingefühl gefragt. Speziell der 991.2 GT3 drückte im Supertest bei zu aggressiven Bremsmanövern schnell mit dem Heck. Bis das Heck anschließend wieder so stabil war, dass man wirkungsvoll aus der Kurve herausbeschleunigen konnte, verging wertvolle Zeit im Grenzbereich.

Der GT2 RS fährt ganz anders. Auszug aus den Testnotizen: „Stabil bei späten und aggressiven Bremsmanövern, stabil bei zackigen Einlenkimpulsen, stabil bei Lastwechseln. Der mechanische Grip ist ein Traum.“

Im Vergleich zum Huracán Performante verhält sich der GT2 RS nicht nur beim Einlenken, sondern auch beim Herausbeschleunigen neutraler. Für den beeindruckend hohen mechanischen Grip sind nicht nur verschiedenen Fahrwerksmodifikationen (härtere Federn, weichere Stabis, Uniball-Lager) verantwortlich, sondern auch ein neuer Reifentyp, der erstmals auf dem GT2 RS eingesetzt wird.

Neben den serienmäßigen Sportreifen Michelin Pilot Sport Cup 2 N2 und Dunlop Sport Maxx Race 2 wird es ab Frühjahr optional einen noch extremeren Cupreifen vom Typ Michelin Pilot Sport Cup 2 geben. Der Reifen ähnelt in Konstruktion, Mischung und Gripniveau dem Cup 2 ZP, den es auch für die Corvette Z06 und den Mercedes-AMG GT R gibt. Für die GT-Modelle von Porsche wurde aber eine eigene Spezifikation entwickelt. Wie der neue Reifen schlussendlich heißen wird, verrät Porsche noch nicht – dafür dürfen wir ihn aber schon heute exklusiv vorab testen. Wie viel er schneller als der serienmäßige N2 ist, klärt eine Analyse im späteren Supertest.

Die historischen Bestwerte sind natürlich, wenn auch nicht ausschließlich, diesem neuen Extrem-Cupreifen zu verdanken. Anders als die serienmäßigen Cupreifen von Michelin und Dunlop wurde dieser Reifen speziell auf Trockengrip ausgelegt. Wie bei der Corvette Z06 und beim Mercedes-AMG GT R muss eine spezielle Arbeitstemperatur erreicht sein, bevor der Reifen sein volles Grip-Potenzial entfalten kann.

Trotz Straßenzulassung ist ein dauerhafter Einsatz im Alltag nur bedingt empfehlenswert, wie sich beim Blick auf die Kaltbremswerte erkennen lässt. Der Alltagseinsatz ist kein Problem, sofern man bei bestimmten Witterungen vorausschauend mit dem hauptsächlich für die Rennstrecke konzipierten Reifen fährt.

Ähnlich verhält es sich übrigens auch mit dem Trofeo R des Huracán Performante, dessen Kaltbremsverhalten und Nassgrip nur einen Hauch besser sind. Auch beim Trofeo R war das hauptsächliche Entwicklungsziel der maximale Trockengrip. An das phänomenale Gripniveau des neuen Porsche-Reifens von Michelin kommt der Pirelli-Cupreifen aber nicht ganz heran.

Phänomenaler Kurvenspeed

Zu der beeindruckenden Traktion unter Last verhilft dem neuen GT2 RS aber nicht nur der hohe Reifengrip, sondern auch eine hervorragend abgestimmte Traktionskontrolle. ESP off, TC on – die Rundenzeiten mit Traktionskontrolle sind genauso schnell wie ohne.

TC-Regeleingriffe sind auch beim Herausbeschleunigen aus den engen Ecken des Kleinen Kurses nicht spürbar. Äußerst selten leuchtet das gelbe Lämpchen auf, das einen TC-Eingriff im Kombi-Instrument vermeldet. Eine spezielle Traktionskontrolle gibt es im Huracán Performante übrigens nicht. Das ESC muss dort komplett deaktiviert werden, da in den engen Kurven sonst die Leistung des V10 weggeregelt wird.

Lamborghini Huracán Performante, Porsche 911 GT2 RS, Rennstreckengraphik
Hans-Dieter Seufert
Porsches GT2 RS konnte den Lamborghini Huracán Performante am Hockenheim-Ring hinter sich lassen.

Und dann kommt irgendwann die Querspange im GT2 RS herangeflogen. Bremse kurz antippen, sanft einlenken, und mit phänomenalen 197 km/h stürzt sich der GT2 RS durch die Mutlinks auf dem Kleinen Kurs. Das Tempo in der Querspange ist für ein Straßenauto mehr als Champions League. Dabei bleibt der Flügelelfer mit den Radhausentlüftungen höchst fahrstabil und spielt sein Aero-Konzept mit sattem Abtrieb aus. Mit Rennstrecken-Set-up (angestellter Flügel, kleine Veränderungen der Luftführung an der Frontschürze) soll der Abtrieb bei Vmax bei 416 kg liegen (Straßen-Set-up 312 kg).

Schnell in der Querspange – aber dafür die anschließende enge Rechts verpasst? Nicht doch, auch Ausgang Querspange zaubert der GT2 RS einen Bestwert hervor. Mit 93 km/h ist der Flügel-Elfer hier genauso schnell wie bereits erwähnter GT3 R namens „Grello“ – Letzterer ging mit Slicks und Porsche-Werksfahrer Sven Müller an den Start.

Sachskurve, Senke, Südkurve – mit höchster Präzision feiert der neue Über-Elfer aus Weissach-Flacht die letzten Meter Ideallinie ab, dann ist es vollbracht. Die Überraschung, die Sensation, das Unglaubliche – angesichts der Rundenzeit des GT2 RS gehen die Superlative aus. Mit 1.03,8 Minuten pulverisiert er die Bestmarke für Serienautos. Nur am Rand: Beim DTM-Rennen 1993 auf dem Kleinen Kurs lag die Pole-Zeit bei 1.04,61 min.

GT2 RS, du machst uns sprachlos. Zu der Sprachlosigkeit kommen später in der Redaktion kreidebleiche Gesichter. Abgerechnet wird zum Schluss. Es wird doch am Ende nicht der Lamborghini ... – man mag es gar nicht aussprechen. Schauen Sie lieber selbst auf die abschließende Punktewertung.

Bis auf die Beschleunigungsdisziplin deklassiert der Porsche 911 GT2 RS den Lamborghini Huracán Performante. Ach was, er fährt ihn in Grund und Boden. Doch das hilft ihm nach dem aktuellen Punkteschema nicht, da beide Fahrzeuge die Maximalpunktzahl in allen Disziplinen bekommen – bis auf die Preis/Performance-Wertung. Da der GT2 RS jedoch deutlich teurer als der Huracán Performante ist, gewinnt der Lamborghini diese Disziplin und holt sich kurioserweise darüber den Gesamtsieg, obwohl er fahrdynamisch nicht den Hauch einer Chance hatte. Meine Meinung: Angesichts der herausragenden Darbietung des GT2 RS gibt es heute nur einen wahren Sieger.

Lamborghini Huracán Performante, Porsche 911 GT2 RS, Exterieur
Hans-Dieter Seufert
Die historischen Bestwerte bei der Bremsmessung, im Slalom und auf dem kleinen Kurs verschlagen unserem Tester die Sprache.

Wir sind erneut an dem Punkt, wo wir darüber nachdenken müssen, ob unser Messschema nochmals überarbeitet werden muss. Der letzte Über-Sportler, der diesen Denkanstoß gegeben hat, war der Porsche 918 Spyder. Diesen 887-PS-Helden unterbietet der Porsche 911 GT2 RS auf dem Kleinen Kurs jetzt um 2,5 Sekunden. Wie schon gesagt: Die Performance des neuen Überfliegers macht sprachlos.

Fazit

Dass der Porsche 911 GT2 RS ein Überflieger werden würde, war spätestens nach seinem offiziellen Nordschleifen-Rekord klar. Die historischen Bestwerte bei der Bremsmessung, im Slalom und auf dem Kleinen Kurs verschlagen einem dann aber doch die Sprache. Dass der 911 GT2 RS den Lamborghini Huracán Performante aus fahrdynamischer Sicht so deklassieren würde, damit war allerdings nicht zu rechnen. Ungeachtet dessen: Allein schon wegen des Saugmotorkonzerts ist der Performante auch ein traumhafter Supersportler.

Technische Daten
Lamborghini Huracán Performante PerformantePorsche 911 GT2 RS GT2 RS
Grundpreis232.098 €285.220 €
Außenmaße4506 x 1924 x 1165 mm4549 x 1880 x 1297 mm
Kofferraumvolumen100 l115 l
Hubraum / Motor5204 cm³ / 10-Zylinder3800 cm³ / 6-Zylinder
Leistung470 kW / 640 PS bei 8000 U/min515 kW / 700 PS bei 7000 U/min
Höchstgeschwindigkeit325 km/h340 km/h
0-100 km/h2,7 s2,9 s
Verbrauch13,7 l/100 km11,8 l/100 km
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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

148 Seiten