Kobalt-Mine in Marokko für E-Autos
BMW- und Renault-Zulieferer schädigt Umwelt

Recherchen von SZ, NDR und WDR zufolge soll eine marokkanische Mine, aus der BMW und Renault beträchtliche Mengen Kobalt für E-Auto-Batterien beziehen, Bestimmungen für Umwelt- und Arbeitsschutz massiv verletzen.

Kobalt
Foto: Managem

Laut NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" (SZ) lässt der marokkanische Rohstoffkonzern Managem in seiner Mine in Bou Azzer große Mengen giftiges Arsen in die Umwelt gelangen. Laut der Recherche halte Managem zudem internationale Standards zum Schutz von Arbeitern nicht ein.

Renault und BMW sind Managem-Kunden

Erst im Jahr 2022 unterzeichnete die Renault-Gruppe eine Vereinbarung mit Managem über eine nachhaltige Versorgung mit marokkanischem Kobalt. Zwei Jahre zuvor hatte schon BMW einen ähnlichen Vertrag über 100 Millionen Euro geschlossen, der etwa 20 Prozent des nötigen Rohstoffs abdeckt. Beide Konzerne benötigen das Kobalt für den Bau von Batterien für ihre Elektroflotte (Deutsche Standorte zur Batterieproduktion in der Galerie).

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Die nun aufgetauchten Missstände könnten im Konflikt mit dem deutschen Lieferketten-Gesetz stehen. Zumindest für BMW könnte es also ein juristisches Nachspiel geben. Denn seit Anfang 2023 verpflichten sich große deutsche Unternehmen dazu, Menschenrechts- und Umweltstandards von Zulieferern besonders genau zu prüfen.

Große Mengen Arsen in der Mine Bou Azzer

Die genannten deutschen Medien arbeiteten bei ihren Recherchen mit französischen und marokkanischen Kollegen von "Reporterre" und "Hawamich" zusammen. Reporter hätten vor Ort Wasser und Urinproben entnommen und dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Magdeburg zur Untersuchung übergeben. Im Interview mit dem NDR, dem WDR und der SZ fasst der Leiter der Abteilung Wasseranalytik, Wolf von Tümpling, das Ergebnis zusammen: "Die Konzentration ist exorbitant hoch und stellt eine Gefährdung dar. Und es ist auf jeden Fall so, dass dort Handlungsbedarf besteht".

Einige Wasserproben, die einem Flussbecken unterhalb der Mine im Anti-Atlas Gebirge im Süden des Landes entnommen wurden, weisen eine Arsenkonzentration von mehr als 18.000 Mikrogramm pro Liter auf. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat den Grenzwert für Trinkwasser auf zehn Mikrogramm pro Liter festgelegt. Das Arsen stammt aus den unter Tage gewonnenen Erzen. Die enthalten neben dem Schwermetall Kobalt auch die Verbindung Arsenid, die in Verbindung mit Wasser zu hochgiftigem Arsen wird.

Es fehlt an Schutzausrüstung

Während der Recherchen wären die Reporter immer wieder ins Gespräch mit ehemaligen und aktuellen Angestellten des Minen-Konzerns gekommen. Nahezu alle Arbeiter wären weder geschult noch über die möglichen Gesundheitsrisiken aufgeklärt worden. Auch gebe es vor Ort nicht genügend Schutzausrüstung. Zudem würden die Subunternehmer nur kurze Arbeitsverträge ausstellen, um eine soziale Absicherung zu umgehen.

Im Interview kommen Vertreter der marokkanischen Gewerkschaft CDT zu Wort. Sie werfen Managem vor, kritische Gewerkschaften nicht zu dulden. Minenarbeiter könnten heute im Prinzip nicht mehr Mitglied der CDT-Gewerkschaft sein. Managem selbst weist alle Vorwürfe zurück. Beim Betreiben der Mine würden auch bei den dort tätigen Subunternehmen hohe Arbeits- und Sozialstandards eingehalten.

BMW will reagieren

Auch BMW hat sich schon zu den Vorwürfen geäußert. Man nehme die Vorfälle sehr ernst und sei mit Managem im Austausch. Eine umfangreiche Dokumentation und Prüfung vor Ort sei angefordert worden. Sollte ein Fehlverhalten von Managem vorliegen, würde die BMW Group "sofortige Gegenmaßnahmen einfordern", sagte ein Sprecher.

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Fazit

Nach den Recherchen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR werden dem marokkanischen Kobalt-Minenbetreiber Managem schwere Vorwürfe bezüglich Umwelt- und Arbeitsschutz gemacht. Dabei geht es vor allem um große Mengen von giftigem Arsen, die in die Umwelt gelangen. Managem beliefert unter anderem Renault und BMW mit Kobalt für die Herstellung von Elektroautos.