Opel Insignia OPC im Test
Wie sportlich ist der stärkste Serienopel?

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Der Opel Insignia OPC geht als Limousine für 44.900 Euro in Anbetracht seiner stattlichen Abmessungen, der üppigen Serienausstattung und der gebotenen Leistung schon fast als Schnäppchen durch. Was er in sportlicher Hinsicht zu bieten hat, klärt der Test.

Opel Insignia OPC
Foto: Frank Herzog

Nein - ein Leichtathlet ist der Opel Insignia nicht, auch nicht in der OPC-Version. Wie sollte er auch. Eine umfangreiche Komfortausstattung und der traktionsfördernde Allradantrieb haben eben ihren Preis - zumindest auf der Waage. Mit 1.833 Kilogramm pflegt der stärkste Serienopel aller Zeiten einen eher gewichtigen Auftritt. Dafür zählt die Rüsselsheimer Limousine mit 4,83 Metern von der Säbelzahn-bewehrten Front bis zum mit wuchtigen Auspuff-Endrohren versehenen Heck aber auch zu den ganz Langen im Feld der sportlichen Mittelklässler.

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Neuer Konkurrent für die sportlichen Mittelklässler

Selbst Audi - ansonsten nicht nur diesbezüglich gern das Maß der Dinge - belässt es beim 333 PS starken S4 bei 4,71 Meter. Dagegen mutet der 4,51 Meter lange BMW 335i fast schon winzig an. Doch was auf den ersten Blick - Stichwort: Raumangebot - als Vorteil durchgeht, bringt auch handfeste Nachteile mit sich. Wer größer ist, ist meist auch schwerer. Gewicht wiederum mindert die Agilität. Vor diesem Hintergrund war der Auftritt des mit der Kraft von 325 Pferden antretenden Opel-Sportlers auf der sport auto-Bühne mit Spannung zu erwarten.

Das OPC-Modell ist ein exzellentes Alltagsauto mit sportlichen Anlagen
 
Tatsächlich bestätigt sich in Hockenheim in weiten Teilen dann auch das, was die erste Ausfahrt in der Eifel und auf dem Opel-Prüfgelände in Pferdsfeld bereits nahelegte: Das große OPC-Modell ist ein exzellentes Alltagsauto mit sportlichen Anlagen, aber kein reinrassiger Sportwagen. Im täglichen Umgang überzeugen neben der hohen Qualitätsanmutung im Innenraum vor allem die selbsterklärende Bedienbarkeit und die hohe Funktionalität des Opel. Selbst die am linken Lenkstockhebel hinterlegten Info-Menüs, die neben den Inhalten des Bordcomputers auch Auskunft über die relevanten Motordaten geben oder das selbstständige Stoppen der Rundenzeit erlauben, geben keine größeren Rätsel auf.
 
Wer mag kann hier auch Änderungen am auf der OPC-Taste hinterlegten Grund-Setup vornehmen. Wem die strafferen Dämpferkennlinien des adaptiven Fahrwerks wichtig sind, das aggressivere Ansprechen des Motors im OPC-Modus jedoch nicht, der kann die sportlicheren Gaspedalkennlinien abwählen. Dann geht das Turbotriebwerk insbesondere unten herum deutlich moderater zu Werke. Diese Wahlfreiheit macht im täglichen Umgang schon deshalb Sinn, weil der starke Insignia im OPC-Programm mit einem etwas gewöhnungsbedürftigen, weil synthetisch anmutendem Gaspedalgefühl aufwartet. Der Kopf würde aufgrund der Bewegungen des Fußes zuweilen schlicht ein anderes Ergebnis erwarten. Soll heißen: Die Bewegungen des Gasfußes werden nicht zeitgerecht und eins zu eins in Vortrieb umgesetzt. Das erzeugt beim Fahrer den Eindruck eines nachschiebenden Turbos. Der Leistungseinsatz erfolgt gleichsam mit Verzögerung.
 
Rundenzeit Kleiner Kurs Hockenheim: 1.18,7 Minuten
 
Auf der Rennstrecke stellt sich die Sache interessanterweise anders dar. Dort, wo wahlweise digital Vollgas gegeben oder gebremst wird, wirkt der 60-Grad-V6 insbesondere oben heraus leicht zugeschnürt. Wer den Insignia OPC im Alltag kennengelernt hat, würde ihm "on track" grundsätzlich mehr zutrauen. Tatsächlich könnte die mit einem gut abgestimmten Fahrwerk ohne nennenswerte Wankneigung (im OPC-Modus) aufspielende Limousine hier durchaus mehr Lendenkraft vertragen. Dem von einem leicht mitschwenkenden Heck unterstützten zügigen Einlenken folgt am Kurvenausgang nur verhaltener Schub. Unterm Strich notiert der Hesse auf dem Kleinen Kurs in Hockenheim mit 1.18,7 Minuten. Damit ist er zwar deutlich schneller als beispielsweise ein Mercedes C 350 CGI (1.20,4 Minuten), aber eben auch viel langsamer als der gleichfalls turbobefeuerte und allradgetriebene Audi S4 (1.16,7 Minuten). Auch der BMW 335i, dessen 306 Biturbo-PS an den Hinterrädern angreifen, nimmt dem Opel auf diesem Terrain 1,7 Sekunden ab (siehe sport auto-Vergleich Audi S4 gegen BMW 335i).
 
Dem aus zahlreichen Audi-Modellen bekannten, auch bei Opel verwandten Haldex-System ist diesbezüglich nichts vorzuwerfen. Es verteilt die Antriebskräfte situationsgerecht. Nachhaltiges Untersteuern ist beim Opel Insignia OPC trotz des Umstandes, dass der Viertürer 58,1 Prozent seines Gewichts auf der Vorderachse trägt, kein Thema. Der Hesse bleibt getreulich in der Spur und wartet konzeptbedingt mit guter Traktion auf. Bezüglich der mit schwimmenden „Co-Cast“-Bremsscheiben an der Vorderachse versehenen Brembo-Bremsanlage hätte man hingegen mehr erwartet. Trotz Scheibendurchmessern von 355 Millimetern vorn und 315 Millimetern hinten lässt die Verzögerungsleistung der Bremse bei zunehmender Belastung sukzessive nach. Nach der zehnten Vollbremsung aus 100 km/h packt das in Italien geschnürte Paket mit nurmehr 10,4 statt der anfangs realisierten 11,0 m/s² zu. Am Pedal ist ein weicher werdender Druckpunkt zu verzeichnen.
 
In der Längsbeschleunigung bleibt der Testwagen mit 6,5 Sekunden von null auf 100 km/h eine halbe Sekunde über der Werksangabe, im Slalom schlägt er sich mit 66,1 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit wacker. Das Fahrverhalten in der auf 18 Meter Abstand gesteckten Pylonengasse ist sehr ausgewogen. Die mitlenkende Hinterachse unterstützt den agilen Gesamteindruck des Allradlers. Der vergleichsweise günstige Einstieg ins große OPC-Vergnügen wird durch den recht ungebührlichen Durst des Hessen in Teilen relativiert: Mit 15,3 Liter Durchschnittsverbrauch rangiert der starke Opel Insignia diesbezüglich ein gutes Stück vor der Konkurrenz von Audi. Der S4 begnügte sich anfangs des Jahres mit 14,1 Liter Super Plus auf 100 Testkilometern.

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Technische Daten
Opel Insignia OPC OPC
Grundpreis49.005 €
Außenmaße4842 x 1856 x 1498 mm
Kofferraumvolumen500 bis 1010 l
Hubraum / Motor2792 cm³ / 6-Zylinder
Leistung239 kW / 325 PS bei 5250 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h
0-100 km/h6,5 s
Verbrauch10,6 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
Sport Auto 03 / 2022
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Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten