Mercedes-Streichliste - Luxus statt Volumenmodelle
Aus für die A-Klasse

Medienberichten zufolge schickt Mercedes wohl nicht nur die B-, sondern auch die A-Klasse in Rente. Den Einstieg in die künftige Luxus-Welt von Mercedes wollen die Schwaben neu definieren. Dass sich Mercedes auf das Luxus-Segment konzentrieren wollen, haben sie explizit mit einer neuen Strategie klar gemacht, die sie am 19. Mai 2022 vorgestellt haben.

Mercedes A-Klasse 2022 Ende Baureihe Abschluss
Foto: Mercedes / Patrick Lang

Mercedes-Chef Ola Källenius hat den neuen Modellfahrplan der Marke vorgestellt, der eine klare Fokussierung auf Luxus vorsieht. Darin ist unter anderem die Rede davon, die Anzahl der Karosserievarianten am unteren Ende des Portfolios von sieben auf vier zu reduzieren, der "entry point" soll "redesignt" werden, so Källenius in einer Telefonkonferenz. Das, und einige weitere Aussagen legen das Ende der A-Klasse nahe, deren regulärer Modellzyklus 2025 einen Nachfolger vorsehen würde.

Unsere Highlights

Dazu passt, dass das erste neue Modell mit neuer technischer Basis, der electric-first-Architektur Mercedes Modular Architecture (MMA), 2024 auf den Markt kommen soll – das könnte der neue entry point sein. Hartnäckig halten sich Gerüchte, es könnte eine Sports Utlity Limousine (SUL) werden, also ein Stufenheck-Auto mit SUV-Attributen.

Neues Einstiegsmodell CLA?

Und der Mercedes-CEO sagte außerdem, dass es nicht das Ziel von Mercedes sei, mit Volumenherstellern zu konkurrieren. Im Zuge der durch die Corona-Pandemie verursachten Materialknappheit hatten die Stuttgarter den teureren (und damit profitableren) Modellen bei der Teile-Versorgung bereits seit einiger Zeit den Vorzug gegeben. Das "unfreiwillige Experiment" einer Ausdünnung des Portfolios in den unteren Segmenten brachte wohl gute Ergebnisse und bestärkten Mercedes offenbar darin, sich auf das Luxus-Segment zu fokussieren und Modelle unterhalb der C-Klasse nicht weiterzuentwickeln. Das Handelsblatt will nun von Insidern erfahren haben, dass Mercedes im Kompaktsegment künftig nur noch CLA (Coupé und Shooting Brake), GLA und GLB anbieten will. Der Hersteller selbst äußert sich dazu bislang nicht offiziell.

Doch auch die generelle Entwicklung in der Automobilbranche stützt entsprechende Vermutungen. So wird es für die Autobauer immer weniger profitabel, kleine und kompakte Autos auf den Markt zu bringen und aktuell zu halten. Die Behörden schreiben zunehmend komplexere Assistenzsysteme vor und dann steht da noch die neue Abgasnorm Euro 7 vor der Tür. Im preissensiblen Segment sind die dafür notwendigen Technologien ökonomisch nur schwer darstellbar.

Neue Plattform ab 2024

Das bedeutet nun nicht, dass es von heute auf morgen keine Kompaktmodelle mehr von Mercedes geben wird. Die 2018 eingeführte A-Klasse läuft wie erwähnt noch bis 2025 weiter, für die B-Klasse steht 2026 im Kalender. Dass ein Van heute bei der Kundschaft keinen Stich mehr macht, ist der Tatsache geschuldet, dass vermehrt die angesagteren SUV-Modelle gekauft werden. Daher war das Aus der B-Klasse schon länger im Gespräch. Unlängst wurde allerdings die A-Klasse-Familie noch um reichweitenstarke PHEV-Varianten ergänzt, die so lange aktuell bleiben, bis die neu entwickelte MMA-Plattform die bisherige Frontantriebsplattform MFA-II ersetzt. Die MMA (Mercedes Modular Architecture) ist in erster Linie für elektrifizierte und rein elektrische Antriebsvarianten ausgelegt. Sie kann aber auch Drei- und Vierzylinder vermutlich quer eingebaut unter der Fronthaube tragen; die Verbrenner dienen dann möglicherweise nur mehr als Range-Extender. Das erste MMA-Modell ist wie gesagt für 2024 angekündigt.

A- und B-Klasse werden aller Voraussicht nach also keinen Nachfolger mehr erhalten. Zum Einstieg in die Mercedes-Markenwelt ist ein Quartett aus EQA, EQB, SUL (Sport Utility Limousine) und einem sportlich-flachen Fahrzeug in CLA-Manier wahrscheinlich, zu dem auch Technik-Anleihen beim besonders niedrigen und windschlüpfigen EQXX passen würden, wie sie Källenius für das Kompaktsegment, das bei Mercedes künftig "entry luxury" heißen soll, versprochen hat. Übrigens: Viele weitere Modelle und Modellvarianten der Stuttgarter stehen hinter vorgehaltener Hand bereits auf der Streichliste. Wer bis 2030 mehr als 20 rein elektrische Modelle im Angebot haben will, braucht eben Geld für die Entwicklung und Kapazitäten für deren Produktion. Wenn ein Modell also nicht ordnungsgemäß die Kassen füllt und gleichzeitig Ressourcen bündelt, wird es mit Blick auf die strategische Ausrichtung eng. Welche Autos da eventuell zittern müssen, erfahren Sie in unserer Fotoshow oben im Artikel.

Umfrage
Welche Modellreihe von Mercedes würden Sie fahren?
27085 Mal abgestimmt
A-Klasse
C-Klasse
E-Klasse
S-Klasse
Was elektrisches von Mercedes
Was sportliches von Mercedes
Gar nichts von Mercedes

Fazit

Der Marke Mercedes steht ein radikaler Umbau bevor. Bis 2030 will der Autobauer mehr als 20 rein elektrische Modelle im Angebot haben, ab 2024 kommt die neue Plattform MMA zum Einsatz. Zusammen mit den jüngsten Aussagen zum Selbstverständnis und der Strategie der Marke von CEO Ola Källenius ist es sehr wahrscheinlich, dass die A-Klasse keinen Nachfolger erhalten wird. Für die B-Klasse ist das schon länger im Gespräch.

Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024

Erscheinungsdatum 08.05.2024

148 Seiten