Produktionsstart VW ID.3
Fast planmäßig mit fast allen Features

VW baute seit längerem ID.3, obwohl die Software nicht fertig war. Seit September wurde das E-Auto auch ausgeliefert. Die Kunden mussten auf aber zwei Funktionen verzichten.

VW ID.3, Best Cars 2020, Kategorie C Kompaktklasse
Foto: Martin Meiners

Der Online-Konfigurator mit konkreten Preisen für den VW ID.3 startete ab 17. Juni, die Auslieferung der ersten Elektro-Kompaktwagen begann in der Kalenderwoche 37, also Anfang September. "Und von insgesamt 256 Software-Features kommen nur zwei später", sagte Frank Welsch, VW-Entwicklungsvorstand. Der so genannte Fernbereich des Head-Up-Display, also jenes Großformat mit Augmented Reality-Funktionen, das trotz der Elektro-spezifischen Fahrzeugarchitektur ein vergleichsweise großes Armaturenbrett erfordert. Was noch?

Neue Mobilität im Alltag

Die Integration der Smartphone-Betriebssysteme Apple Car Play und Android. Wie bitte? Die sind doch aber gelernt? "Schon, aber nicht in der E³-Elektronik-Architektur des ID.3", sagte Welsch. "Prinzipiell funktionieren sie, doch manchmal passt die Reaktionszeit noch nicht, ein anderes Mal ist nicht klar, wann das Infotainment des Autos das Smartphone übersteuern soll oder muss, beispielsweise bei Warnmeldungen."

Aktuelle Software kommt kurz vor Auslieferung

Der Manager ließ aber auch keinen Zweifel daran, dass die Entwicklung des Elektro-Autos im Golf-Format Probleme bereitete – ebenso die Entwicklung des Golf VIII selbst. "Dabei ging es immer um Software-Themen. Hardware können wir". Deshalb ist die Software-Entwicklung seit zwei Jahren ein eigenständiger Bereich und nicht mehr der Technischen Entwicklung, also jenem Bereich, den Welsch verantwortet, unterstellt. "Ab einem gewissen Punkt steigen die Komplikationen exponentiell an. Dementsprechend müssen die Prüfprozesse angepasst werden", erklärt Welsch. Denn klar sei, dass der ID.3 bei Kunden von Beginn an alle Funktionalitäten fehlerfrei darstellen muss. Um dennoch den geplanten Auslieferungstermin im Sommer dieses Jahres halten zu können, baut das Werk Zwickau das auf 30.000 Einheiten limitierte Modell ID.3 1st sozusagen auf Halde, kurz vor der Auslieferung wird dann der aktuelle Software-Stand aufgespielt. Wenn der Kunde die beiden fehlenden Features bestellt, kann sein Auto spätestens Anfang 2021 upgedatet werden, die Hardware ist bereits an Bord. Seit Anfang Dezember läuft der ID.3 mit kompletter Software vom Band.

VW ID.3 Produktion Halde
nextmove
Bereits seit Monaten produziert VW den ID.3 auf Halde. Vor der Auslieferung im September bekommen die Fahrzeuge die aktuelle Software aufgespielt. Nur der Fernbereich des Head-Up-Display und die Smartphone-Integration werden zunächst fehlen.

Zunächst war der ID.3 1st in drei Ausstattungsvarianten, nur vier Farben und einer Antriebskonfiguration (58 kWh Akku, 150 kW Motorleistung, Hinterradantrieb, ca. 420 km Reichweite) erhältlich. Das sollte die Komplexität reduzieren und gewährleisten, dass alle Frühbucher ihr Auto noch in 2020 bekommen – wenn sie denn tatsächlich bestellten. "Derzeit haben wir rund 35.000 Reservierungen", sagte Silke Bagschiek, verantwortlich für das Marketing der Elektrofahrzeuge bei VW. "Jetzt sind wir gespannt, wie viele wirklich einen Kaufvertrag abschließen". Alle anderen Kunden konnten sich ihren ID.3 ab Mitte Juli konfigurieren. Die Preisspanne der 1st-Modelle: unter 40.000 Euro, unter 46.000 Euro (1st Plus) und unter 50.000 Euro (1st Max). Abzüglich Prämie.

VW ID.3: Die Preise der 1st-Edition

Modell

Preis

Ausstattung

ID.3 1st

39.955 Euro*

Navi, DAB+, 2-Zonen-Klima, Sitz- und Lenkradheizung, Laden mit 100 kW Gleichstrom (DC) bzw. 11 kW Wechselstrom (AC), 18-Zoll-Leichtmetallräder, Light Assist, natürliche Sprachbedienung und ID. light im Interieur etc.

ID.3 1st Plus

45.995 Euro*

zusätzlich Rückfahrkamera, Keyless Advanced, zwei zusätzlichen USB-C-Anschlüssen hinten, getönte Scheiben, Exterieur-Style-Paket in Silber, LED-Matrix-Scheinwerfer, LED Rückleuchten mit dynamischer Wischfunktion, 19-Zoll-Leichtmetallräder.

ID.3 1st Max

49.995 Euro*

zusätzlich Augmented-Reality-Head-up-Display (AR), zwei zusätzliche Lautsprecher, großes Panoramadach, 20-Zoll-Leichtmetallräder, Fahrassistent „Travel Assist“ inklusive Spurwechselassistent „Side Assist“ und „Emergency Assist“ sowie die Telefonschnittstelle „Comfort“ mit induktivem Laden, elektrische Vordersitze mit Massagefunktion.

*exklusive Prämie; bei Lieferung zwischen 1.7.2020 bis 31.12.2020 werden 3 % Mehrwertsteuer abgezogen

Aber es sollte doch eigentlich unter 30.000 Euro losgehen? "Auch das Basismodell wird noch in diesem Jahr verfügbar sein", versprach VW-COO Ralf Brandstätter. Ein Ziel erreicht VW allerdings nicht: "Aufgrund der Corona-Pandemie können wir nicht wie geplant noch in diesem Jahr 100.000 ID.3 bauen". Wie viele Autos mehr als die gesicherten 30.000 der First Edition konnte der neue Markenchef noch nicht sagen. "Da wir aber auch weniger Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor bauen können, schaffen wir zumindest die CO2-Vorgaben", erklärt Brandstätter".

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Fazit

VW wollte den den ID.3 ab August ausliefern, es wurde September. Vier Wochen Verzögerung trotz Corona – das klingt nicht nach Katastrophe. Dass von unzähligen Softwarefunktionen dann zwei nicht gingen auch nicht – vor allem nicht, wenn man bedenkt, dass der ID.3 einen kompletten Systemwechsel bringt. Jetzt sollten nur keine Fehler nach der Auslieferung auftreten, solche, die zuletzt den Auslieferungsstopp beim Golf 8 verursacht haben.