Factory 56 von Mercedes-Benz
730 Millionen-Werk eröffnet

Mit der Investition von rund 2,1 Mrd. Euro in den Standort Sindelfingen gibt Mercedes-Benz ein klares Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort Deutschland.

Factory 56
Foto: Daimler

Mercedes hat am 35.000-Mitarbeiter großen Standort Sindelfingen eine komplett neue Fabrik eröffnet. Die Schwaben bauen dort neben der E- und S-Klasse in drei Varianten auch die ersten EQ-Elektromodelle und Robo-Taxis. Die Daimler AG spricht von der "Automobil-Produktion der Zukunft". Die Bauzeit betrug 2,5 Jahre.

Fahrerlose Transportsysteme für die Produktion

In der Factory 56 setzt Daimler an sogenannten "Tec Lines" mehr als 400 fahrerlose Transportsysteme (FTS) ein. Diese FTS können zum Beispiel im Innenausbau des Autos das Fließband ersetzen. Damit gewinnt die hocheffiziente Montage in der Großserie an Flexibilität. Die Produktion kann zum Beispiel ohne großen Aufwand an zusätzliche Fahrzeuge angepasst werden. Maschinen und Anlagen sind miteinander vernetzt. In der Montage wird in Pilotanwendungen ein 5G-Mobilfunknetz getestet werden.

Unsere Highlights

Bis zu 75% weniger CO2

DAIMLER AG FACTORY 56
Daimler
So schaut die Factory 56 von außen aus.

Das bedeutet, dass die Produktion vernetzt ist – Stichwort Industrie 4.0 – und der Energieverbrauch deutlich gesenkt wird: Im Vergleich zur bisherigen S-Klasse-Produktion soll die neue Fabrik bis zu 75 Prozent weniger CO2 verursachen. Eine Photovoltaikanlage bestehend aus 12.000 Modulen auf dem Hallendach erzeugt bis zu 30% des benötigten Stroms.. Die Außenhülle soll viel Licht in die Halle lassen, die Raumtemperatur lässt sich im Sommer um bis zu sieben Grad gegenüber der Umgebungstemperatur absenken.

Rund 1.000 Mitarbeiter

In der Factory 56 werden etwa 1.500 Menschen in zwei Schichten arbeiten. Die Arbeitsplätze sind ergonomisch gestaltet, die Werkzeuge digital vernetzt. Statt mit Papier arbeiten die Menschen am Band mit Monitoren und Personal Digital Assistants (PDA). Allein dadurch lassen sich im Jahr rund zehn Tonnen Papier einsparen.

Schon heute sind Drehmomentschlüssel in der S-Klasse-Produktion über WLAN vernetzt und dokumentieren zum Beispiel Anzugsmomente für Schrauben. In der neuen Fabrik liefern fahrerlose Transportsysteme Komponenten, die per RFID nachverfolgbar und vernetzbar sind. Big-Data-Analysen und Predictive Maintainance sollen dafür sorgen, dass die Produktion reibungslos läuft und Wartungen vorausschauend erledigt werden können.

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Insgesamt sollen über 1.500 Mitarbeiter in zwei Schichten im neuen Werk arbeiten.

220.000 Quadratmeter Grundfläche

Für die Halle ließ Daimler 700.000 Kubikmeter Erde bewegen. Die Grundfläche entspricht mit 220.000 Quadratmetern 30 Fußballfeldern. Die Menge an Stahl für die Halle – 6.400 Tonnen – würde beinahe reichen, um den Pariser Eiffelturm nachzubauen. Die Factory 56 kostet allein 730 Millionen Euro. Insgesamt investiert das Unternehmen am Standort Sindelfingen bis einschließlich 2020 insgesamt 2,1 Milliarden Euro. Darin sind 1,5 Milliarden Euro für die Modernisierung des Werks enthalten. Rund 600 Millionen Euro fließen in Forschung und Entwicklung.

Über 105 Jahre altes Werk

Das Werk Sindelfingen ist einer von 30 Produktionsstandorten der Daimler AG, 35.000 Menschen arbeiten dort. Pro Jahr rollen 310.000 Autos von den Bändern. Als Hauptwerk für die E- und S-Klasse, sowie als Produktionsstandort für den AMG GT und Guard-Modelle ist es eines der wichtigsten Werke des Konzerns. Im Werk befinden sich außerdem Entwicklung und Design. Das Werk wurde 1915 gegründet.

Fazit

Mit der neuen Fabrik im eigenen Werk bekennt sich Mercedes-Benz zum Standort Deutschland. Von der Gesamtinvestitionssumme von 2,1 Milliarden Euro flossen allein 730 Millionen Euro in die Factory 56.

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