Renault-Strategie „International Game Plan 2027”
Neue Plattform für nicht-europäische Modelle

Acht neue Modelle in den nächsten vier Jahren: Analog zur europäischen "Renaulution"-Strategie legt Renault für Schwellenländer in anderen Regionen den "International Game Plan 2027” auf.

Renault Niagara Concept Kompakt-Pick-up-Studie
Foto: Renault Group

Als Renault zum Jahresbeginn 2021 seinen "Renaulution"-Plan ankündigte, schlug dieser hohe Wellen. Vor allem deshalb, weil es sich dabei um einen strikten Elektro-Fahrplan handelt: Von 2030 an will der Autokonzern nur noch rein elektrisch angetriebene Autos anbieten. Mit einer Einschränkung: Das gilt nur für Europa. Eine derart klare Strategie für die wichtigen Märkte außerhalb des Kontinents existierte nach Amtsantritt des aktuellen Konzernchefs Luca de Meo noch nicht. Das ändert sich jetzt: Als Ergänzung zum "Renaulution"-Plan legen die Franzosen den "International Game Plan 2027" auf.

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Der Fokus liegt dabei auf vier Kernregionen: Lateinamerika, Nordafrika, Türkei und Indien. Hier will Renault bis 2027 insgesamt drei Milliarden Euro investieren, um in diesem Zeitraum acht neue Modelle auf den Markt zu bringen. Der zusammen mit den Plänen präsentierte und für Lateinamerika sowie Marokko vorgesehene Kompakt-SUV Kardian (siehe Fotoshow), der im B-Segment antritt, macht den Auftakt. Das Hauptaugenmerk liegt aber auf größeren Modellen im C- und D-Segment; diesen sollen allein fünf der geplanten Neulinge angehören. Das soll helfen, die Rendite zu verbessern. Das ehrgeizige Ziel: Bis 2027 soll sich der Nettoumsatz pro verkauftem Auto im Vergleich zu 2019 verdoppeln.

Eigene Multi-Antriebs-Plattform

Speziell für diese Märkte und Modelle konstruiert Renault eine eigene Plattform. Dieser modulare Baukasten erlaubt Fahrzeuglängen zwischen vier und fünf Metern sowie vier unterschiedliche Radstände, die zwischen 2,60 und drei Metern variieren. Dabei kommen Heckeinheiten von drei verschiedenen Längen zum Einsatz. Hochgradig flexibel ist die Plattform außerdem in Sachen Antrieben: Verbrenner können entweder in klassischer Form, in Flex-Fuel-Auslegung (also für Kraftstoff mit höherem Bioanteil) oder als Flüssiggasantriebe (LPG) eingebaut werden. Mildhybride mit 48-Volt-Bordnetz sind ebenso möglich wie Vollhybride. Neben Front- ist auch Allradantrieb vorgesehen. Die entsprechenden Verbrennungsmotoren dürften aus dem Aurobay-Joint-Venture kommen, an dem Renault seit geraumer Zeit zu 50 Prozent beteiligt ist.

Der Kardian mit Einliter-Dreizylinder-Turbobenziner, automatisiertem EDC-Getriebe und Frontantrieb nutzt die Plattform bereits. Auf ihn folgt in nicht allzu ferner Zukunft die Serienversion des ebenfalls präsentierten Niagara Concept (siehe Video). Der kompakte Lifestyle-Pick-up – das Segment ist in Lateinamerika sehr beliebt – tritt mit Hybridtechnologie und Allradantrieb an. Die Konzeptstudie stellt somit das andere Ende des Spektrums dessen dar, was die neue Plattform in puncto Antriebsvielfalt abdecken kann. Die weiteren geplanten Baureihen decken Renault zufolge "sehr unterschiedliche Karosserien und Silhouetten" ab; näher ins Detail geht der Hersteller bislang nicht.

Geelys CMA-Plattform für Asien

Als alternative Plattform, die jedoch nur für asiatische Märkte relevant ist, ist die CMA-Plattform von Geely. Vom chinesischen Autokonzern, der mit Renault im Aurobay-Joint-Venture verpartnert ist, hat sich die koreanische Renault-Tochter Renault Samsung Motors die Plattform lizensieren lassen. Sie kommt für Modelle der größeren Segmente D und E infrage. Das erste auf dieser Plattform basierende Modell soll 2024 vorgestellt werden. Ebenfalls nur eine Nebenrolle spielen außerhalb Europas reine Elektroautos. Zwar will Renault dort bald erste E-Modelle anbieten, zum Beispiel den Megane E-Tech Electric. Aber die Elektrifizierungspläne innerhalb des "International Game Plan 2027" muten im Vergleich zur Renaulution-Strategie überschaubar an: Bis 2027 soll nur jedes dritte außerhalb Europas verkaufte Auto über einen Hybrid- oder Elektroantrieb verfügen.

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Fazit

Renault will seine Positionen auf den Märkten außerhalb Europas stärken und hat dafür den "International Game Plan 2027" aufgelegt. Bis zu diesem Jahr sollen insgesamt acht neue Modelle für Lateinamerika, Nordafrika, Türkei und Indien aufgelegt werden – fünf davon im C- und D-Segment. Als technische Basis dient in erster Linie eine neue, hochgradig skalierbare Plattform, die viele Antriebsarten sowie Fahrzeuglängen und -formen darstellen kann. Reine Elektroantriebe spielen auf diesen Märkten – anders als in Europa – eine untergeordnete Rolle.