Audi RS3, BMW 1er M Coupé V10, VW Golf R32
Getunte gebrauchte Kompakte unter sich

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Leistung kann man bekanntlich nie genug haben: Ein turbogeladener VW Golf R32, ein getunter Audi RS 3 und ein BMW 1er M Coupé mit V10-Motor versprechen Fahrspaß ohne Ende. Unterwegs mit drei gebrauchten, zwischen 450 und 560 PS starken Tuning-Kompaktwagen.

BTRS-AUDI RS 3 Sportback, TJ-BMW Einser M Coupé V10, BTRS-VW Golf R32
Foto: Dino Eisele

Tief, breit, stark. Schwarz, weiß, grau. Verrückt, absurd, durchgeknallt. Drei getunte Kompakte mit zusammen über 1.500 PS, turbogeladene Fünf- und Sechszylinder aus dem VWKonzern, dazu ein bayerischer V10-Sauger – und dann noch die Kulisse: ein Hangar, der früher einmal als Parkhaus für Starfighter und Tornados diente. Anlass für dieses automobile Gipfeltreffen: die verrücktesten Gebrauchtwagen Deutschlands, Teil 2. Mosler, Lamborghini und Ford GT ade, jetzt zeigen drei gebrauchte Tuning-Kracher, was sie draufhaben.

Unsere Highlights
TJ-BMW Einser M Coupé V10, Seitenansicht
Dino Eisele
BMW: Dank gut abgestimmter Sperre sollte das Driften kein Problem sein.

BTRS-Audi RS 3 – 450 PS Turbo-Spaß

Kandidat Nummer eins: ein weißer Audi RS 3. Falsch, Suzukagrau nennt sich der seltene Metallic-Lack des Fünftürers. Die 20-Zöller stammen vom A5 und wurden kugelpoliert. Für die unverschämte Tieferlegung ist ein KW-Clubsport-Fahrwerk 3 zuständig. Damit die Hankooks im Format 235/30 R 20 nicht streifen, ist das Fahrwerk auf minus 3,0 Grad Sturz rundum eingestellt.

Unter der Haube? Der bekannte Fünfzylinder-Turbo, allerdings von 340 auf 450 PS gepusht. „Neue Ansaugluftführung, großer Ladeluftkühler, eine komplette Abgasanlage inklusive neuer Vorkats von HG-Motorsport und die Anpassung der Motorelektronik“, so Marcel Brugger über die Änderungen. Der Inhaber der Tuning-Firma BTRS und Geschäftsführer von Auto Brugger aus dem schwäbischen Füramoos hat den Audi RS 3 in seiner Werkstatt umgebaut. Kosten: Rund 8.000 Euro für den Motorumbau, die Räder kommen auf rund 5.200 Euro. Und der steht zum Verkauf? „Jein“, lächelt Brugger. „Mein Kunde schwankt noch, er hätte gerne 36.900 Euro für den RS 3. Darunter gibt er ihn nicht her.“ Dann mal nix wie hinters Volant, bevor der Sportback noch den Besitzer wechselt. Erstzulassung 2013, 32.000 Kilometer, ein Innenraum wie geleckt.

Den Ur-Quattro vor Augen

Vergleichbare Serien-RS-3 ohne Motortuning, Räder und Fahrwerk werden für etwa den gleichen Betrag gehandelt. Ein verlockendes Angebot also. Sonor brummend erwacht der Fünfzylinder zum Leben. S-tronic-Hebel auf S, und ab zur Autobahn. Anders als im TT RS gab es im Audi RS 3 kein manuelles Getriebe. Diesen Sportback müsste man allein schon wegen seines Sounds kaufen – einfach unvergleichlich, diese Mischung aus Auspufftrompeten und ungleichmäßiger Zündfolge. Und schon taucht er wieder vor dem geistigen Auge auf, der Audi Ur-Quattro aus den 1980er-Jahren.

Die 110 PS Mehrleistung spürt man deutlich, auch das von 450 auf 670 Nm gewachsene Drehmoment. Bei vollem Ladedruck schiebt der Turbo richtig an. „Die S-tronic-Serienkupplung verträgt maximal 730 Nm“, warnt Marcel vor noch heftigeren Tuning-Maßnahmen. Wer mehr als 450 PS will, kommt beim Audi RS 3 nicht mehr mit dem Serienlader aus. Selbst deutlich über 600 PS sind machbar, aber nur mit einem noch größeren Turbo, anderen Pleueln und verstärkten Motorlagern. Interessant: Trotz extremen Räderformaten und satter Tieferlegung ist der RS 3 keineswegs nervig zu fahren. Weder die Spurrillenempfindlichkeit noch der Abrollkomfort sind unterirdisch. Aber der Reifenverschleiß dürfte angesichts der Sturzwerte eher zu- als abnehmen.

BTRS-AUDI RS 3 Sportback, Seitenansicht
Dino Eisele
Audi: Extreme Räderformate, satte Tieferlegung und viel Fahrspaß.

BMW 1er M Coupé – Drehzahl statt Turbo

Zurück zum Kampfjet-Hangar, wo der V10-Motor von Andreas Stetters BMW 1er M Coupé warm läuft. Ein idealer Kontrast zum Audi: Zwei mal fünf ergibt zehn. Kein Turbo, kein Allrad, dafür hohe Drehzahlen und Heckantrieb. In seinem früheren Leben war das Coupé ein 120er-Diesel. Motor und SMG-Getriebe stammen aus einem M5-Unfallwagen mit 30.000 Kilometern. Die Achsen hat ein M3 E90 beigesteuert, ebenso das Sperrdifferenzial, jedoch mit längerer Übersetzung aus dem M5. Alle Bodyparts stammen vom 1er M Coupé, die Bremsen und Räder wiederum vom aktuellen M5 mit dem Kürzel F10. „Das Auto hat TJ Fahrzeugdesign gebaut“, so BMW-Fan Andreas Stetter, der sich begeistert zeigt, „dass alles handwerklich top gelöst wurde und nur BMW-Originalteile verwendet wurden“.

Also rein ins Cockpit, wo die Schalensitze aus dem M3 CLS E46 perfekten Seitenhalt herstellen. Auch innen saubere Arbeit, das Ambiente wirkt wie bei einem Werks-BMW. DSC aus, erster Gang eingelegt, SMG-Schaltzeiten auf extrakurz, Vollgas. Der Spaß kann beginnen: 5.000, 6.000, 7.000, 8.000, 8.500 Touren, ein kurzer Schnipp am rechten Schaltpaddel, zack, die Elektronik knallt den Zweiten rein. Der Fahrer weiß gar nicht, worauf er achten soll: auf den jubelnden V10, das flackernde DSC-Lämpchen, den zuckenden Drehzahlmesser oder die qualmenden Hinterreifen.

Getunter 1er kostet bis zu 85.000 Euro

Junge, geht das vorwärts. Die Geräuschmischung aus vollmundigem Ansaugschlürfen und V10-Sinfonie reizt Trommelfell, Großhirn und Nackenhärchen. Dank neuer Abgasanlage und neu abgestimmter Software leistet der V10 sogar 560 statt 507 PS.

Logo, dass der schwere Zehnzylinder mehr auf die Vorderachse drückt als etwa der Turbo-Sechszylinder des M Coupés. Doch davon ist im Alltag nur wenig zu spüren. „Mit dem 1er kann ich perfekt driften“, lacht Andreas. „Die Sperre ist super abgestimmt. DSC aus, und schon kommt das Heck!“ Der Wert des Über-1er, den Andreas übrigens nicht verkaufen will: „Die Autos liegen zwischen 75.000 und 85.000 Euro, je nach Ausstattung und Leistung“, weiß TJ-Chef Tim Prochnow.

VW Golf R32 – Beschleunigen bis 290 km/h

80.000 Euro, diese Summe hat Marcel Brugger in Kandidat Nummer 3 investiert. „Bis der VR6 Turbo meines Golf R32 richtig lief, habe ich vier Motoren geschrottet.“ Ausgerüstet mit vielen Teilen von HGP, leistet der vor 8.000 Kilometern neu montierte 3,2-Liter satte 495 PS und 640 Newtonmeter. Eine verstärkte Kupplung soll die Kraft im Zaum halten. Ebenso eine große Bremse, ein KW-Fahrwerk und 19-Zöller.

Fünf Minuten später wundert sich ein AMG-Driver – er müsste einen E 63 mit V8-Kompressor und 476 PS fahren –, wieso der schwarze Golf nicht lockerlässt. Bei 240 wirft der das Handtuch, wir beschleunigen weiter: 250, 270, erst bei Tacho 290 ist Ende. Der aufgeblasene VR6 faucht dazu seine ganz eigene Turbo-Melodie. Leider hat die Kupplung Schlupf. Marcel stöhnt: „Sie muss eigentlich 750 Nm vertragen.“ Trotzdem macht die Beschleunigung sprachlos. Wenn alles passt, ist Tempo 100 in 3,4 Sekunden erreicht.

Momentan wartet der Turbo-Golf abgemeldet auf einen neuen Besitzer. Marcels Freundin Selina fuhr ihn zuletzt und gibt ihn nur ungern her. Nur noch 27.000 Euro kostet er. „Leider rufen viele Träumer mit wenig Geld an.“

Vertrauensfrage

Respekt vor der handwerklichen Leistung! Sowohl der Golf R32 von BTRS als auch das 1er M Coupé von TJ Fahrzeugdesign sind faszinierende Einzelstücke mit richtig Leistung und unglaublicher Längsdynamik. 450 bis 560 PS im Kompaktwagen ergeben unterm Strich echte Sportwagen-Fahrleistungen.

Aber Kinders, was das kostet! 75.000 bis 85.000 Euro Wert für den BMW und ähnlich hohe Kosten für den Turbo-Golf stimmen nachdenklich. Allein ein Motor- und Getriebe-Kit von Turbospezialist HGP für den Golf R32 kommt auf rund 26.000 Euro. Da scheinen die 8.000 Euro für die 110 Mehr-PS beim Audi RS 3 geradezu günstig. Wie üblich bleibt es leider nicht bei der Anschaffung. Auch die Versicherungstarife verursachen Schmerzen: So kostet beispielsweise Marcels Turbo-Golf im Jahr 1.800 Euro, vor dem Tuning waren es nur 600 Euro.

Und an der Tanke gibt es die nächste saftige Quittung. Wer die Vmax öfter ausreizt – unsere drei Kandidaten schaffen immerhin zwischen 275 und 325 km/h – kommt mit einer Tankfüllung nicht besonders weit. Allzu schnell driftet der Verbrauch in Richtung 20 Liter und mehr ab. Der Wiederverkauf ist die nächste große Unbekannte bei einem getunten Auto. Aber wir wissen ja alle: Pure Vernunft ist auch keine Lösung. Schließlich ist das Leben viel zu kurz für langweilige Autos. Punkt.