GM verzichtet auf Apple Carplay und Android Auto
Kein Apple und Android wegen Sicherheitsbedenken

General Motors verzichtet in zukünftigen Modellen auf Apple Carplay und Android Auto. Stattdessen setzt der US-Autokonzern auf die eigene 'Ultifi'-Software-Plattform.

Porsche App Update Apple Carplay Integration Infotainment
Foto: Porsche

Im Frühjahr 2023 gab der US-Autokonzern General Motors (GM) bekannt, künftige Modelle ohne die Smartphone-Integrationen Apple Carplay und Android Auto anzubieten. Die Nachricht kam überraschend und auch nicht bei allen potenziellen Kunden gut an. Schließlich ist die Software, über die sich mit entsprechenden Betriebssystemen ausgerüstete Smartphones auf dem Infotainment-Bildschirm des Autos spiegeln lassen, sehr beliebt. Insofern war es in Teilen unverständlich, warum der Autokonzern Apple Carplay (siehe Video) und Android Auto nicht zumindest als Alternative zu den eigenen Konnektivitäts-Lösungen weiterhin anbieten will.

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Doch inzwischen gibt es ein etwas klareres Bild, warum sich GM damals zu diesem Schritt entschieden hatte. Das US-Fachmagazin "MotorTrend" zitiert auf seiner Website den GM-Infotainment-Chef Tim Babbitt, der Sicherheitsmängel als zentralen Grund zum Apple-Carplay- und Android-Auto-Verzicht seines Arbeitgebers anführt. Jedoch nicht etwa in Bezug auf die Anfälligkeit für Hacker-Angriffe, sondern wegen zu großer Ablenkungen für die Fahrerinnen und Fahrer.

Stabilitätsprobleme führen zu Ablenkung

Laut Babbitt hätten beide Programme insbesondere bei kabelloser Verknüpfung Stabilitätsprobleme, die sich in schwankenden Verbindungen bis hin zu Abbrüchen, langsamen Reaktionen und schlechter Darstellung äußern. In der Folge würden die Personen am Steuer doch wieder ihre Handys zur Hand nehmen und sich vom Verkehrsgeschehen ablenken lassen, womit der Sinn und Zweck von Apple Carplay und Android Auto "völlig zunichte" gemacht würde. Babbitt zufolge liege die Lösung dieser Probleme manchmal außerhalb der Kontrolle der Autohersteller.

Diesen – aus GM-Sicht – Missstand will der Autokonzern mit seiner neuen, auf dem Betriebssystem Linux basierenden "Ultifi”-Software-Plattform beheben. Sie kommt erstmals beim elektrischen Chevrolet Blazer (siehe Fotoshow) zur Anwendung, der in den USA aktuell in den Markt eingeführt wird, und später bei den meisten weiteren GM-Baureihen. Indem beliebte Smartphone-Apps direkt in das Infotainment-Betriebssystem des Autos integriert sind, wird die Smartphone-Spiegelung per Apple Carplay und Android Auto weitgehend überflüssig. Nutzerinnen und Nutzer eines Apple iPhones sollen ihr Smartphone in den neuen Elektroautos von General Motors folgerichtig künftig nur dann nutzen können, wenn sie es über die Bluetooth-Funktion mit dem Auto verbinden.

Erst gratis, dann im Abo

Besitzerinnen und Besitzer eines Fahrzeugs aus dem GM-Konzern sollen Apps wie die Navigationsfunktion Google Maps und den Google Assistant für die Sprachsteuerung für einen Zeitraum von acht Jahren ab Erstzulassung kostenlos verwenden können. Streaming-Dienste wie Spotify und Audible können direkt im System genutzt werden. Für die Zeit nach Ablauf der acht Jahre, und auch für weitere Funktionen und Programme, sind Abo-Modelle und Käufe über einen dezidierten App-Store denkbar. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge hofft GM, auf diese Weise bis zum Jahr 2030 ungefähr 25 Milliarden Dollar (aktuell umgerechnet fast 23,2 Milliarden Euro) verdienen zu können.

Abos für Fahrzeugfunktionen sollen sich, so der Plan vieler großer Autobauer, zur wichtigen Umsatzsäule entwickeln. Einen ähnlichen Weg geht auch VW. Beginnend mit dem überarbeiteten ID.3 sind "Functions on demand" für flexible Zeiträume nutzbar.

GM will Hoheit über die Daten behalten

Die neue Software-Strategie soll den Entwicklern und Ingenieuren des Autoherstellers helfen, sich besser um die Integration und Vernetzung von Infotainment-Inhalten wie der Navigation mit Fahrassistenten und Funktionen zum automatisierten Fahren zu kümmern. Außerdem hält es GM mit diesem Schritt für wahrscheinlicher, die Hoheit über die vom Auto gesammelten Daten zu behalten. Diese sind nicht nur wichtig, um die eigenen Systeme zu verbessern, sondern können auch bares Geld wert sein – nämlich dann, wenn sie an Dritte weiterverkauft werden.

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Fazit

General Motors bietet in seinen künftigen Modellen Apple Carplay und Android Auto nicht mehr an. Stattdessen setzt GM auf die eigene 'Ultifi'-Software-Plattform. Diese Entscheidung wurde vordergründig getroffen, um Sicherheitsmängel und Stabilitätsprobleme zu beheben. Außerdem hofft der Autokonzern, durch diese Strategie viel Geld zu verdienen.

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