Sauber-Mercedes C9, BMW V12 LMR, Mercedes CLK GTR
Le-Mans-Replika auf braver Limousinen-Basis

Man kann sich für viel Geld einen Rennwagen kaufen und ihn aufwändig für die Straße zulassen. Man kann ihn aber auch einfach selber bauen. So hat es Johan Ackermann aus Südafrika gemacht – schon mehrfach.

Mercedes CLK GTR Replika auf Basis E-Klasse W210
Foto: Johan Ackermann via Facebook

Es heißt, jeder Mann braucht ein Hobby. Wenn das stimmt, dann übererfüllt Johan Ackermann sein Soll. Schaut man sich das Facebook-Profil des Südafrikaners an, dann scheint er ein großer Katzenfreund zu sein. Und ein Freund historischer Le-Mans-Autos obendrein, denn dort finden sich auch Bilder des BMW V12 LMR von 1999 und des Sauber-Mercedes C9 von 1989. Doch wer genauer hinsieht, der erkennt: Es handelt sich nicht um die Originalautos, die Ackermann irgendwo fotografiert hat. Die Autos sind Nachbauten, die er selbst gefertigt hat.

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Den Gruppe-C-Silberpfeil hatte Ackermann bereits 2012 so weit vollendet, dass er damit auf die Straße konnte. Richtig gelesen: Das Auto verfügt über eine Straßenzulassung. Seitdem hat er den C9 weiter perfektioniert, ihm zum Beispiel die passenden Sponsorenaufkleber und die richtige Startnummer verpasst. Beim Sauber-Doppelsieg in Le Mans 1989 war es schließlich das Auto mit der 63, das vom Fahrertrio Jochen Mass, Manuel Reuter und Stanley Dickens zum Gesamtsieg gesteuert wurde. Und wenn man schon eine Rennwagen-Replika baut, dann doch jene eines siegreichen Autos. Die ist so gut gelungen, dass sogar der damalige Teamchef und -besitzer Peter Sauber per Brief dazu gratulierte.

3,2-Liter-Biturbo-V6 im C9-Nachbau

Diese Post hätte es sicher nicht gegeben, wenn der Nachbau dem Original nicht so ähnlich sehen würde – und wenn Ackermann das Projekt nicht so aufwendig umgesetzt hätte. Das Rohrrahmen-Chassis und die Karosserie aus glasfaserverstärktem Kunststoff hat er nämlich komplett in Eigenregie erschaffen. Um die Optik passend hinzubekommen, musste der Mann aus Johannesburg mehrfach die Flex ansetzen und das Dach umgestalten. Nach 16 Monaten war er weitgehend fertig und der etwa eine Tonne schwere C9-Nachbau stand auf seinen Rädern. Später, nachdem das Auto verkauft war, musste der Mann aus Johannesburg jedoch nochmal ran: Mark Burger, der Käufer, war schlicht zu groß für den Silberpfeil. Erst als Ackermann Chassis, Bodengruppe und Sitze anpasste, war Burger in der Lage, den C9 zu fahren.

Natürlich wird die Replika nicht vom echten Sauber-Mercedes-Antriebsstrang befeuert. In ihrem Chassis sitzt ein doppelt turbogeladener 3,2-Liter-V6-Motor, der zwar weit von den 800 PS des Fünfliter-Turbo-V8 des echten Sauber-Mercedes C9 entfernt ist. Aber die 375 PS und maximal 450 Newtonmeter des Ersatz-Triebwerks sollen die Replika im Maximalfall trotzdem auf fast 300 km/h beschleunigen. Gleichzeitig soll das Auto einfach zu fahren sein, auch weil Ackermann die Lenkung relativ komfortabel ausgelegt hat.

BMW V12 LMR als Nachfolge-Projekt

Doch irgendwann war das Auto komplett fertig und allein die Katzen konnten Ackermanns Bedürfnis nach Beschäftigung nicht befriedigen. Also startete er sein nächstes Projekt: Ein Auto, das Audis erfolgreicher Le-Mans-Ära Tribut zollt und von einem Fünfzylinder-Turbo angetrieben wird. Als er dabei nicht so recht weiterkam und die Frustration stieg, ersann Ackermann eine andere Idee: Ein Nachbau des 1999er Le-Mans-Siegerautos BMW V12 LMR, das Joachim Winkelhock, Pierluigi Martini und Yannick Dalmas überraschend zum Triumph führten. Was naheliegt, schließlich war Ackermann lange als Testfahrer und Ingenieur für BMW tätig.

06/2019, BMW V12 LMR Replika Johan Ackermann
Johan Ackermann / Facebook
Sowohl der Gitterrohrrahmen als auch die Glasfaser-Karosserie sind Marke Eigenbau.

Die Antriebsquelle des Original-Rennwagens war ein Sechsliter-Zwölfzylinder-Motor. Das Triebwerk der Replika sollte diesem Motor möglichst ähnlich sein. Also besorgte Ackermanns Partner bei diesem Projekt, Manie Coetzee, einen BMW 750i der Baureihe E38 als Spenderauto. Der wurde von einem 326 PS starken 5,4-Liter-V12 angetrieben. Dieser sitzt wie bereits beim Sauber C9 als Mittelmotor im Eigenbau-Chassis. Auch die Karosserie wurde wieder aus Glasfaser-Werkstoff laminiert.

Und nun die CLK-GTR-Replika

Als wir letztmals über Johan Ackermann berichteten, im Sommer 2019, sah die BMW-V12-LMR-Replika zwar schon komplett aus. Die Sponsoren-Beklebung war bereits originalgetreu aufgebracht, der Motor lief seinerzeit ebenfalls schon. Allerdings hatten Ackermann und Coetzee damals noch ein paar Probleme zu beseitigen. So schien eine Zylinderkopfdichtung beschädigt zu sein, ein Riemen quietschte arg laut und der Auspuff-Sound hätte nach dem Geschmack der Südafrikaner ein bisschen emotionaler sein können. Aber diese überschaubaren Problemchen waren schnell behoben, sodass auch die Replika des BMW-Le-Mans-Prototypen inzwischen auf den Straßen unterwegs ist.

Da nach dem Projekt vor dem Projekt ist, widmete sich Ackermann danach wieder einem Mercedes-Boliden. Diesmal jedoch nicht einem waschechten Le-Mans-Renner, sondern dessen Straßenableitung. Um ab 1997 in der FIA-GT-Meisterschaft und in Le Mans antreten zu können, mussten die Schwaben ein paar Handvoll Straßenboliden der langgezogenen Rennwagenflunder CLK GTR bauen. Genau diese diente dem Südafrikaner als Vorlage für sein jüngstes Projekt, das er kürzlich der Öffentlichkeit präsentierte.

Fotos, Videos und Modellauto als Vorlage

Ackermanns Mercedes CLK GTR basiert nicht auf dem damaligen Serien-CLK C208 ("zu kurz und schmal"), sondern auf einem E 280 der E-Klasse-Generation W210, die zwischen 1995 und 2002 gebaut wurde. Wie auf Ackermanns Facebook-Kanal wunderbar nachzuvollziehen ist, wurde die brave Mittelklasse-Limousine fast komplett zerlegt. Obenrum kommt der C208 dann aber doch ins Spiel: Dachpartie und Säulen wurden vom Mittelklasse-Coupé übernommen, um aus dem Viertürer mit Stufenheck einen Sportwagen mit Supercar-Proportionen zu machen.

Da der Südafrikaner mangels Verfügbarkeit – für die Motorsport-Homologation waren damals nur 25 Straßen-Exemplare notwendig – nicht einfach beim Original nach den Details schauen konnte, musste er sich auf die Medien verlassen. "Ich habe mir ein paar Youtube-Videos und Fotos des CLK GTR im Internet angeschaut", sagt Ackermann. "Die Maße habe ich von meinem Modellauto genommen." Aus dem Internet kam auch die Inspiration für das Projekt. "Ich habe dort die Versuche einiger Leute gesehen, die einen CLK GTR auf Basis eines Straßenautos bauen wollten, doch sie kamen nicht einmal nahe an das Original heran", sagt der Südafrikaner. So war sein Eifer geweckt. Ackermann wollte unbedingt zeigen, dass er es besser machen kann. Beim Blick auf die Bilder entsteht der Eindruck, dass ihm das gelungen ist. Zumal er nicht einfach eine Fiberglas-Kopie erschaffen hat, sondern die Karosserie weitgehend aus Metall besteht – wobei die gespachtelten Bereiche naturgemäß einen Großteil der Fläche einnehmen.

Der V12-Antrieb fehlt noch

Ganz fertig ist seine Mercedes-CLK-GTR-Replika, die aufgrund ihrer Basis ELK GTR heißt, nach rund fünf Monaten Bauzeit freilich noch nicht. So fehlt noch der Antrieb, bei dem der Erbauer, der seine Projekte weitgehend in Eigenregie umsetzt, in die Vollen gehen will: Die CLK-GTR-Replika soll den Sechsliter-V12-Benziner mit der Werkskennung M120 erhalten, den Mercedes in den Neunzigerjahren in seine großen Limousinen, Coupés und Roadster eingebaut hatte. Logisch: Der Original-CLK-GTR wurde schließlich auch von einem V12-Triebwerk befeuert. Beim Getriebe wird Ackermann der Marke allerdings untreu; hier sieht er eine Automatik aus dem Audi-Regal vor. Beim Interieur ist immerhin schon ein Anfang gemacht: Armaturenbrett, Sitze, Teppiche und Türverkleidungen spendierte ein betagter Mercedes SLK.

Gegen Jahresende soll Johan Ackermanns Mercedes ELK GTR fertig sein. Über sein nächstes Vorhaben denkt er jedoch bereits nach. Vielleicht ein Nachbau des noch selteneren Mercedes CLK GTR Roadsters? Das wäre naheliegend, denn so richtig zufrieden ist der Tüftler mit seinem neuesten Projekt nicht. Niedriger könnte er sein, der ELK GTR, zudem vorn etwas länger und hinten ein bisschen kürzer sowie mit weniger schroffen Formen an den Kotflügeln. Doch eins ist sicher: Der Südafrikaner wird die Medien und seine Follower über die Fortschritte auf dem Laufenden halten.

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Fazit

Respekt vor so viel Enthusiasmus, Hingabe und Detailversessenheit. Denn wer hätte nicht Lust, mit diesen Le Mans-Nachbauten mal eine Runde um den Block oder gar mehrere auf der Rennstrecke zu drehen? Bleibt zu hoffen, dass der ELK bald den gewünschten Antriebsstrang erhält und Ackermann seinem Hobby noch lange treu bleibt. Uns fallen da noch einige Le Mans-Legenden ein, die es wert wären, von ihm nachgebaut zu werden.

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